Religion im Zusammenhang mit den islamistischen Attentat in Paris (langer Text)

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  • Avalon
    Erfahrener Benutzer
    • 12.09.2010
    • 154

    #91
    Nur mal ein paar Zitate aus der Bibel. Jeder kann sich sein eigenes Bild darüber machen oder es im Zusammenhang lesen.

    Prediger 9:5
    Denn wer immer allen Lebenden zugesellt ist für den ist Zuversicht da, weil ein lebender Hund besser daran ist als ein toter Löwe.

    Denn die Lebenden sind sich bewußt, daß sie sterben werden;
    was aber die Toten betrifft, sie sind sich nicht des geringsten bewußt,
    auch haben sie keinen Lohn mehr, denn die Erinnerung an sie ist vergessen.

    Auch ihre Liebe und ihr Haß und ihre Eifersucht sind bereits vergangen,

    und sie haben auf unabsehbare Zeit keinen Anteil mehr an irgend etwas, was unter der Sonne zu tun ist

    Psalm 115.17

    Die Toten selbst preisen Gott nicht

    Noch irgendwelche, die ins Schweigen hinabfahren

    Psalm 146:4
    Sein Geist geht aus,

    er kehrt zurück zu seinem Erdboden;

    An jenem Tag vergehen seine Gedanken tatsächlich.

    Als Jesus am Kreuz hing sagt er zu einem Mitgekreuzigten in Lukas 23:43
    " Wahrlich ich sage dir heute : Du wirst mit mir im Paradies sein"
    in einer anderen Übersetzung heißt es aber:
    " Wahrlich ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein "
    Ist das nicht ein Widerspruch ?
    Wozu soll sonst die Auferstehung gut sein wenn jemand sofort nach dem Tod in den Himmel kommt.


    Der Glaube ist die gesicherte Erwartung erhoffter

    Dinge, der offenkundige Erweis
    von Wirklichkeiten, obwohl man sie nicht sieht.

    Denn durch diesen erlangten die Männer der alten Zeiten

    Zeugnis.Durch Glauben begreifen wir, daß die Systeme der Dinge durch Gottes Wort geordnet wurden,
    so daß das, was gesehen wird, aus Dingen geworden ist, die nicht in Erscheinung treten.

    Hebräer 11:1


    Für mich ist die Bibel ein Buch und von Menschen geschrieben und nicht von einem höheren Wesen inspiriert.
    Was ist mit den Apokryphen ? Wer hat die Echtheit der Bibel im 3" Jahrhundert überprüfen können ? Das Wort ( Gottes ) wurde missbraucht um den Unterbau der Kirche zu festigen.
    Evangelien die im Gegensatz ein schlechtes Bild auf den Erlöser warfen hatten darin keinen Platz.
    Facebook ist die Lobotomie der Gesellschaft !

    Kommentar

    • Jörn
      Administrator
      • 05.01.2008
      • 10239

      #92
      Die islamistischen Terroristen töten nicht aus Armut oder Unterdrückung, sondern weil sie einen Gottesstaat errichten wollen.

      Deswegen richtet sich ihr Terror ja vor allem gegen die eigenen Landsleute, sofern diese nicht der exakt gleichen islamischen Sekte angehören (dem Wahabismus bzw. Salafismus).

      Die meisten Opfer der IS-Terroristen sind Moslems und Landsleute.

      Gegen des Westen richtet sich der Terror nicht, weil wir von unserem Reichtum nichts abgeben, sondern weil wir in Kneipen gehen, Musik genießen, Sex haben und den falschen Gott anbeten.

      Kommentar

      • Meta
        Erfahrener Benutzer
        • 24.08.2010
        • 1449

        #93
        Ja klar, aber der Grund für diese religiöse Radikalität ist nicht die Religion. Die Leute sind nicht einfach nur aufgrund ihrer Religion zu Terroristen geworden.

        Argument: Sonst müssten ja auch die anderen Muslime auf der Welt (in Europa, Indonesien...) genauso terroristisch sein. Da das nicht der Fall ist, müssen also andere Faktoren, nämlich sozio-ökonomische und politische, ursächlich für die religiöse Radikalisierung sein.

