Studio-Display: Was bedeutet es am Ende?

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  • Studio-Display: Was bedeutet es am Ende?

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2022-04-12_9416.jpg Ansichten: 44 Größe: 81,6 KB ID: 402943




    In diesem Artikel möchte ich nicht auf einzelne Funktionen des Studio Displays eingehen, sondern mich mit dem »großen Ganzen« befassen. Wenn alle Argumente ausgetauscht und abgewogen wurden: Was bedeutet das nun?

    Zunächst: Was ist das Ding überhaupt? Die ungewöhnliche 5k-Auflösung lässt es wirken wie ein Spezial-Display. Auch der Preis trägt dazu bei. Man muss schon einen triftigen Grund haben, um den Kauf eines solch teuren Monitors zu erwägen.


    Vermutlich sieht Apple das ganz anders. Für Apple ist es ein Standard-Display. Denn an einer hohen Auflösung ist erstmal nichts »speziell« in dem Sinne, dass sie nur bei besonderen Anwendungen sichtbar würde, oder dass man bestimmten Kunden regelrecht abraten müsse. Sondern eine hohe Auflösung ist nett für alle.

    Dasselbe gilt für die Größe des Displays. Sie ist nicht übertrieben monströs, sondern sie ist für jeden Arbeitsplatz plausibel. Durch die schmalen Ränder wirkt es geradezu zierlich und bescheiden. Gerade das könnte man kritisieren: Dass man eben gerne ein super-monströses Display gehabt hätte, vor allem angesichts des Preises. Stattdessen ist die Größe unauffällig. Sie ist angenehm und erprobt. Großzügig, aber nicht angeberisch.

    Wenn man vom Preis absieht, wirkt es wie ein ganz gewöhnliches Standard-Display, wie man es für das Jahr 2022 erwarten würde. So baut man heutzutage Displays. Viele Apple-Geräte sind von dieser Art: Auf den ersten Blick ist man aus dem Häuschen, aber schon auf den zweiten Blick fragt man sich: Wie soll man es auch sonst machen?

    Apple könnte daher auf die Frage, warum es ausgerechnet ein 5k-Display sein muss, entgegnen: »Naja, warum nicht?« — Erst der rätselhafte Umstand, dass die 5k-Technik in all den Jahren nicht billiger wurde, bringt alles durcheinander.

    Aber nicht nur die Preise für 5k-Panels sind rätselhaft, sondern die Preise für 4k-Panels sind es ebenso. In den letzten paar Jahrzehnten waren gute Displays immer teuer. Es blieb immer eine Technik am Rande des Machbaren; man hätte sich immer mehr Qualität und Platz gewünscht, als die Industrie liefern konnte. Erst in den letzten paar Jahren haben wir uns daran gewöhnt, dass Displays im Media Markt für 299 Euro feilgeboten werden, und dass selbst große Monitore bei Dell für 799 Euro verfügbar sind. Die längste Zeit war es völlig selbstverständlich, sich den Kauf eines Displays sehr gründlich zu überlegen und im Zweifel einen etwas höheren Preis zu akzeptieren. Vierstellig kosteten gute Displays auf alle Fälle.

    Heute ist der Markt strikt zweigeteilt. Premium-Displays kosten ein Vermögen und werden nur an Grafikprofis verkauft. Standard-Displays kosten unter 1.000 Euro. Die Mitte fehlt: Premium-Qualität für Standard-Anwender.

    Das Studio Display bedient diese Mitte. Ist das nun genau falsch oder genau richtig? Jedenfalls sorgt es für Kritik von allen Seiten. Für die einen zu teuer, für die anderen nicht genügend Funktionen.

