Und einmal mehr möchte ich jubeln über die Dinge, die ich normalerweise nicht sehe (oder höre). Doch das ist eine längere Geschichte:
Ich war jetzt für zwei Tage auf einer Fortbildung. "Antarktis - ein Pol im Unterricht" oder so ähnlich. Da kamen andere Lehrer, um uns etwas beizubringen. Und Forscher waren auch da. Und andere wichtige Leute. Viele von denen arbeiteten mit Folien, die sie mit dem extrem lichtstarken Beamer auf die Riesenleinwand im Tagungsraum des Museums projezierten. Normal!
Doch was ich dann teilweise beobachten musste, war alles andere als normal. Jedenfalls für mich, den Fanboy des angebissenen Apfels:
Da ploppten ständig gelbe Sprechblasen aus der Taskleiste der Windows-Desktöppe auf, und teilten dem genervten Anwender mit, dass das Betriebssystem jetzt auf dem neuesten Stand sei und zum Vollzug dieser Erkenntnis unbedingt neu starten müsse. Virenscanner drängelten sich in den Vordergrund - "just to let you know..." - und verschwanden wieder. Ein gelbes Wappen mahnte, dass der Computer unbedingt neu gestartet werden müsse und ein Adobe-trullala-Updater erfreute sich deutlich sichtbar an neuen Sicherheitsfeatures. Mitten in der Präsentation tauchte vor (!) der Folie ein kantiges Fenster auf, und ermahnte mit herunterzählenden Sekunden, dass das Neustarten des Rechners jetzt dringend überfällig sei! (Einmal "jetzt nicht Neustarten" anklicken - weiter präsentieren!)
Und überhaupt: Die Windows-Desktöppe! Da lagen in einem kunterbunten Durcheinander Dateien und Programmicons herum - jeder Installer hinterlässt seine Spuren und Duftmarken auf dem Schreibtisch. Grau in grau (nicht "sachlich-schön grau", sondern "kantig-häßlich grau") lungerten lieblos programmierte Fenster auf dem Desktop herum, wälzten sich in schier endlos erscheinenden Kaskaden übereinander... Zwischendurch, so etwa alle zehn Minuten, musste das "jetzt nicht Neustarten"-Knöpfchen gedrückt werden, das sich penetrant vor die laufende Präsentation schob.
Dann verlor der Rechner immer wieder die Verbindung zum Beamer, nach hektischen Aktionen des Referenten war wieder der schlampige Desktop zu sehen, aufploppende Sprechblasen, die an irgendetwas erinnerten und als Krönung des Ganzen beklagte alle paar Minuten ein nerviger Doppelpiepton irgendeine abbrauchende Hardware.
Mann! Was für ein Film!
Gerade in dem Augenblick als ich darüber nachdachte, den Rechner der aktuellen Dozentin hysterisch schreiend aus dem Fenster zu werfen, kam "Er". Der coole Antarktisforscher! Wissenschaftlicher Leiter auf einer Expedition der Polarstern. Er stellte sein MacBook auf den Tisch, schloss es an, und vorbei war das Generve: Erst sah man nichts, dann nur ein neutrales Hintergrundbild, dann eine sachlich-schöne Präsentation und dann wieder nichts mehr. Keine enervierenden Assistenten, keine hässlichen Fenster, keinen schlampigen Desktop... Nicht, dass das mit Windows-Rechnern nicht genauso ginge... Aber die meisten Windows-Anwender sind nach wenigen Minuten so verzweifelt, dass sie es irgendwann aufgeben, die entsprechenden Optionen zu suchen. Hier nur ein Beispiel, um das zu verdeutlichen:
Will man unter WindowsXP einen zweiten Monitor an seinem Laptop betreiben, dann kann man in der Systemsteuerung definieren, welcher der beiden Bildschirme fürderhin als Hauptbildschirm und welcher als Zweitgerät anzusehen ist. Vergleichbares gibt es auch unter MacOSX. In Powerpoint möchte man als professioneller Anwender gerne die Funktion nutzen, Präsentationsnotizen auf dem Laptopbildschirm zu sehen, während das Publikum nur die eigentliche Präsentation auf der Leinwand hat. In dem entsprechenden Menü kann man wiederum einstellen, welches der primäre Monitor ist, und welcher der sekundäre. Die Logik der Definition dieser Begriffe ist aber alles Andere als einleuchtend: Intuitiv würde wohl jeder Präsentator DEN Monitor als den Wichtigsten ansehen, der vor seiner Nase ist. Nicht so Powerpoint. Es definiert DEN Bildschirm als primären, der die Präsentation zeigt, der mit den Präsentationsnotizen ist der sekundäre. Also genau die umgekehrte Logik der Systemsteuerung, wo der Gerätemonitor standardmäßig das primäre Gerät ist.