        Im Einzelnen heißt das, dass wegen sozio-ökonomischer und politischer Frustration/Hilflosigkeit (unter anderem die Wahrnehmung, dass der Westen den Nahen Osten und dessen Bewohner ausgrenze, politisch und kulturell unterdrücke und ökonomisch ausbeute) ein Willen zum (gewalttätigen) Widerstand entstanden ist. Erst jetzt kommt die Religion ins Spiel, und sie kommt eben nur deshalb ins Spiel, weil sie Identität und (vermeintlich) Legitimation bietet. Sie ist der Endpunkt und die finale Ausdrucksform, in deren Gewand sich der Terrorismus kleidet. Dabei verselbständigt sich dieses Gewand dann irgendwann im Strudel der Gewalt und die Religion wird in diesem Prozess zum Selbstzweck. Die wirklichen Dynamiken und die ursprünglichsten Ursachen liegen aber tiefer.

        Kommentar

        • tortentor
          Neuer Benutzer
          • 08.11.2015
          • 11

          #94
          Hallo Hanswurst,

          vielen Dank für diesen Kommentar! Die Diskussion ist m.E. bereits sehr ins nerdige abgeglitten. So sehr ich es begrüße, dass auch in solch einem Technikforum tagespolitische Themen angesprochen werden (Dank an Jörn!), geht es mir viel zu sehr ums Rechthaben "aus Prinzip". Die Spitzfindigkeit und Ausdauer mit der hier gerade diskutiert wird, mag für den einen oder anderen sehr unterhaltsam sein. Zwischendurch bekomme ich jedoch den Eindruck, als wenn ich in einem Rethorikklub bin, wo es nur um das alleinige diskutieren geht ("...Ich fordere Dich heraus....."). Das ist an sich ja auch ok, wer das mag. Man sollte dies aber nicht vor dem Hintergrund der schrecklichen pariser Ereignisse und dem damit verbundenen Folgen tun (Bodentruppen in Syrien?) und dieses Ereignis war nunmal der Ausgangspunkt dieser Debatte. Wenn man die Diskussion davon loslöst, ist es für mich etwas anderes. Dann kann Jörn seine Mission der wissenschaftlichen "Bekehrung" von Gläubigen weiterführen, ohne dass es insgesamt so bizarr wirkt.

          @ Jahnhagel: Ich bin dankbar darüber, dass du in den bisherigen Beiträgen eine ausgleichende Position bezogen hast. Die Radikalität mancher Beiträge stimmen mich nachdenklich.

          Kommentar

          • Jörn
            Administrator
            • 05.01.2008
            • 10239

            #95
            tortentor, wir sind alle gespannt, Deine Argumente zu hören.

            Kommentar

            • Jörn
              Administrator
              • 05.01.2008
              • 10239

              #96
              Meta, es ist genau andersrum. Wenn Armut der Grund für diesen Terrorismus wäre, würden auch einige andere arme Länder solche Auswüchse zeigen. Der aktuelle Terrorismus ist aber ausschließlich islamistisch. Überfallen wurden Gebiete in Syrien und im Irak, beides islamische Länder.

              Ich bin ehrlich gesagt nicht sicher, ob ich die Geduld aufbringe, darüber zu diskutieren, ob der IS-Terror einen islamistischen Hintergrund hat. Vielleicht müsste man dafür einen separaten Thread aufmachen.

              Kommentar

              • Meta
                Erfahrener Benutzer
                • 24.08.2010
                • 1449

                #97
                Jeez.
                1. Ich habe nicht gesagt, dass Armut der (alleinige) Grund für den IS-Terrorismus ist, ich habe es noch nicht einmal angedeutet.
                2. Ich habe nicht gesagt, dass der IS nicht islamistisch ist. So etwas zu behaupten, wäre geradezu absurd.


                Bitte hör doch auf, mir dauernd etwas zu unterstellen.

