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Der G5 zu Gast bei Fa. Denkform: Neues zu Lüftergeräusch und Tastatur


18.07.2003   Anlässlich einer Hausmesse der Firma Denkform in der Nähe von Frankfurt und Wiesbaden (von der wir noch ausführlich berichten werden), gab es den G5 in einem Zimmer zu bestaunen, welches etwa Bürogröße hatte. Warum das wichtig ist? Weil man so erstmals die Lautstärke des Geräts exakt beurteilen konnte. Dazu gleich mehr

Die Hausmesse war ein großer Erfolg für alle Beteiligten. Die Fa. Denkform hatte zum Thema "Digital Video" eingeladen. Als Aussteller waren dabei: Apple (G5), Canon (Kameras), DataVideo (Live-Regiepult und -mixer), Discreet (Compositing-Software "Combustion" und Kompressions-Software "Cleaner"). Zusätzlich gab es einen sehr interessanten Vortrag zu Final Cut Pro. Wir haben aus der Veranstaltung drei komplette Vorführungen mitgeschnitten und werden diese demnächst veröffentlichen.

Die Firma Denkform gehört interessanterweise zum neuen Comspot-Netzwerk, welches gerade deutschlandweit aufgebaut wird. Anstelle der bloßen Versorgung mit Hardware stehen hier persönliche Betreuung und Know-How im Vordergrund. Gerade bei Video ist das auch sehr nötig. Zum Beispiel braucht man für die Abschätzung, welche Hardware man einsetzen muss, viel Erfahrung. Einfach mal einen Mac kaufen und dann den großen Hollywood-Streifen schneiden klappt nämlich nicht. Wen kann man schon fragen, wenn man wissen will, was man für einen funktionierenden TV-tauglichen Workflow braucht? Braucht man ein RAID? Wie gross muss es sein? SCSI oder Fibre-Channel? So etwas kann man nicht aus dem Katalog kaufen. Daher wundert es nicht, dass zahlreiche Kunden einen langen Anfahrtsweg auf sich nahmen, um dabei sein zu können. Denkform bietet darüber hinaus eine eigene Reparaturwerkstatt mit Ersatzgeräten, Reparatur und Support vor Ort, Systemberatung/Projektkonzeption, Schulung & Training, Forschung und Lehre (Education), Colormanagement (GretagMacbeth Partner), Redaktionssysteme, FileMaker-Programmierung und natürlich die nötigen Produkte dafür.

So, genug der Werbung (aber der Laden verdient es). Kommen wir nun zum PowerMac G5. Apples Holger Niederländer war eigens aus München herbeigebraust (VW Sharan, silbermetallic) und wurde nicht müde, Stunde um Stunde die Fragen der Besucher zu beantworten. Apple war in einem eigenen Raum untergebracht, der etwa 16 bis 20 Quadratmeter groß war, also vergleichbar mit einem netten Büro für ein bis vier Personen. Genau der richtige Ort, um das gute Stück unter realen Bedingungen zu begutachten. (Und damit meine ich nicht Herrn Niederländer.)

Wir trieben die CPU-Last für eine Weile auf ca. 50 bis 60 Prozent. Es war ein sehr warmer Sommertag. Die CPU-Lüfter waren nicht auf der niedrigsten Stufe, soviel konnte man klar sehen. In der niedrigsten Stufe kann man noch erkennen, wie sich die einzelnen Blätter drehen. In unserem Fall war das nicht mehr möglich, weil die Drehzahl höher war. Dieses Szenario dürfte den normalen Arbeitsbedingungen entsprechen.

Nun schlossen wir die Tür und hielten eine Weile den Atem an.

Das Gerät ist kaum hörbar. Man vernimmt ein leises Surren, aber keine Luftgeräusche. Die Klang-Charakteristik gleicht der des TFT-iMacs (!!), bei dem man ebenfalls nicht das Rauschen der Luftströme hört. Das Surren des G5 ist ein klein wenig lauter als beim iMac. Es ist erfreulicherweise nicht begleitet von hochfrequenten, unangenehmen Tönen. Soweit man das überhaupt sagen kann, ist der Klang "angenehm". Der G5 ist alles andere als das ultimative Gebläse, welches möglichst viel Wind durchs Gehäuse schaufelt. Das Gegenteil ist der Fall. Ein zarter Hauch streichelt die Schaltkreise. Man ist fast versucht, etwas Penaten Babypuder hineinzuschütten.

Die Ruhe ist angesichts der Größe des Geräts und dessen Kühlungsbedarfs sehr erstaunlich. Getestet haben wir das Flaggschiff mit 2x 2 GHz, allerdings war es kein Seriengerät. Wer hätte je gedacht, dass so ein Geschoss so leise sein könnte? Der G5 rückt in die Nähe des Cubes. Der ist zwar zweifellos leiser, aber der "Wohlfühlfaktor" dürfte beim G5 nicht sehr viel geringer sein.

