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Jetzt wird's spannend: Dell lanciert iPod-Plagiat


Der Kunde soll den Eindruck bekommen, es handele sich im Grunde um den iPod, nur billiger, und eben von Dell. Das ist legal und war schon immer deren Geschäftsidee. Auch Apple hat die MP3-Player nicht erfunden. Aber sie haben die Maßstäbe gesetzt, nach denen heute gemessen wird: Größe, Kapazität, Preis, Integration -- und vor allem eine geniale und ausgewogene Kombination dieser Attribute. Was hat das Dell-Gerät in dieser Beziehung zu bieten? Dazu hat sich Dell bislang ausgeschwiegen. Weder Größe noch Preis oder Kapazität sind bekannt. Warum veröffentlicht man ein Produktfoto ohne Spezifikationen? Weil das Foto erstmal ein Klischee prägen soll: "Seht her, das ist der iPod für alle, die nicht so doof sind und bei Apple überteuerte Preise bezahlen". Die einzelnen Details, die eventuell gar nicht so spektakulär sind, kann man dann noch nachreichen, wenn die Sache nicht mehr ganz so heiss ist und nicht mehr so viel Aufmerksamkeit auf sich zieht.

Einen Vergleich der beiden Geräte bieten wir auf dieser Seite an. Dabei muss man bedenken, dass die Größenverhältnisse auf dem Bild nicht der Realität entsprechen müssen. Wir haben beide Geräte so abgebildet, dass die Breite ihrer Displays identisch sind, da es sich hier oft um Standardgrößen handelt. Ausserdem sind auch die Gehäusebreiten auf dem Bild identisch. Das muss aber nicht stimmen. Aber wenn es stimmt, wäre der Herausforderer deutlich kleiner als der iPod.

Weiterhin hat Dell eine rätselhafte Software angekündigt, die angeblich den PC in ein "Multimedia Center" verwandeln soll, was immer das genau heissen mag.

Es ist offensichtlich, dass Apple in einem gigantisch großen und wichtigen Markt einen unerwarteten Hit gelandet hat. Und da dieser Markt derzeit wie seit Jahrzehnten nicht mehr in Bewegung ist, ist er ein gefundenes Fressen für alle Firmen, die neue Wachstumschancen suchen. Es leuchtet ein, dass Apple hier eine ähnliche Konkurrenz bekommen würde, wie damals bei den Betriebssystemen, als mehr und mehr absehbar war, dass Apple mit dem Mac das Bedienkonzept für einen Massenmarkt entdeckt hatte.

Möglicherweise wiederholt sich die Geschichte. Apple hatte die Gunst eines beträchtlichen zeitlichen Vorteils, und sie haben dadurch sehr viel verkauft. Man konnte nicht damit rechnen, dass das ewig so weitergehen würde. Nun geht die "zweite Garde" in die Startlöcher, die einfach ein erfolgreiches Konzept kopieren und ihre Aufmerksamkeit einem günstigen Preis und dem Vertrieb widmen. So war es bis jetzt in jedem Massenmarkt. Dell macht nur den Anfang: Man wird sich im kommenden Jahr kaum vor iPod-Plagiaten retten können.

Obwohl Apple noch einen Vorsprung hat, arbeitet die Zeit gegen sie. Je früher sie einen Produktvorteil durch "iTunes for Windows" offerieren können, desto besser. Das Erfolgsrezept für die Zukunft ist ungewiss: Ist es der günstigste Preis, wird Apple es schwer haben. Auch bei den Features steht Apple traditionell nicht an erster Stelle. Wenn die Kunden jedoch auch eine gute Software wünschen, könnte Apple Vorteile haben, denn Software ist nicht gerade die Stärke der PC-Hersteller. Wenn Dell sich tatsächlich auch bei der Software in die Konkurrenz zu Apple begibt, dann müssen sie schon verdammt ausgeschlafen sein, um sich nicht zu blamieren. Das wird ein spannendes Rennen werden.