                Also, hier mal die spezifischen Gründe, die zusammen genommen (!) erklären, warum genau im Nahen Osten islamistischer Terror vor einigen Jahrzehnten entstand:
                1. Gefühl, dass die Ausbreitung westlicher Werte (was durch die Globalisierung beschleunigt wurde), die eigenen Werte und die eigene Kultur (und damit Identität) eliminiert.
                2. Gefühl der Frustration und Enttäuschung, dass das westliche Fortschrittsmodell (nach dem 2. WK übernahm man im Osten ja westliche wirtschaftliche Modelle, Kapitalismus etc.) gescheitert ist (In 70ern + 80ern brach der Fortschrittsmythos im Nahen Osten zusammen, da die Bevölkerung dort stark wuchs, aber die Infrastruktur nicht so schnell mit wuchs)
                3. Mit der Bevölkerungsexplosion und der Landflucht einhergehend die Herausbildung einer mittel- und perspektivlosen städtischen Jugend (der sich Religion als Ausweg darstellt)
                4. Gefühl der Hilflosigkeit und Ungerechtigkeit, dass man in politisch-territorialen Fragen vom Westen unterdrückt werde, zum Beispiel im Hinblick auf die Politik Israels gegenüber den Palästinensern und die als einseitig empfundene Parteinahme des Westens, insbesondere der USA, zugunsten Israels.
                5. Fehlende Freiheiten, da die arabischen Staaten die Opposition unterdrückt und Medien und Universitäten staatlich gelenkt haben. Das sorgte für die Radikalisierung der Opposition (die Kritik übrigens frei nur in Moscheen äußern konnte)
                6. Verhältnismäßig niedriger allgemeiner Bildungsstand im arabischen Raum
                7. (Für Terroristen aus Europa) Gefühl der Ausgrenzung und Diskriminierung, etwa im Hinblick auf die Vergabe von Ausbildungsplätzen
                8. Bereitstehen der islamischen Religion als ideologischer Rahmen zur (vermeintlichen) Legitimation von Terrorakten/des Dschihad und zur Identitätsbildung in Abgrenzung zum Westen

                Es gibt gewiss noch mehr Gründe. Die Gesamtheit dieser Ursachen gibt es nur im Nahen Osten und daher entstand dort islamistischer Terrorismus (für andere Terrorismen gab und gibt es andere Gründe).

                Kein Mensch hier versucht, etwas so Komplexes wie Terrorismus monokausal aus Armut abzuleiten (was fast so falsch wäre wie Terrorismus monokausal aus Religion abzuleiten), deshalb hör doch bitte auf, das fortwährend zu unterstellen.

                Und noch ein Disclaimer (weil ich sonst vielleicht wieder falsch verstanden werde): Die Gründe da oben beziehen sich auf die Wahrnehmungen im Nahen Osten. Diese Wahrnehmungen müssen nicht der Realität entsprechen und ich sage auch nicht, dass sie real sind.

                Kommentar

                • Janhagel
                  Erfahrener Benutzer
                  • 05.01.2008
                  • 227

                  #98
                  Zitat von Jörn Beitrag anzeigen

                  Deswegen schlage ich vor, dass man in Zukunft die Behauptung einer getrennten Zauberwelt, die nur ein Priester beurteilen könne, und wo alle anderen gefälligst den Mund zu halten hätten, höflich herausfordert.
                  Ich habe mich, ohne den eventuell vorhandenen katholischen Mitlesern zu nahe treten zu wollen, schon öfter gegen einige kirchliche Ausprägungen geäußert, die sich so nicht in der Bibel finden. Im Christentum ist jeder berechtigt und befähigt sich zu beteiligen. Die Bibel ist allerdings das Prüfwerkzeug, weil sie die lehrmäßige Grundlage des Glaubens bildet. Diese innere Logik muss nicht immer auch von außen nachvollziehbar und einleuchtend sein. Es hängt in der Tat sehr viel davon ab, ob man die Bibel für glaubwürdig hält und zweitens dass man die Texte in richtiger Weise verwendet und auslegt.

