Feedback zur Sendung "iTunes-Store: keine Downloads mehr ab 2019?"

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  • ocrho
    Benutzer
    • 08.05.2009
    • 96

    Feedback zur Sendung "iTunes-Store: keine Downloads mehr ab 2019?"

    Ich bin seit vielen Jahren bei Mac-TV dabei, aber dieser Beitrag hat das Thema überhaupt nicht getroffen. Da noch weitere Beträge zu iTunes kommen werden – hier mein Feedback für das nächste Mal.

    Zu Gerd's Aussagen: Wir haben schon mehrmals erlebt, dass Gerd zuerst zögert, dann mit wehenden Fahnen wechselt um dann nach ein paar Monaten überraschen zu sagen, dass Produkt XY doch nicht seine Anforderungen erfüllt und dann doch wieder auf sein Ursprungsprodukt zurückwechselt ist (Beispiel MacBook 12" und iPad Pro 10,5 gegen MacBook Pro 15"). Ich persönlich schätze an Gerd sehr, dass er da ehrlich zu sich selber ist. Und genau deshalb taugt Gerd nicht als Kronzeuge für die tolle Zukunft alles nur mit iTunes Music. Ich könnte mir gut vorstellen, dass Gerd irgendwann einmal sagt, er ist jetzt wieder zur Schallplatte zurückgewechselt. Das ist ok, aber dann bitte soll Mac-TV uns nicht in der Öffentlichkeit die Rückzugsposition Kauf-iTunes-Musik nehmen. Ich persönlich habe keine Lust auf Schallplatten zurückzuwechseln oder Musikdateien bei Amazon zu kaufen.

    Zu Jörn’s Aussagen: Jörn hat reflexartig vieles richtig gesagt und angesprochen aus seinen reichen Fundus an Konzepten und persönlichen Erfahrungen. Das ist immer wieder ein Erlebnis. Aber man konnte merken, dass beide Moderatoren keine richtige Lust auf dieses Thema hatten. Das ist in Ordnung, weil wer drei Sendungen pro Sonntag sendet, da gibt es manchmal auch „Pflichtthemen“. Ich schaue mir auch diese Beiträge gerne an, weil irgendetwas interessantes gibt es immer.

    Der Ton macht die Musik und am Ende hat die Botschaft nicht gestimmt: Jeder Mensch entscheidte individuell ob er etwas kauft oder mietet. Das ist wie bei der Wohnung oder beim Haus. Der eine will es besitzen, hegen und pflegen und für den anderen ist es nur eine Nutzung auf Zeit bei der sich möglichst andere die Verwaltung übernehmen sollen.

    Es gibt Menschen für die ist es je nach Lebensphase ok, wenn ein anderer die Verwaltung der eigenen Musik übernimmt, so wie bei eine Mietwohnung der Vermieter alles organisiert vom Hausmeister bis zur Renovierung.

    Es gibt andere Menschen die wollen es individueller haben: Diese Menschen wollen nicht fragen und mehrmals bitten ob ein Fehler behoben wird - die wollen das selber kurz & schnell selber erledigen. Ebenso wollen diese Menschen, dass ihnen kein Dritter die Sache verändert. Diese Menschen wollen Unabhängigekeit vom Vermieter.

    Bei gemieteter Musik gibt es Vieles das diesen Menschen nicht die Unabhängigkeit gibt wie bei gekaufter Musik:

    (1) Bei Musik stimmen oft die Metadaten nicht zum richtigen Suchen und teilweise ist es auch eine Philosphiefrage wie etwas Kategorisiert wird. Bei gemieteter Musik sind die Meta-Daten im Regelfall nicht editierbar und wenn doch, dann gibt es darauf keinen Bestandschutz über mehrere Jahre.

    (2) Ein Musiksammler will sein entdecktes Musikalbum oder Titel exakt so auch in ein paar Jahren wiederfinden unter dem gleichen Cover und nicht jedes mal erneut visuell suchen nur weil der Anbieter gemiete Musiktitel zu anderen Alben zuordnet.

    (3) Ein Musiksammler muss sich darauf verlassen, dass seine ausgesuchten Titel und Alben nicht verloren gehen. Bei gemieter Musik kann sich der angebotene Bestand ändern. Bei Filmen ist eine Ersatzbeschaffung sehr leicht möglich. Hingegen gibt es einen Musiktitel in sehr viele Varianten und die Ersatzbeschaffung wird dann sehr aufwendig, dass exakt gleiche wiederzufinden bei einen anderen Musik-Vermieter, da es keine standardisierte Metadaten-Auszeichnung gibt. Keiner hat Lust so viel Zeit zu investieren für solche Detektivarbeiten.

