In einem intakten Umfeld ist das Handy eher Segen als Fluch.
Häufig wird die Nutzung von Handys verwechselt mit irgendeiner diffusen Vorstellung von Medienkompetenz.
Aber wenn man sich mal bemüht und beobachtet, was da eigentlich genau gemacht wird, dann kristallisieren sich im Wesentlichen zwei Bereiche heraus:
- Kommunikation
- Unterhaltung
Die Übergänge sind dabei oft fließend.
Seltener ist der Informationsaspekt.
Wenige (Kinder und Jugendliche) rezipieren regelmäßig Nachrichtenseiten oder recherchieren über Wikipedia hinaus irgendwelche Dinge.
Alles andere erschöpft sich überspitzt gesagt n der Nutzung von Apps, die das tägliche Leben erleichtern sollen.
Bei beinahe Allem ausser der (Chat-)Kommunikation und der Unterhaltung fehlen den Jugendlichen häufig die Grundlagen der Handhabung. Recherche erschöpft sich im "googeln" von Fakten. - Eine recht oberflächliche Nutzung der größten Wissensdatenbank der Welt, wenn ich das mal sagen darf. Wie man Google richtig benutzt, wie man Unwichtiges von Wichtigem unterscheidet oder unseriöse Quellen erkennt - das sind Kompetenzen, die vielen Kids noch fehlen.
Im Unterricht werden dafür die Grundsteine gelegt. Das geschieht allerdings häufig anhand althergebrachter Medien (Texte, Filme, Bilder und Grafiken) und Aussenstehende wundern sich dann, warum die ganzen herrlichen neuen Medien nicht eingebunden werden. Aber im Grunde ist das nicht wirklich nötig - jedenfalls nicht zu Beginn des Lernprozesses. Wenn dann erstmal die grundlegenden Fähigkeiten angelegt wurden, kann jeder Schüler im Grunde auch leicht das Handy als bereichernde Quelle benutzen. Aber direkt mit dem Handy in den Lernprozess zu stürmen ist erfahrungsgemäß im normalen Unterricht problematisch.
Wenn ich in der Klasse eine Adhoc Rechercheaufgabe gebe und die Kids ihr Telefon benutzen sollen, stellt sich zumeist heraus, dass sie gar nicht richtig recherchieren können und das Telefon schon allein wegen seiner geringen Größe nur sehr eingeschränkt für komplexe Aufgaben geeignet ist.
Diese vielgelobten neuen Medien setzen für den konstruktiven Umgang eine Kompetenz voraus, die paradoxerweise viel effizienter anhand althergebrachter Medien erlernt werden kann.
Steht allerdings das Chatten und Facebooken im Vordergrund, dann kann man direkt mit dem Handy einsteigen. - Aber das können die Kids eh besser als wir älteren.
Wenn also eine Lehrerin die Handynutzung auf einer Klassenfahrt einschränkt, geschieht das vermutlich in der Absicht, die direkte Kommunikation (und damit übrigens auch die Erlebnistiefe) zu fördern und die Kinder dazu zu bringen, dass sie sich von ihrer gewohnten (und meist oberflächlichen) Problembewältigungsstrategie lösen und Alternativen kennenlernen und erproben.
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