                  Zitat von Jörn Beitrag anzeigen
                  Denn es ist ja gerade kein Hochmut, wenn man das eigene Urteil nicht für absolut hält und deswegen vorsichtig nach Belegen und Beweisen sucht. Hochmut ist, wenn man sagt: "Ich weiß, dass es Gott gibt. Basta!"

                  Gerade die offiziellen Würdenträger der amtlichen Religionen sind mit ihrer grotesken Mischung aus angeblicher Allwissenheit und tatsächlich vorhandener Ignoranz das Musterbeispiel für Hochmut.
                  Ich gebe hier zu, dass sich Hochmut bei den einen wie auch den anderen findet. So oder so ist es nicht angebracht. Mit Selbstbewusstsein die aufgrund eigner Überlegungen zur Überzeugung gereifte Meinung zu vertreten, ist jedoch notwendig, wenn man auch ernst genommen werden will. Ich habe das Gefühl, dass man gerade von kirchlichen Vertretern wieder mehr "klare Kante" hören möchte, statt beliebiger nicht auf einen angreifbaren Standpunkt festgelegter Aussagen.

                  Im Übrigen ist mein Kenntnisstand der gewesen, dass die Naturwissenschaft Gott gar nicht beweisen will. Sollte sie sich das doch vorgenommen haben und das zu Ergebnissen führen, ist das eine gute Sache. Ich würde es jedoch nicht von ihr erwarten oder voraussetzen, sondern habe eben die Geisteswissenschaften da in der Zuständigkeit verortet.
                  Was die "Wechselwirkungen" mit der Wirklichkeit anbelangt, sind diese natürlich in hohem Maße sichtbar und messbar. Aber es ist natürlich die (Glaubens-)Frage, ob ich diese Wirkungen Gott zuschreibe.

                  Dass mein Herz gerade schlägt oder ob es in der nächsten Stunde nicht mehr schlägt, kann ich getrost als ein Wirken Gottes betrachten. Genauso kann ich mir weitgehend biologisch beschreiben und erklären (lassen), wie das funktioniert. Damit ist aber kein Beweis für oder gegen Gott gebracht, der muss offensichtlich auf einer anderen Ebene stattfinden.

                  Als weiteres Beispiel sei ein Bauer genannt, immerhin Leute die heute nicht selten studiert haben und nicht mehr notwendiger Weise als völlig bildungsfern angesehen werden müssen.
                  Er kann als gläubiger Mann bei allem Wissen über sein Fach und bei gleichzeitigem Eisatz modernster Anbaumethoden, Gott darum bitten, dass es doch ausreichend regnen und warm genug sein möge. Außerdem kann er Gott bei der Ernte und bei jeder Mahlzeit dafür danken, dass dieser das Gemüse hat wachsen lassen und dass seine Kühe gesund sind.
                  Ebenso kann er Gott um Rat und Hilfe bitten, wenn die Ernte ein Misserfolg zu werden scheint und dabei nichts unversucht lassen, was ihm heute an technischen und chemischen Hilfsmitteln zur Verfügung steht.
                  Einfältig ist er bestimmt, aber ob er in seiner Sicht des Lebens völlig daneben liegt, weil er eine Dimension darin zulässt und sogar ganz bewusst einbezieht, die nicht objektiv beweisbar, aber in ihren Auswirkungen von seinem Blickwinkel her eindeutig und alltäglich ist, wage ich nicht zu beurteilen!

                  Kommentar

                  • Janhagel
                    Erfahrener Benutzer
                    • 05.01.2008
                    • 227

                    #99
                    Zitat von Jörn Beitrag anzeigen
                    Die primäre Botschaft (und der Anfang) ist das Glaubensbekenntnis und die Folgsamkeit. Die Bibel illustriert dies drastisch durch die Bereitschaft Abrahams, seinen eigenen Sohn Isaak zu töten, sofern eine göttliche Stimme es ihm einflüstert. Folgsamkeit und das unbedingte Vertrauen in den göttlichen Plan sind das Fundament. Alles andere ordnet sich dem unter, selbst die Moral.

                    Das zeigt, warum religiöse Schriften potenziell gefährlich sind. Jene Leute, die sich einen Sprengstoffgürtel umschnallen, beziehen sich exakt darauf.