    Nach meiner Ansicht ist es genau richtig. Es schafft eine eigene Kategorie, oder genauer, es füllt eine vergessene Kategorie mit neuem Leben: Apples berühmte Cinema Displays waren enorm gut, deutlich teurer als die Angebote der Konkurrenz, aber trotzdem gerade noch in Reichweite vieler Anwender, die sich was gönnen wollten. Plötzlich saßen wir vor 30-Zoll-Displays. Apple war es gelungen, eine High-End-Technologie halbwegs erschwinglich zu machen.

    In dieser Tradition sehe ich das Studio Display, nachdem ich einen Tag lang damit zugebracht habe. Die Qualität ist absolut umwerfend. Man kann es gar nicht deutlich genug betonen. Die Klarheit und Feinheit von Text ist unerreicht. Gehäuse-Design und Verarbeitungsqualität spielen in einer anderen Liga. Sowas baut einfach kein anderer Hersteller, und schon gar nicht zu diesem Preis. Es ist iPhone-Präzision bis runter auf den hundertstel Millimeter.



    Wird es erfolgreich? Oder ist es ein elitäres Nischen-Display für ein paar Fans?

    Ich teile die Skepsis vieler Testberichte überhaupt nicht. Ja, das Display ist teurer als die Displays von Dell. Aber wen kümmert das? Nach dieser Logik müssten wir auch unsere Computer bei Dell kaufen. Aber das tun wir nicht.

    Nach meiner Ansicht wird das Studio Display zum Standard werden bei vielen Anwenderschichten. Programmierer, Webdesigner, Autoren, Architekten, Grafiker, Illustratoren und viele weitere Berufe profitieren von der feinen Auflösung. Sie werden den Preis schlucken. Gerade im beruflichen Umfeld geht es nicht nur darum, ob man sich die erste Wahl leisten kann, sondern ob man sich die zweite Wahl leisten kann.

    Retina-Auflösungen sind bei mobilen Geräten längst zum Standard geworden. Wer Inhalte erzeugt, die auf diesen Plattformen betrachtet werden, der hat eine prima Ausrede, sich das Studio Display anzuschaffen.

    Gerade weil das Studio Display eine Mittelposition besetzt, ist es nicht derart abgehoben, dass es von vornherein ausscheidet. Es wirkt nicht albern, wenn ein Programmierer sich das Studio Display kauft.

    Viele Apple-Kunden benötigen außerdem keine besondere Rechtfertigung. Sondern sie freuen sich an Qualität. Sie möchten ein System aus einer Hand. Natürlich müssen die Kosten halbwegs im Rahmen bleiben, aber bei Preisen unter 2.000 Euro ist das der Fall. Man hat ja viele Jahre etwas davon.

    Mir gefällt, dass es wieder einen Unterschied gibt zur Windows-Welt. Ein Apple-Display gehört für mich einfach dazu. Der eigentliche Skandal beim Studio Display ist nicht der Preis, sondern dass es so lange keins gab.
    Zuletzt geändert von Jörn; 01.06.2022, 05:42.

    • lukemac
      #1
      lukemac kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Schöner Beitrag!

      Ich bin gespannt, ob und wie die Leute das Display wirklich annehmen werden. Ich glaube schon, dass der Preis eine wichtige Rolle spielt und viele sehen in dem Display eben nur ein Display. Sie werden alle immer wieder sagen, dass sie vorher dafür nunmal einen ganzen iMac bekommen haben und jetzt muss der Rechner extra dazugekauft werden.

      Dieser YouTuber hat das Display nun einen Monat getestet und auch mal etwas anders bewertet als die typischen recht negativen Wertungen:

      Everyone is WRONG about the Studio Display from Apple! I've been using it for almost 1 month and I've discovered why people are getting so worked up over it....

    • Neo
      #2
      Neo kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Ich fände die Frage „Warum hat Apple lange kein (eher bezahlbares) Display angeboten“ interessant. Ich vermute ökonomische Gründe. Wenn man selbst nicht Panelhersteller ist, dürfte es in dem gesättigten und preisbeherrschten Markt nicht so einfach sein.
      Und dieses Studio Display ist vielleicht der einzige Kompromiss, den man anzubieten bereit war.