Klingt banal, ist es aber nicht: Ich habe schon Referenten ob dieser Schildbürgerlogik kapitulieren sehen. Vermutlich genau deshalb betrieben alle Vortragenden mit Windows-Rechnern ihre Kisten auch im Spiegelungsmodus: Beide Bildschirme zeigen genau das Gleiche. Präsentationsnotizen allenfalls auf Papier möglich, manchmal zeigte der Beamer nichts. (...nämlich wenn das LCD-Display das Notebooks eine andere physikalische Auflösung als der Beamer hatte) Deshalb waren wir Zuschauer auch genötigt, auf schlampige Dektöppe und aufdringliche "Neustartassistenten" zu blicken. Widerlich!
Wer solcherart genervt von seinem Werkzeug eine Präsentation gestaltet, der gibt sich offensichtlich auch mit dem erstbesten (un-)zumutbaren Ergebnis zufrieden. Ganz anders der Antarktisforscher: Nicht spektakulär, sondern sachlich und dezent kam sein Vortrag daher. Auch er hatte nicht fehlerfrei gearbeitet, aber er hatte offensichtlich viel weniger Mühe dabei gehabt. Entspannt und sachlich wirkten der Vortrag und die Präsentation - teilweise sogar etwas verspielt. Wer den Kopf frei hat für das Wesentliche, der kann eben auch einmal trödeln und herumalbern.
Und genau hier schlage ich den Bogen zum Thema des Threads: Ich möchte einmal mehr bejubeln, was ich (gottseidank) nicht sehen muss: Ich muss mich in der Regel nicht darum kümmern, welcher der angeschlossenen Bildschirme meine Präsentationsnotizen zeigt. Ich muss mir deshalb auch keinen Kopf darüber machen, wie mein Desktop aussieht. Es kann mir egal sein, welche Auflösung mein Bildschirm hat. Wenn ich einen Beamer anschließe funktioniert das einfach. Weiß der Fisch, wie sie das machen, aber es kann mir im Grunde ja auch egal sein. Virenscanner können mir immer noch den Buckel herunterrutschen. Ich kann mich bei meiner Arbeit auf das konzentrieren, was ich tue, und ich muss nicht ständig mein Werkzeug reparieren und warten. So soll es sein! Man stelle sich doch nur einmal vor, ein Klempner müsste einmal im Monat wichtige Sicherheitsfeatures an seinen Schraubenschlüsseln anbringen! Undenkbar!
Danke Apple. Danke für die wunderbaren Werkzeuge. Die lasst Ihr Euch zwar angemessen bezahlen, aber dafür funktionieren sie auch prima, sind bis ins Detail durchdacht und ersparen mir einigen Ärger. Das ist es mir wert.
Ich bin jetzt so alt...
Ich muss nicht mehr alles verstehen!
Herrlich Ach ja, immer wenn ich sowas lese, weiß ich wieder warum mein kleines MacBook Pro mehr als 1000x besser ist, als alle anderen Laptop's von den anderen aus meiner Klasse zusammen
Schöner Bericht Danke. Ich Denk mir auch immer meinen Teil wenn ich auf der Arbeit die Armen PowerPointler sehe wie sie sich mit unseren xp Firmenrechnern quälen.
QWallyTy
Mac mini 2018 / iPhone 11 / iPad Air 4 / AW 6 LTE Nike / diverse Sonüsse
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