                    Leider ist dies in allen drei abrahamitischen Religionen (Christentum, Judentum, Islam) identisch, und deswegen ist es so dringend, dass man sich dem entgegenstellt.
                    Ich denke, dass dies den Islam sehr gut beschreibt. Du wirst Moslem, indem du das Bekenntnis sprichst und leistest dann den Geboten des Koran folge, in der Hoffnung dadurch Gnade bei Gott zu finden.

                    Das Alte Testament "illustriert" tatsächlich vieles, es ist gewissermaßen ein Bilderbuch (nicht im kindlichen, sondern im veranschaulichenden Sinne), das vom Neuen Testament her seine Bedeutung, manchmal erst seinen Sinn erhält. Die von dir erwähnte Geschichte (1. Mose 22), wird oft als Inbegriff eines stumpfsinnigen Gehorsams und sinnlos grausamen Gottes aufgeführt.

                    Ich erkläre warum sie das exakte Gegenteil ist:

                    Dem zunächst kinderlosen Abraham wurde trotz sehr hohen Alters von Gott ein Sohn versprochen (im Übrigen in der damaligen Welt eine wichtige Sache). Durch diesen Sohn sollte Abraham der Stammvater eines ganzen Volkes werden (Israel) und durch dieses Volk die ganze Menschheit gesegnet werden (wie, dazu später mehr). Abraham war ein Mann der sich durch Vertrauen in Gott (meistens) ausgezeichnet hatte. Zum Beispiel verließ er auf Gottes Wort hin seine Heimat (damit auch das Land seiner Väter und sein Erbe), um in das Gebiet zu gehen, dass später das Land Israel werden sollte.
                    Nun soll er, als er nach vielen Jahren des vergeblichen Wartens den verheißenen Sohn mit seiner Frau bekommen hatte, diesen als Brandopfer darbringen? Was genau ihn dabei bewegt hat, steht nicht im Text, aber er sagt zu den Knechten, die sie ein Stück begleitet haben: "Ich aber und der Junge wollen dorthin gehen und anbeten und zu euch zurückkehren." Auf die Frage seines Sohnes auf dem Weg, wo denn das Schaf zum Brandopfer sei, sagt er: "Gott wird sich das Schaf zum Brandopfer ersehen, mein Sohn."
                    Als Abraham im Begriff war, seinen Sohn zu töten, und sein Gehorsam ging sicher tatsächlich so weit, dass er es getan hätte, sagte der Engel des Herrn, dass er es nicht tun solle. Und in dem Moment war auch ein Schaf zu sehen, das sich im Gestrüpp verfangen hatte und das nun geopfert werden konnte.

                    Was bedeutet das nun für Abrahams Glauben?
                    Er kannte Gott sehr gut, sein Vertrauen in Gott war so hoch, dass er sich sicher sein konnte, dass er seinen Sohn nicht würde opfern müssen, da Gott selbst diesem ja eine große Zukunft verheißen hatte. Er war sich gewiss, dass Gott ein Lamm zum Brandopfer bereitstellen würde.
                    Und damit sind wir auch schon beim Bilderbuch:
                    Abraham sollte in das Land Morija gehen und dort auf einem der Berge opfern. Morija ist der Tempelberg in Jerusalem (das es damals natürlich noch nicht gab) und auf einem Hügel in der Nähe sollte die Sache stattfinden. Auch dem unbedarften Bibelleser dürfte die Sache mit "Sohn opfern" bekannt vorkommen. Isaak ist hier ein Bild für Jesus, der auf einem Hügel (Golgatha) bei Jerusalem sterben sollte. Wie Isaak das Holz für seinen Scheiterhaufen getragen hat, so hat Jesus sein Kreuz getragen. Das Bild für Jesus in der Bibel ist das Lamm Gottes. Denn nur nur ein fehlerloses Lamm durfte als Brandopfer verwendet werden. Aber Gott selbst stellt für Abraham (wie für jeden Menschen) das Opferlamm zur Verfügung, er muss eben nicht selbst das Opfer erbringen. Gott selbst geht in seinem Sohn Jesus an das Kreuz um als Opfer zu sterben.
                    Warum?
                    Weil es eine Trennung zwischen Menschen und Gott gibt; man sieht in nicht, man möchte ihn nicht, man braucht ihn scheinbar nicht.
                    Die Quintessenz der gesamten Bibel ist: Gott möchte die Menschen wieder mit sich versöhnen und in enger Beziehung mit jedem einzelnen leben und hat bereits alles notwendige getan, damit das möglich ist. Das zu glauben und Gott zu vertrauen heißt den Anfang zu machen im Christsein.
                    Johannes 3,16 ist die Zusammenfassung aller biblischen Lehre: "Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat."