    • Jörn
      #3
      Jörn kommentierte
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      Das vermute ich ebenfalls. Apple ist schon früher aus diversen Peripherie-Geschäften ausgestiegen, und zwar stets dann, wenn dort ein Preiskampf ausgebrochen war, beispielsweise bei Druckern oder Scannern. Ich meine mich zu erinnern, dass Steve Jobs auch mal Displays erwähnt hat.

      Apple hat wohl stets Rabatte bekommen, was es ihnen erlaubte, die Technologie (etwa Laserdrucker-Engines) in eigene Gehäuse einzubauen und unter der eigenen Marke zu verkaufen. Das funktionierte, solange es sich um hochpreisige Technologie handelte, die noch nicht den Massenmarkt erreicht hatte. Aber als dann um jeden Cent gekämpft wurde, konnte man Apple keine Nachlässe mehr gewähren. So stieg Apple bei Druckern und Scannern aus.

      Aus dem TV-Bereich weiß ich, dass Firmen, die vormals reine Panel-Hersteller waren und keine Endgeräte herstellten, dies plötzlich taten, weil sie für die reinen Panels nicht mehr genug bekamen. Entsprechend flogen die früheren Endgeräte-Anbieter teilweise aus dem Markt, oder man schloss sich zusammen.

      Meine Vermutung wäre, dass Apple eine ähnliche Entwicklung bei Displays gesehen hat und es ihnen dann irgendwann zu heiß wurde. Sie haben eventuell erwartet, dass andere Hersteller den 5k-Bereich erschließen werden.

      Vielleicht liegt es auch an LG. Sie haben ev. das 5k-Panel viel zu günstig rausgegeben, und waren vertraglich daran gebunden, d.h. an genau dieses iMac-Modell. Für weitere Produkte wollte man vielleicht einen deutlich höheren Preis, aber da machte Apple vielleicht nicht mit. Irgendwann musste Apple einlenken. Und so kostet das Studio Display so viel wie ein iMac 5k. (Reine Spekulation.)

    • lukemac
      #4
      lukemac kommentierte
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      Oder man diskutiert gar nicht groß und stellt ganz einfach stur die simple Gegenfrage zurück: bietet jemand anderer überhaupt mal ein ein 5K Display mit 218 ppi an und wenn nein, warum nicht?


      Umso mehr man darüber redet, desto klarer müsste werden, dass das niemand anderer bieten kann - und Jörn hat wahrscheinlich recht - in der Premium Built Quality schonmal gar nicht.

    • Neo
      #5
      Neo kommentierte
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      Mir fällt da nur das LG UltraFine 5K 27MD5KL-B ein, heisst wirklich so. :)

      Das kostet aktuell etwa 500€ weniger, hat aber ein Kunststoffgehäuse ohne Glasscheibe und nicht vergleichbare Lautsprecher, Kamera sowie den A13 Prozessor.
      Ich glaube Apples verbautes Netzteil liefert auch mehr Leistung für externe Peripherie.

      Von daher kann man wohl nicht sagen, dass Apple hier einen zu hohen Preis verlangt.

    • lukemac
      #6
      lukemac kommentierte
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      Genau das ist es eben. Der Apple Monitor ist eigentlich der einzige in seiner Kategorie. Damit sind die meisten Reviews zum Teil echt für die Tonne.

    • User vom Rhein
      #7
      User vom Rhein kommentierte
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      Es ist eben wie Jörn in der Sendung gesagt hat, es wird nur das Anzeigegerät gesehen. Der Rest nicht. Und das 4K nicht gut aussieht am Mac, bei anderen Monitoren ist auch untergegangen. Wie war das mit Äpfeln und Birnen?

    • Neo
      #8
      Neo kommentierte
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      Ich hatte ab 2018 für einige Jahre 5K in 27", aktuell 4K in 32".
      Ich betreibe den 4K skaliert auf 3008x1692 am MBP und bin zufrieden.