Es ist schwer, per Text ein "Gefühl" für die Lautstärke und die Wirkung des spezifischen Klangs auf den Menschen zu vermitteln. Es geht nicht nur um "laut" oder "leise", sondern um rein subjektive Eindrücke, also ob das Gerät unterhalb der "Nerv-Schwelle" liegt und ob es "angenehm" ist. Apple wirbt mit 35 dB und der Behauptung, der G5 sei nur halb so laut wie die letzten G4, aber das trifft nicht wirklich den Punkt. Der G5 ist weitaus angenehmer als die 35 dB vermuten lassen. Die Personen im Raum waren jedenfalls sehr beeindruckt und wir mussten alle wirklich ganz still sein, um den Computer überhaupt zu hören. Sobald sich jemand bewegte, übertönte das Rascheln der Kleidung die Ventilation des G5.

Der PowerMac G5 ist schon wegen diesem Punkt ein Killer-Angebot an die Kunden. Wer träumt nicht von einer hochperformanten Workstation, die zugleich flüsterleise ist? Um ganz ehrlich zu sein: Die angenehme Atmospähre, die der elegante G5 verbreitet, hat mich mehr beeindruckt als das eine oder andere Demo zur Rechenleistung. Hier ist Apple ein großer Wurf gelungen, und wenn die Kunden den Händlern nicht die Türen einrennen, dann weiß ich auch nicht, was Apple noch tun kann.

Vor einem knappen Jahr sah die Welt noch anders aus. Man las von (angeblich) traumhaft schnellen 3-GHz-Boliden von Dell, die preisgünstig und sehr leise waren. Die PowerMacs lärmten vor sich hin und kamen trotzdem nicht vom Fleck. Da fühlte man sich als Mac-Anwender doch ein wenig angeschmiert, stimmt's? Heute steht man vor dem G5 und die PCs sind plötzlich wieder in weite, weite Ferne gerückt. Gerade wenn man das Gespann aus Hardware und OS als "Gesamtkunstwerk" betrachtet, ist der G5 ohne Zweifel das verlockendste Angebot, das Apple jemals gemacht hat.

Ach ja, da war auch diese weiße Tastatur. Das Schreibgefühl ist eigentlich identisch mit der bisherigen Pro-Version. Ich habe es zwar nur kurze Zeit getestet, aber da gab es nichts zu beanstanden. Die Tastatur ist fast randlos und wirkt dadurch minimalistisch und sparsam. Das ist vermutlich das größte Problem für viele Käufer. Sie würden eher eine "Luxus"-Tastatur erwarten, groß, schwer, teuer, und im Metalldesign des PowerMacs. Gegen diesen Wunsch ist nichts einzuwenden, allerdings könnte man auch argumentieren, dass die Design-Philosphie des G5 gerade der Minimalismus ist, der Verzicht auf alles, was irgendwie zu viel sein könnte. Dieser Philosophie entspricht die Tastatur. Insofern ist sie auch kein Fremdkörper. (Erstaunlich, was man sich alles einreden kann!)

Die weiße Farbe ist etwas merkwürdig, aber auch nicht völlig unpassend. Man könnte argumentieren, dass Weiß eine praktische Farbe für eine Tastatur ist. Das wirkt eventuell edler als eine silbrig eingefärbte Plastiktastatur. Und echtes Metall kann Apple auch nicht verwenden, das ist zu teuer und sieht aus, als gehörte das Keyboard in eine Kfz-Werkstatt. Fehlt nur noch die Kanne Öl. Möglicherweise war es einfach ungeschickt, die neue Tastatur erstmals mit dem eMac auszuliefern. Hätte Apple bis zum G5 gewartet, würden sich vielleicht alle darum reissen. Wer weiß?

Wie auch immer, die neue Tastatur ist nicht schlechter als die alte Version. Wer damit zufrieden war, wird weiterhin zufrieden sein. Falls Apple irgendwann was Neues rausbringen sollte, dann wäre ein Neukauf auch kein Weltuntergang. In zwei Jahren verkauft man dann das alte Modell als "originale G5-Tastatur, seltenes Exemplar!" für ein Schweinegeld bei eBay.

Was gab's sonst noch? Ich muss bei Apple leider einen bedrohlichen Sittenverfall bemängeln. Apple war, wie gesagt, vertreten durch Holger Niederländer. Ich kann verstehen, wenn man die Präsentation eines neuen PowerMacs peppig gestalten will, aber die gestrige Darbietung war definitiv nicht jugendfrei. Selbst die erwachsenen Besucher schnappten nach Luft, weil es einfach zuviel war. Ich habe mich mit einigen Besuchern unterhalten, die mir das bestätigt haben. Herr Niederländer hatte einen G5 an zwei (!) Cinema Displays angeschlossen. Das war reiner Porno. Einfach pervers.