                    Kommentar

                    • Walter Plinge
                      Erfahrener Benutzer
                      • 05.01.2008
                      • 805

                      Ich fürchte wir haben uns hier gerade schwer in die theoretischen Implikationen von Glauben und Wissenschaft verstrickt.

                      Um die Diskussion mal da wieder heraus zu holen:

                      Es stört ja niemanden, wenn man das Schlagen des eigenen Herzens oder den Regen auf seinen genehmen Gott zurück führt. Es geht hier doch aber darum, welche gesellschaftlichen/politischen Folgen es hat, wenn eine imaginäre Entität Forderungen an den Gläubigen stellt, die
                      a) womöglich in verschiedenen Religionen verschieden sind/interpretiert werden, und
                      b) gesellschaftlichen Strömungen wie z.B. dem Humanismus diametral entgegen stehen (ich sage nur Beschneidungsdebatte).

                      Es geht darum, wie man damit umgehen soll, wenn ein Mensch der einer Religion angehört reagiert, wenn er auf einen Menschen trifft der einer anderen (oder gar keinen) Religion angehört. Das ist doch genau der Knackpunkt von Religionsfreiheit.

                      Solange nur das eigene Selbst betroffen ist, kann derjenige von mir aus Glauben, vor einer Sekunde in seiner jetzigen Existenz erschaffen worden zu sein. Wenn er aber versucht anderen Gewalt anzutun (und sei es nur eine erzwungene Taufe), weil diese eine andere Meinung diesbezüglich haben, _dann_ ist dort meines Erachtens eine klare Grenze bzgl. der Religionsfreiheit zu ziehen.

                      Und da hilft dann auch kein Gesäusel ala 'Wir leben doch alle nach Gottes Regeln!" oder ähnlichem. Nein, das tun wir eben nicht. Unser Grundgesetz beruht eben nicht auf irgendwelchen "christlichen Werten" - was immer das sein soll. Es beruht auf den Werten von Humanismus und Aufklärung die sich hier in Europa in den Jahrhunderten nach dem 30jährigen Krieg unter vielen Opfern von Revolutionen und Kriegen durchgesetzt haben. Und deswegen halte ich nichts davon, wenn jetzt Christen kommen, und versuchen diese Werte als "weichgespültes Christentum" für sich zu vereinnahmen, und zugleich dem Islam (bzw. den Muslimen) ihre härtere Haltung diesbezüglich vorzuwerfen.

                      Es bleibt dabei, dass Religion reine Privatsache sein _muss_. Sobald Außenstehende involviert sind, ist von jeglicher Missionierung abzusehen (was leider zum Wesen jeder Religion dazu gehört). Und deshalb bin ich völlig einer Meinung mit Jörn, dass Politiker von Äußerungen ala "christliche Werte und Moral" absehen sollten. Sie stellen das Christentum in ein positives Licht, dass dieses nicht nur nicht verdient hat, sondern eben andere Weltanschauungen auch diskreditiert.

                      Kommentar

                      • Aloxus
                        Erfahrener Benutzer
                        • 06.03.2014
                        • 532

                        Die Toleranz hört für mich da auf, wo andere (anders religiöse oder nicht-religiöse) durch die Religion negative Folgen zu verkraften haben.