    (4) Ein Musiksammler hat sehr viele Titel und Alben und der Wechsel von einem Miet-Musikanbieter zum nächsten Miet-Musikanbieter fühlt sich mental an wie eine Migration von Aperture auf Adobe Lightroom. Bei jeder Migration geht etwas verloren und die Kontrolle ist sehr viel Arbeit. Kurzum eine Musiksammlung lässt sich nicht mieten, weil dann wird man erpressbar vom Musik-Vermieter.

    Aus diesen Gründen ist Apple auf den Holzweg zu glauben, dass alle Musiksammler durch Abschaffung des Kauf-Store zwangsweise auf ein Mietmodell wechseln würden, weil gerade die Musiksammler schon vieles aufmerksamer beobachten als ein Gelegenheitskunde. Statt Spotify zu überholen verliert Apple eine große Wachstumsbasis, weil viele Musiksammler dann aus iTunes ausziehen und dann für das optionale Zusatz-Abo Apple Music nicht mehr erreichbar sind.

    Natürlich gibt es auch Menschen die keine eigene Musiksammlung aufbauen wollen, weil dazu gehört der Sinn etwas aufzubewahren und wiederzuverwenden. Im heutigen Zeitgeist ist wegwerfen und neu populär. Dazu passt Apple Music, weil es ist die maximale Ausprägung dieses Prinzips. Ein Musiksammler denkt anders.

    Kaufen ist auch nicht old school, weil wir mieten unsere Apple-Hardware schließlich auch nicht, sondern kaufen diese.

    Fazit:

    Die Diskussion Kauf-Musik vs. Miet-Musik lässt sich nicht auf das Kriterium Wirtschaftlichkeit reduzieren, weil der Preis erfasst bei einem Kauf nicht die Dimension Eigentum. Beim Kauf geht es um Unabhängigkeit. Gerade beim Thema Sammlung, wie Musik-Sammlung, ist die Unabhänigkeit der Kern der Geschichte!

    Jeder der Musik als Hobby betreibt, der pflegt eine Musik-Sammlung und der Kern einer Sammlung ist, dass es eine gewisse Ordnung, ein gewisses aussortieren und ein gewisses neu arrangieren gibt. Für eine Musik-Sammlung ist es elementar, dass Meta-Musik-Datenfelder editierter sind und dass die Sammlung über Jahre wächst mit meinen eigenen Erinnerungen.

    Mein Tipp beim nächsten mal - Am besten so ein Thema überspringen oder auch mal das Charakteristikum von Kaufmusik vs. Mietmusik beleuchten am Fallbeispiel Musiksammler.

    Beides ist kein Widerspruch: Gerd hat mal vor Jahren gesagt: Zum ausprobieren ist Miete ganz toll und die Musik die ich in meine Sammlung integriere kaufe ich. So wie bei einer gemieteten Wohnung: Mal hier und mal da wohnen. Aber am Ende muss es immer auch ein Kauf-Angebot geben.

    PS: Zur iTunes-Software und iTunes-Musik-Store könnte man auch einen eigenen Beitrag schreiben, aber das ist ein eigenständiges Thema der verpassten und ausgelassen Möglichkeiten.
    Zuletzt geändert von ocrho; 14.05.2018, 22:33. Grund: Typo
  • Jörn
    Administrator
    • 05.01.2008
    • 10239

    #2
    Zitat von ocrho Beitrag anzeigen
    Fazit:

    Die Diskussion Kauf-Musik vs. Miet-Musik lässt sich nicht auf das Kriterium Wirtschaftlichkeit reduzieren, weil der Preis erfasst bei einem Kauf nicht die Dimension Eigentum. Beim Kauf geht es um Unabhängigkeit. Gerade beim Thema Sammlung, wie Musik-Sammlung, ist die Unabhänigkeit der Kern der Geschichte!

    Jeder der Musik als Hobby betreibt, der pflegt eine Musik-Sammlung und der Kern einer Sammlung ist, dass es eine gewisse Ordnung, ein gewisses aussortieren und ein gewisses neu arrangieren gibt. Für eine Musik-Sammlung ist es elementar, dass Meta-Musik-Datenfelder editierter sind und dass die Sammlung über Jahre wächst mit meinen eigenen Erinnerungen.
    Danke für den ausführlichen Kommentar!

