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Apple: Nichts ist erfolgreicher als der Erfolg


16.12.2003   Die Konkurrenz ist gleichzeitig nur noch damit in den Schlagzeilen, wie erfolglos sie im Vergleich dazu sind. Teilweise geben die abgeschlagenen Mitbewerber bereits zerknirschte Interviews und verhelfen Apples Erfolgsmeldung dadurch zu noch mehr Aufmerksamkeit und Glanz. In den USA ist das ungenierte Angeben mit dem eigenen Erfolg das beste Marketing, das man sich denken kann, denn dort wird Erfolg bewundert. Viele potenzielle Kunden werden sich animiert fühlen, allein wegen der vielen Erfolgsmeldungen herausfinden zu wollen, was der iTMS wirklich ist. Und natürlich ist man bei einer erfolgreichen Sache gerne Kunde -- ganz anders als beim ollen Macintosh, von dem man die Kunden mühsam überzeugen muss. (Alle Kunden? Nein! In einem kleinen Dorf...)

Der iTMS ist für Apple auch insofern ein Glücksfall, weil er die Marke ins rechte Licht setzt. Apple sieht sich gerne als innovativ, modern, fortschrittlich, technisch führend. Die Idioten auf der Strasse sehen Apple aber als altmodisch, technologisch abgehängt und als eine Firma, die ihre Chance hatte und es selbst vermasselt hat. Der iTMS tut viel für das Markenimage, denn Musik ist emotional positiv besetzt, und überall liest man von einer Marktführung durch Innovation und durch die Kerntugenden von Apple, nämlich Produktdesign, Anwenderfreundlichkeit und Mut zu neuen Wegen. Egal, ob Apple mit dem iTMS Gewinn macht oder nicht: Allein die PR war's wert.

Musik ist eine besondere Ware. Wenn der iPod passabel seinen Dienst tut, dann werden die Leute das Gerät nicht nur schätzen, sondern sie werden es lieben. Dabei ist es nur teilweise das Verdienst des Geräts selbst. Aber hier sehen wir wieder diese "Apple-Magic": Ab irgendeinem Punkt macht's bei den Leuten "Klick!" und sie verlieben sich. Diesen Effekt hatte der Macintosh, der iMac... und... und... überhaupt alles von Apple. Das könnte dazu führen, dass diese verliebten Kunden beginnen, sich für die Marke und deren weitere Produkte zu interessieren.

Durch einen glücklichen Zufall hat der iPod weiße Kopfhörer und Kabel, daher sind seine Benutzer klar zu identifizieren, wenn sie sich in der U-Bahn die Zeit mit Musik vertreiben. Ein kurzer Blickkontakt genügt, und zwei Menschen wissen, wie es um sie bestellt ist: iPod-Fans erkennen sich. Man gehört zur großen Familie, ist Teil der Bewegung. Jaja, schon gut, das ist alles Käse, aber dieser Käse hält seit Jahrzehnten die Mac-Community zusammen. Es ist etwas, was wirklich vorhanden ist und für die Marke und den Verkauf der Geräte eine wichtige Bedeutung hat. Wer die Kiste mit dem eben erstandenen PowerMac durch die Fußgängerzone wuchtet, erhascht drei bis vier unauffällige, aber begeisterte Blicke, die ihm zuflüstern: "Ich weiß, wie's Dir geht, und heute ist Dein großer Tag. Möge die Macht mit Dir sein!" Erst geteilte Freude ist echte Freude, gar nicht zu vergleichen mit dem öden Erlebnis, eine Schachtel Schrauben mit der Aufschrift "Aldi-PC, saubillig!" ins Parkhaus zu zerren. Womöglich wird man noch mit dem Reinigungspersonal verwechselt.

Insofern ist der iPod nicht nur ein Produkt, sondern eine "Experience". Endlich merken die Leute, wie schön das Leben wirklich sein kann. Vermutlich wirft man im Januar nicht nur die Tannenbäume aus den Fenstern, sondern auch gleich noch die PCs. Apple sollte schon mal seine Fliessbänder vorwärmen.