                        Ein Gesetz z.B., dass religiös-moralisch begründet wird und mich in meiner Freiheit einschränkt.
                        Oder eben Fundamentalisten die unsere Sicherheit gefährden, unsere Gesellschaft und freiheitlichen Werte beschimpfen und Menschen (Kinder, Ehefrauen, Geschwister) unterdrücken.
                        Oder sei es nur Eltern, die ihre Kinder mit völlig überzogenen Verboten überziehen, ihnen die Hölle androhen und bestrafen, was gegen ihrem anachronistischen Moralkatalog spricht. Alles im Schutze der Religionsfreiheit.

                        Für mich hat Religionsfreiheit nämlich die Bedeutung, dass sich jeder Mensch frei für und vor allem auch gegen eine Religion entscheiden kann. Das gilt auch für Kinder. Und dass niemand durch die religiösen Überzeugungen anderer eingeschränkt wird. Also auch die Freiheit VON Religion, wenn erwünscht.
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                        Kommentar

                        • Jörn
                          Administrator
                          • 05.01.2008
                          • 10239

                          Zitat von Janhagel Beitrag anzeigen
                          Die Bibel ist allerdings das Prüfwerkzeug, weil sie die lehrmäßige Grundlage des Glaubens bildet. (...) Es hängt in der Tat sehr viel davon ab, ob man die Bibel für glaubwürdig hält und zweitens dass man die Texte in richtiger Weise verwendet und auslegt.
                          Erstmal vielen Dank für die ausführlichen Stellungnahmen.

                          Du schreibst, dass Du bestimmte Auslegungen der Amtskirchen kritisiert und auf die einzig valide Quelle, die Bibel, verweist. Du schreibst weiter, dass man diese allerdings für glaubwürdig halten und in richtiger Weise auslegen muss.

                          Aber was ist das Kriterium für "richtig" und "falsch"? Offensichtlich gibt es dafür keine eindeutigen Kriterien, sonnst gäbe es keine unterschiedlichen Auslegungen. Insofern ist die "richtige Auslegung" einfach jene, die Dir plausibel oder angenehm ist.

                          Das trifft genau den Kern meines Anliegens. Ich rege an, dass man z.B. in Talkshows widersprechen sollte, wenn religiöse Leute von "richtig" oder "falsch" reden und göttliche Autorität für sich in Anspruch nehmen, obwohl sie einfach jene Dinge vertreten, die sie für angenehm, plausibel oder wünschenswert halten.

                          -----------


                          Was mich außerdem verblüfft ist, dass Du einerseits die Schriftstücke der Päpste nicht für valide ansiehst, jedoch diese kritische Haltung bei der Bibel nicht anwendest. Wieso gestehst Du den Autoren der Bibel eine höhere Autorität (oder sogar eine absolute Autorität) zu, nicht aber den Autoren aus späterer Zeit?

                          Zweifellos ist Dir die obskure Entstehungsgeschichte der Bibel bekannt, ebenso die Widersprüche der einzelnen Evangelien, oder die Willkür bei der Kanonisierung.

                          Kommentar

                          • Jörn
                            Administrator
                            • 05.01.2008
                            • 10239

                            Zitat von Janhagel Beitrag anzeigen
                            (Abraham) kannte Gott sehr gut, sein Vertrauen in Gott war so hoch, dass er sich sicher sein konnte, dass er seinen Sohn nicht würde opfern müssen, da Gott selbst diesem ja eine große Zukunft verheißen hatte.
                            Es ist genau dieses Vertrauen, welches ich für gefährlich und ethisch fragwürdig halte.

                            Das Vertrauen von Abraham darf man nicht in der Rückschau sehen, wenn alles bereits passiert ist. Denn in der Rückschau kann man sagen: "Gott hatte nie vor, dem kleinen Jungen etwas anzutun".

                            Sondern man muss jenen Zeitpunkt betrachten, zu dem noch alle Möglichkeiten offen waren, nämlich als Abraham mit seinem Söhnchen auf den Berg stieg, um ein Opfer zu bringen.

                            Hier entscheidet es sich, ob Abraham den Glauben in Schach hält durch seinen Verstand; oder ob Abraham allein seinem Glauben folgt.