    Für mich persönlich ist nicht wichtig, ob irgendwas bei einem Thema "herauskommt" oder ob das Ergebnis "korrekt" ist. Denn genau wie bei der Musik sind die persönlichen Ansichten der Zuschauer so unterschiedlich, dass es überhaupt kein "richtig" und kein "falsch" geben kann.

    Stattdessen ist der einzige Zweck, dass Argumente und Meinungen vorgetragen und abgewogen werden. Diese Meinungen müssen auch nicht endgültig oder vollständig sein. Man beschäftigt sich ein paar Minuten damit, weil es Spaß macht, sich damit zu beschäftigen. Am Ende sind alle so verwirrt wie vorher, aber auf einer höheren Ebene.

    Wenn jemand findet, dass seine Meinung nicht in die Sendung eingeflossen ist, dann hätte er live zuschauen und einen Kommentar ins Studio senden sollen. Den Ratschlag, wir hätten das Thema am besten auslassen sollen, da eine bestimmte Meinung nicht genannt wurde, fordert eine Vollständigkeit von der Sendung, die sie nicht leisten kann.

    Immerhin binden wir mehr (Zuschauer-) Meinungen in die Sendung ein als jede andere mir bekannte Sendung. Unsere "Leitungen" sind während der ganzen Show offen. Oft laufen sogar mehrere Feedback-Ströme gleichzeitig, etwa wenn Kommentare drankommen und gleichzeitig ein Voting läuft. Das alles halbwegs sinnvoll zu einer Sendung zu kombinieren, ist gar nicht so einfach.

    ------

    Bei der Debatte "Kauf versus Miete" spielen die Argumente in Deinem Fazit (siehe oben; Meta-Tags, Sammlungen, Erinnerungen) womöglich gar keine Rolle. Du könntest 100% richtig liegen, und dennoch könnte sich die Musikindustrie in eine andere Richtung bewegen. Durch die zu erwartenden Konzentrationsprozesse bleiben am Ende zwei, drei große Anbieter übrig, und wenn diese keine Downloads anbieten, dann sind Deine Argumente zwar immer noch richtig, aber niemand schert sich drum.

    Du schreibst: "Aber am Ende muss es immer auch ein Kauf-Angebot geben." Ich übersetze das mit: "Am Ende soll ein Unternehmer das Risiko eingehen, sein Geld in einen Download-Store zu investieren, wohl wissend, dass immer weniger Leute diese Downloads in Anspruch nehmen. Denn ich will es so."

    Ich kann Deine Einwände zwar inhaltlich gut nachvollziehen und ich stimme ihnen auch zu. Dennoch sehe ich, wie sich die Zeit ändert. Wenn Du heute einem Teenager das neue Album von Band XY als CD oder als iTunes-Gutschein schenkst, dann denkt dieser Teeanger, Du hättest das Geld ebenso zu Fenster hinauswerfen können. Er wird Dich für einen Idioten halten. Musik gibt's schon lange kostenlos bei Youtube oder Facebook. Die Links dazu werden per WhatsApp, Instagram oder Facebook geteilt, und wenn Deine Musik keinen Link hat, dann könnte sie ebenso gut nicht existieren.

    Ich kenne Teeanger, die absolut kein Interesse an Musik-Abos haben, weil sie die Musik sowieso legal und gratis haben. Deine Argumente (Sammlungen, Meta-Tags, ...) sind deswegen zwar immer noch richtig, aber sie wiegen nicht schwer genug, um sich gegen diese Welle zu behaupten. Für mich persönlich wiegen sie schwer genug, aber nicht für eine Generation, die mit Youtube und Facebook aufgewachsen ist; und diese Generation wird die anstehenden Entscheidungen treffen.

    Im Grunde war absehbar, dass alles den Bach runtergehen wird, als "Lordi" den Grand Prix gewonnen hat. Die nächste Generation, die Borgs, haben den Laden übernommen. Eigentlich hätte man an diesem Abend Schluss machen müssen.



    ----

    Mich persönlich hat Apple Music sehr bereichert. Es bietet mir die Freiheit und Vielfalt von Youtube (ungefähr), aber mit mittlerweile guten Apps und in guter Qualität. Das ist eigentlich besser, als man hoffen konnte. Mir gefällt auch die redaktionelle Arbeit, die Apple in den Musikkatalog steckt. Immer mehr.

