Der Trump Switch

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  • Jörn
    Administrator
    • 05.01.2008
    • 10240

    Der Trump Switch

    Folgende Firmen haben "Dienste" gekündigt, welche in Zusammenhang mit der Stürmung des Capitols in Zusammenhang standen:

    Reddit: Ein Forum namens "DonaldTrump" wurde entfernt, eine recht große und aktive Community, die zum Ziel hatte, die Trump-Politik zu propagieren.

    Twitch: Video-Kanal von Trump wurde entfernt, weil die Rhetorik, die in diesen Videos angeschlagen wurde, offensichtlich in Zusammenhang standen mit den gewaltsamen Ausschreitungen.

    Shopify: Zwei Online-Stores wurden entfernt, in denen Merchandising-Artikel zugunsten seiner Organisation und seiner Wahlkampf-Kampagne verkauft wurden. Die Begründung war, dass Shops, die zur Unterstützung von Gewalt oder Hass beitragen, per AGBs ausgeschlossen wären.

    Twitter: Der persönliche Account von Donald wurde permanent stilgelegt. Die Begründung war, dass weitere Tweets ein Risiko für weitere Gewalttaten bedeuten würden.

    Google: Hat die Parler-App aus dem Store entfernt, weil dort rechtsextreme Kriminalität entfaltet wurde.

    Apple: Hat die Parler-App aus dem Store entfernt, weil dort rechtsextreme Kriminalität entfaltet wurde und auf Nachfrage kein plausibler Plan vorgelegt wurde, um gesetzwidrige Inhalte zu moderieren.

    Youtube: Wird alle YouTube-Kanäle beobachten, in denen weiterhin behauptet wird, es hätte einen Wahlbetrug gegeben. Bei drei Verstößen innerhalb von 90 Tagen wird ein solcher Kanal gesperrt.

    Facebook: Hat eine zweiwöchige Sperre von Trumps Account verfügt, bis die Amtsübergabe an Joe Biden abgeschlossen ist.

    Instagram: Hat eine zweiwöchige Sperre von Trumps Account verfügt, bis die Amtsübergabe an Joe Biden abgeschlossen ist.

    Snapchat: Hat Trumps Account deaktiviert, weil dort Hass verbreitet und Gewalttaten initiiert wurden.

    TikTok: Deaktiviert Hashtags wie #stormthecapitol oder #patriotparty und entfernt entsprechende Videos. Begründung: Hasserfülltes Benehmen und Gewalt hätten keinen Platz auf TikTok.

    Discord: Ein Foren-Server namens "The Donald" wurde gebannt, der von einem rechtsextremen Aktivisten betrieben wurde. Begründung: Auf diesem Server liefe hauptsächlich ein Forum, mit Gewalt vorbereitet und eine bewaffnete Erstürmung des Capitols geplant wurde.

    Pinterest: Hat Hashtags gesperrt, mit denen unwahre Behauptungen verbreitet werden sollen, die das Potenzial haben, zu Gewalt zu führen, beispielsweise #StopTheSteal.

    Stripe (Kreditkarten-Abrechnung): Wird keine Transaktionen mehr durchführen für die Trump-Kampagne, die auch nach dem Wahlkampf noch sehr aktiv Gelder gesammelt hatte.

    Zusätzlich berichtet der CEO von Parler (die strittige App, die von Apple rausgeworfen wurde), dass Ihnen die eigenen Anwälte gekündigt hätten, außerdem alle weiteren Anbieter, mit dem die Firma organisiert wurde, etwa Email-Provider, SMS-Dienste und so weiter. Er sagt weiter, dass Anfragen an alternative Firmen erfolglos wären, weil diese sich weigern würden, mit ihnen zusammenzuarbeiten, oft mit dem Hinweis, dass wenn Google und Apple sich für einen Bann entschieden hätten, sie dieser Einschätzung folgen würden.

    Ex-Gouverneur und "Terminator" Arnold Schwarzenegger (Republikaner) hat in einer Video-Botschaft die "Proud Boys" (eine jener schwer bewaffneten Neonazi-Gruppen in den USA) verglichen mit den Horden, die in der "Kristallnacht" durch die Straßen marodiert wären, um dort Schaufenster einzuschlagen und jüdische Läden zu zerstören. Er rief die republikanischen Wähler auf, jetzt, da Joe Biden nunmal gewählt sei, ihn von ganzen Herzen zu unterstützen und anzufeuern, damit er für alle Amerikaner das Beste erreichen könnte, anstatt jede Politik der demokratischen Partei durch Boykott usw. zu sabotieren.