      Ich hielt im Jahr 2014 den Switch zu 5K am iMac auch nicht für so spektakulär wie zuvor bei kleineren Schirmgrößen, ganz einfach wegen dem erhöhten Betrachtungsabstand.

    • lukemac
      #9
      lukemac kommentierte
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      Zitat von User vom Rhein Beitrag anzeigen
      Es ist eben wie Jörn in der Sendung gesagt hat, es wird nur das Anzeigegerät gesehen. Der Rest nicht. Und das 4K nicht gut aussieht am Mac, bei anderen Monitoren ist auch untergegangen. Wie war das mit Äpfeln und Birnen?
      Wobei ich auch sagen muss: mein Windows Arbeitslaptop bekommt es hin sowohl auf dem Studio Display als auch auf normalen Monitoren gut auszusehen - nur der Mac bekommt es umgekehrt nicht hin ;)

      Der Vortrag von Jörn war sehr detailliert und spannend. Ehrlich gesagt soll sich um solche Details aber Apple kümmern :P

      Ich schließe Gerät XY an und erwarte ein ordentliches Ergebnis ;)

    • Neo
      #10
      Neo kommentierte
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      Zitat von lukemac Beitrag anzeigen
      mein Windows Arbeitslaptop bekommt es hin sowohl auf dem Studio Display
      Das ist eine interessante Kombination!
      Setze hier nämlich auch im HomeOffice ein Windows-Notebook ein.

      Ist es dir möglich, die Displayhelligkeit oder Lautsprecherlautstärke am Studio Display vom Windows Notebook einzustellen?

    • lukemac
      #11
      lukemac kommentierte
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      Zitat von Neo Beitrag anzeigen
      Ist es dir möglich, die Displayhelligkeit oder Lautsprecherlautstärke am Studio Display vom Windows Notebook einzustellen?
      Displayhelligkeit geht nicht, Webcam und Lautsprecher inkl. Lautstärke schon. Daher bin ich fieberhaft auf der Suche nach Windows Treibern. Dachte die kämen zusammen mit dem neuesten Bootcamp Update raus und man könne sie irgendwo runterladen. Scheint aber nicht der Fall zu sein.

      Bei der Helligkeit gibt es nur als Workaround, dass man am angeschlossenen Mac sich die Helligkeit einstellt und danach das Windows-Gerät einstöpselt. Ziemlich dumm.

      Mir ein Rätsel, warum Apple sich da so sperrt / schwertut. Sollte doch wohl klar sein, dass ich nicht in jedem Fall nur Macs an dieses Display werde anschließen können. Kann meinen Arbeitgeber kaum zu einem Mac zwingen...

    • Neo
      #12
      Neo kommentierte
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      Danke für die Info! Immerhin kann man dann durch den Mac zuvor eine Helligkeit vorgeben, ich wechsle hier eh zwischen den Geräten durch Umstecken des Thunderbolt Kabels.
      Je nach Firma wäre die Installation eines "fremden" Treibers auch nicht zulässig.

      Drei Knöpfe an der Rückseite des Studio Displays hätten dem Gerät optisch nicht geschadet: ein großer zum Ein-/Ausschalten (längeres Drücken öffnet ein Menü) und jeweils eine vor-/zurück-Taste für die Menüauswahl > Helligkeit etc.. Ich habe auch den Eindruck, der Sensor für die automatische Helligkeitsregelung wurde weggelassen?

    • Neo
      #13
      Neo kommentierte
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      Idee: wenn der A13 Bildschirminhalte auswerten könnte (ich glaubs nicht, potenziell ein Datenschutzthema)… vielleicht wären dann Einstellungen in der Art wie den von macOS bekannten „Aktiven Bildschirmecken“ möglich. Ein Overlay könnte eingeblendet werden, auf dem ein Regler für die Helligkeit und weiteres erscheint.
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