                            Die Bibel sagt uns an dieser Stelle: "Vertraue selbst dann, wenn es für Deinen begrenzten Verstand unsinnig erscheint. Denn Gott weiß besser als Du, was richtig ist."

                            Ich sage: Der Glaube muss einer Kontrolle durch den Verstand unterliegen, und sei es nur, dass niemand zu Schaden kommen darf. Ansonsten können fürchterliche Dinge passieren.

                            Falls mich der Schöpfer der Welt auffordern würde, etwas Schreckliches tun, dann würde ich mich schlicht weigern. Nur weil er die Welt geschaffen hat, bedeutet es nicht, dass ich automatisch sein willfähriger Komplize wäre. Er kann seine Untaten gefälligst selbst erledigen. Falls ich dafür bestraft werde, nehme ich die Strafe auf mich. Das ist auch eine Frage der Selbstachtung.

                            Abraham hat bereits in jenem Moment versagt, als er dem Befehl von Gott nicht widersprach. Was danach geschah (ob es wirklich zur Tötung kam), ändert an diesem Umstand nichts mehr.

                            Zum Schluss: Was Abraham antrieb, war nur scheinbar eine aufrichtige Moral. Was ihn in Wahrheit antrieb, war Egoismus. Er wollte vor Gott gut dastehen. Dem ordnete er alles unter. Ich halte das weder für nobel noch für vorbildlich.
                            Zuletzt geändert von Jörn; 20.11.2015, 04:18.

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                            • Avalon
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                              • 12.09.2010
                              • 154

                              Die Auslegungen der Bibel widersprechen sich oft weil die christliche Religion ein Flickenteppich von verschiedenen Glaubensrichtungen ist.
                              Eine katholische Bibel vertritt die Dreieinigkeit und deswegen werden Sätze geschönt die das dann beweisen sollen. ( Johannes 1.1)
                              Protestantische Bibeln lehnen das ab und formulieren diese Stelle anders.

                              Ebenso beim beim Abendmahl ( Lukas 22.19 ) + ( 1 Korinther 11.24 ) sind sich die Hauptkirchen nicht einig ob es etwas bedeutet oder ist. Also ob der Wein zu Blut wird und die Oblade zu Fleisch
                              oder es nur versinnbildlichen soll.

                              Es gibt aber auch noch viele andere christliche Religionen die alle ihr eigenes Süppchen kochen.
                              Manchmal genügt es nur ein Komma anders zu setzen oder ein Wort zu drehen.
                              Natürlich sind das alles Spitzfindigkeiten die am Kontext der Bibel nicht viel ändern.

                              Der rote Faden ist die Schuld und die Sünde die mit Adam und Eva ihren Anfang hatte.
                              Beide vollkommene von Gott erschaffene Menschen verscherzen es sich beim Schöpfer in dem sie ungehorsam waren. Sie hätten auf ewig im Paradies leben können.
                              Die Story mit Abraham wurde von Janhagel ja schon thematisiert was Gott für einen Gehorsam verlangt.
                              Jesus war wiederum ein vollkommener Mensch ( ohne Sünde ) der die Waagschale zurück ins rechte Lot bringen sollte.

                              Wozu das Ganze ?

                              Weil sich das Gute ( Gott ) und das Böse ( Teufel ) darüber gestritten hatten ob die selbst gemachten Geschöpfe auch wirklich freiwillig immer Gehorsam sein werden.
                              Also schlossen sie eine Wette ab die über Tausende von Jahren gehen würde und erst am Ende der Zeit ( Apokalypse ) stellt sich erst raus wer gewonnen hat.
                              ( Hiob 1.6- 12 )
                              Facebook ist die Lobotomie der Gesellschaft !

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                              • Avalon
                                Erfahrener Benutzer
                                • 12.09.2010
                                • 154

                                Das schönste Buch der Bibel ist meiner Meinung nach das Hohelied welches ein Liebesgedicht in Versform ist. Das einzige Buch an dem ich nichts auszusetzen habe.
                                Facebook ist die Lobotomie der Gesellschaft !

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