    Kommentar

    • allesinmac
      Erfahrener Benutzer
      • 05.01.2008
      • 1961

      #3
      Wie war es heute bei der Polizei, Jörn? Wer hat dich da verklagt?

      Kommentar

      • ocrho
        Benutzer
        • 08.05.2009
        • 96

        #4
        Hallo Jörn,

        herzlichen Dank für Deine erste Antwort!

        Mir ging es nur um drei Aspekte:

        (1) Beim Ende von Aperture hat sich Mac-TV besser aufgestellt, weil da gab es viele Beiträge zu den Alternativen von offline bis online mit und ohne Abo für die unterschiedlichen Benutzergruppen. Wir sind nicht alle in Apple Foto mit iCloud Fotomediathek migriert. Sollte Apple irgendwann den Music Store einstellen so hoffe ich dass Mac-TV genauso verfährt wie bei Aperture und dann Lösungen für unterschiedliche Benutzergruppen aufzeigt. Auch bei Musik gibt es unterschiedliche Benutzergruppen und "Professional" beginnt nicht erst mit einen eigenen Schallplattenspieler und HiFi-Anlage. Der „Musiksammler“ mit seinen Anforderungen dient nur als Anschauungsbeispiel.

        (2) Ich persönlich glaube nicht an ein schnelles Ende vom Music Store aus drei Gründen:

        a) Der Verkauf von Spielfilmen über Apple TV und der Verkauf von iBooks für das iPad ist zur Zeit sehr attraktiv und würde ebenfalls einbrechen wenn der Musikvertrieb in iTunes eingestellt wird.

        b) iTunes ist ein Plattform-Merkmal, weil es integriert kostenlos verschiedene Quellen. Hingegen ist ein Musik-Abo-Dienst kein Plattform-Merkmal, weil da sucht jeder Kunde seinen passenden Abo-Dienst aus und es ist im Regelfall eine geschlossene Welt gegenüber seine Wettbewerber. Amazon Prime ist mit seinen kostenlosen Angebot für bestimmte Kundengruppen ein sehr hartnäckiger Gegner. Nicht ohne Grund bietet Apple einen kostenlosen Basis-iCloud-Account damit der Plattform-Gedanke nicht verloren geht. iTunes und der iTunes Music Store ist im übertragenden Sinne der kostenlose Basis-Account ohne Abo für Musik.

        c) Apple ist bekannt, dass sie ein Angebot über viele Jahre unverändert im Angebot lassen können auch bei scheinbar kleinen Stückzahlen. Der Mac Pro oder Mac Mini sind da anschauliche Beispiele.

        Kurzum der Ton macht die Musik. Man kann begeistert von Apple Music sein als eine neue Produktkategorie, aber das bedeutet nicht, dass eine andere Produktkategorie unmittelbar die Bühne verlassen muss.

        (3) Von der wirtschaftlichen Seite gab es drei Pressemeldungen die gegen das weitverbreitete Jubel-Streaming-Angebot aufhorchen lassen:

        a) Kaufmusik hat immer noch einen Anteil von 57 Prozent des jährlichen weltweiten Umsatzes. Das ist kein Nischenmarkt - auch wenn die Presse in ihren Meldungen den gegenteiligen Eindruck erweckt. Klar ist natürlich, dass Abo-Musik-Dienste über Familien-Lizenzen den Umsatz-Kuchen mächtig vergrößern. Quelle 2018-04-23

        b) Manager Jimmy Iovine hat gesagt: "Die Streaming-Dienste haben gerade eine schlechte Situation, es gibt keine Margen, sie bringen kein Geld ein." Iovine warnte vor "Überoptimismus" im Streaming-Geschäft. "Wenn morgen Amazon-Chef Jeff Bezos aufwacht und sagt [Kampfpreis]…“ Quelle 30.11.2017

        c) Immer mehr Musiker vermarkten ihre Musik ohne Label. Typischweise landet Musik erst über ein Label bei einen Abo-Musik-Dienst. Quelle 2018-04-23

        So das reicht – einen dritten Beitrag werde ich hier nicht schreiben, das soll kein Skript für eine neue Sendung werden
        Zuletzt geändert von ocrho; 15.05.2018, 21:05. Grund: Quellen hinzugefügt

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