Fenster schliessen
 | RSSImpressum | Login logo
logo



"Duell des Todes": Zurück von der Cancom-Roadshow


12.06.2003   Vorab: Dieser Artikel ist nur ein kleiner Vorgeschmack. Interviews, Vorträge und viele Produktdemos sind auf Film gebannt und werden in Kürze hier zu sehen sein. Mit dabei ist übrigens auch ein Rededuell zwischen Hewlett Packard und Apple, welches wir exklusiv für unsere Zuschauer organisiert haben. Die Roadshow tourt in den nächsten Tagen noch durch andere Städte in Deutschland und Österreich, wie man bei Cancom.de erfahren kann.

Cancom macht seine Sache bei diesen Shows recht gut. Es kostet nichts, informieren muss man sich sowieso mal, und hier hat man fachkundige Leute zu verschiedenen Themen gleich beeinander. Wer Zeit hat und wen die Themen interessieren, sollte hingehen. Der Vorteil dieser Hausmessen liegt darin, dass man persönliche Anliegen besprechen kann. Das erfordert eigene Initiative. Man kann nicht nur durchschlendern, sondern man muss zum gewünschten Gesprächspartner gehen und Fragen stellen. Apple hatte keine Vorführung zum Xserve, aber das Gerät war da, ein Client ebenfalls und die ganzen Tools dazu. Gezeigt wurde, was gefragt wurde. Das sollte man sich nicht zweimal sagen lassen.

Das Motto der Show hiess diesmal reichlich frech: "Media Solutions für X und XP", womit Cancom seine neue Strategie unterstrich, beide Plattformen zu verkaufen und zu unterstützen. Der Bonus für Apple scheint Vergangenheit zu sein. Und so war Apples Messestand geradezu symbolisch eingezwängt zwischen Intel und HP. (Wenngleich Apple den meisten Platz und den besten Standort bekommen hatte -- man weiß offenbar doch noch, was sich gehört...)

Für Apple dürfte diese Ansicht gewöhnungsbedürftig sein. Für mich auch. Jeder zweite Demo-Platz war mit einem PC von Hewlett Packard bestückt, und sooo furchtbar fies sehen die Dinger gar nicht aus. Die Vorführungen im grossen Saal liefen vorwiegend unter Windows XP. Auf den Tischen lagen Flyer und Gummibärchen, auf denen irgendwas mit "Pentium soundso" stand. Ehrlich gesagt, wenn man als Mac-Fan auf so eine Veranstaltung geht, muss man angesichts dieses deutlichen Vorrückens der PC-Fraktion in die innersten Gefilde des Mac-Marktes schon schlucken.

Aber dann stellte sich das geladene Publikum ein, und es war die selbe abgerissene Bande an Quertreibern und Besserwissern, die man schon bei allen anderen Mac-Events auf Birkenstock-Sandalen umherschlurfen sah -- und da war der Fall eigentlich erledigt. Diese Leute werden nie einen PC kaufen. Kann man gleich wieder vergessen.

Das ist gar nicht so übertrieben. Auf der Roadshow konnte man zwar sehen, dass Indesign und Photoshop auch auf dem PC zu funktionieren scheinen. Als jedoch nach Apples Vortrag der Vertreter von Hewlett Packard die Bühne betrat, gab es beinahe eine Massenflucht. Ich denke, bei aller Fairness ist das der zutreffende Begriff, so bitter es auch ist. Die Mehrzahl der Gäste (vielleicht 80 Prozent) verliessen den Raum auf dem geometrisch kürzest möglichen Weg. Hier hat Hewlett Packard noch einen langen Weg vor sich, oder sagen wir es positiv: Das Potenzial ist noch sehr gross.

Ich weiss auch nicht, wass den HP-Vertreter anfocht, umständlich über die interessante Firmengeschichte und -philosophie abzulabern und auch nicht mit Erzählungen über die ersten programmierbaren Taschenrechner zu sparen, die es nämlich in den Siebzigern gab. Der erste grosse Deal war übrigens mit Disney, und zwar... naja, vielleicht ein andermal. Zweifellos aber hat HP eine beeindruckend umfassende Produktpalette vom kleinen Mini-PC bis zum Monster-Server und ist ein höchst potenter Partner für Firmenkunden. Cancom hat hier bestimmt eine gute Wahl getroffen.

Bevor man allerdings einen PC von irgendwem kauft, muss man eine Plattformentscheidung treffen. Hier hat weder Apple noch HP noch Cancom die Chance ergriffen, das Publikum auf eine konkrete Seite zu ziehen. Der vermutlich wichtigsten Frage hat sich also niemand gewidmet. Und das ist schade, denn hier hätte ich gerne ein grosses, spannendes Duell gesehen. Ich kann auch HP als Herausforderer nicht verstehen. So schwer kann es nicht sein, den Macianern die Vorteile der grossen, mächtigen Wintel-Welt einzutrichtern.

Apple hat leider auch eine Chance verpasst. Sicher ist OS X das wichtigste Anliegen der Firma. Schön. Aber muss man vor einem Publikum aus Publishern wirklich lang und breit über iChat oder die Vorzüge eines GCC-Compilers philosophieren? Die Frage ist doch nicht, ob Mail nun Spam filtern kann. Die Frage ist, ob die X-Plattform für den Einsatz im Betrieb reif ist. Die Firmen stehen oft immer noch vor dieser Entscheidung. Die wollen wissen: Was ist mit meinem Netzwerk? Was mache ich mit den alten OS-9-Maschinen darin? Was muss ich tun, um zu wechseln? Ist das einfach ein Update? Lohnt sich das aus ökonomischer Sicht? Was springt für mich heraus? Wie gut ist die Classic-Box wirklich?

Ausserdem wurde vor einem Jahr praktisch der gleiche Vortrag gehalten. Apples Vertreter hat das Zeug gut verkauft, das ist wahr, aber das Thema war nach meiner Meinung nicht optimal an das Publikum angepasst. Gemischte Netze aus OS 9, OS X und Win XP sind für eine Art "Fachtagung" einfach wichtiger als "SMS verschicken per Bluetooth". Die Leute wollen sicher sein, dass sie den Betrieb nicht in die Scheisse reiten, wenn sie von OS 9 auf OS X wechseln. Sie trauen dem Braten nicht, oder noch nicht. Apple muss seine Kunden genau dort abholen.

Was sehr gut war, war die Präsenz von Apples Hardware. Alle Hardware-Produkte waren zu sehen, teilweise bei Apple selbst, teilweise woanders. Und das war großartig, gerade WEIL nebendran stets ein PC um Aufmerksamkeit buhlte. Wer Aufmerksamkeit haben will, sollte sich nie neben einen G4 mit 23-Zoll-Display stellen. Das könnte übel ausgehen!

Im direkten Vergleich der Produkte kann Apple locker mithalten. Fakt ist, dass es verschiedene gute Hersteller gibt. Es mag subjektiv sein (und das ist es zweifellos), aber für mich haben nur die Macs jenen "Zauber", der mir ein Leuchten in die Augen bringt. An einem aktuellen Mac mit einem Cinema Display zu sitzen ist einfach ein Traum. Das Gehäusedesign, die Aqua-Oberfläche, die sanften, weichen Bewegungen von Fenstern und Paletten ist schlicht einzigartig. Selbst wenn man ganz banal im Web surft (es war eine sehr schnelle Verbindung vorhanden), macht es einen Unterschied. Es ist der pure Luxus.

Unter Windows XP funktioniert es auch. Sicher. Warum nicht.

Aber an einem G4 mit Riesendisplay zu sitzen ist einfach pervers! Vermutlich kostet die Hardware deshalb ein wenig mehr, weil Vernügungssteuer inklusive ist. Das muss es sein.