    -------


    Ich möchte gerne zwei eigene Gedanken anfügen:

    Erstens, in der Liste oben sehen wir die scharfe Antwort der USA an jene, die an den demokratischen Grundfesten des Landes rütteln. Denn ebenso wie die restliche Welt schockiert ist, ist auch die Bevölkerung der USA schockiert. Es geht vermutlich nicht um die eigentlichen politischen Inhalte, sondern darum, dass hier eine rote Linie überschritten wurde, die von niemanden überschritten werden darf. Das Capitol ist unantastbar.

    Ich bin nicht sicher, ob der Schwarzenegger-Vergleich mit den Nazi-Horden vielleicht etwas zu weit geht, und ob der Verweis auf die "Kristallnacht" nicht etwas unglücklich ist. Aber bestimmte Parallelen sind nicht von der Hand zu weisen, und Vergleiche hinken ja immer. Es zeigt aber, wie aufgebracht und entsetzt viele Menschen in den USA sind, sogar Republikaner wie Schwarzenegger. Was ich aber treffend finde: Es muss irgendwann einen Punkt geben, ab dem die allgemeine Öffentlichkeit einschreitet und sagt: "Bis hierhin und nicht weiter". Dazu hat die Öffentlichkeit nach meiner Ansicht auch die Pflicht, weil es das ist, was die "Kristallnacht" uns als Lehre hinterlassen hat. So verstehe ich Schwarzeneggers Vergleich, und so verstehe ich auch die Reaktion der vielen Firmen, die ich oben aufgelistet habe. Man kann anschließend nicht einfach zur Tagesordnung übergehen.

    Allerdings, genau aus dieser Motivation sind auch die Horden zum Capitol gestürmt. Die paar Interviews, die mit den Leuten im Capitol geführt wurden, zeigten große Besorgnis und Empörung darüber, dass die Demokratie betrogen und eine Wahl gestohlen wurde. Daran kann man sehen, wie perfide das Narrativ ist, das das Trump-Lager inszeniert hat.

    Der Fehler, den die Trump-Anhänger jedoch machen: Es gibt auch bei berechtigter Sorge eine rote Linie, die man nicht überschreiten darf. Wer Sorge und Zweifel beim Wahlausgang hatte, dem standen der Weg zu den Gerichten und mehrfach wiederholte Auszählungen zur Verfügung, unter den Augen der Öffentlichkeit. Und hier enden dann die legitimen Möglichkeiten. Wer dennoch weiter geht, ist kriminell. Man kann das Faustrecht nicht damit legitimieren, dass man sich sicher sei, recht zu haben.



    Zweitens, was geschieht nun? Nicht alle Trump-Anhänger sind rechtsextrem. Trump selbst ist es vermutlich, und es gibt Gruppen, die noch darüber hinaus gehen. Diese Leute trafen sich bei "Parler" und werden demnächst andere Orte finden. Alternative Dienste berichten von zehntausenden Neuregistrierungen pro Stunde.

    In diesen neuen Silos sind die Teilnehmer dann weitgehend isoliert und radikalisieren sich gegenseitig. Es ist diese Isolation, die ich gefährlich finde. Kleinere solcher Silos hält eine Gesellschaft aus, wie man an der Neonazi-Szene in Deutschland sieht. Aber ich frage nich, ob hier nicht eine Dynamik ins Rollen kommt, die sich einfach aufgrund kurioser Umstände zu einer großen Bewegung hochschrauben kann. Beispielsweise, dass viele Menschen einfach aus Trotz und Empörung über die (falsche) Behauptung von Zensur usw. sich in eins dieser Silos bewegen. Dort werden sie dann so lange mit Unsinn gefüttert, bis sie tatsächlich glauben, dass eine völlig offene Wahl dennoch in riesigem Ausmaß manipuliert worden wäre.
  • Jörn
    Administrator
    • 05.01.2008
    • 10240

    #2
    Schockiert hat mich eine Szene aus "Fox News", mit der man gut nachvollziehen kann, wie die US-Bevölkerung angestachelt und aufgewiegelt wird.

    Man sieht eine "Journalistin", die den CEO von "Parler" nicht etwa kritisch befragt und mit Widersprüchen konfrontiert. Es wird auch keine neutrale Distanz gewahrt. Gegenargumente werden nicht erwogen. Sondern die Dame feuert den Interview-Partner an, empört sich, und schlägt sich auf seine Seite. Ihre Äußerungen sind nicht sachlich, sondern stets emotional: "This is unbelievable!"

    Schon in der Anmoderation stellt die Dame das Ergebnis fest, nämlich, dass es ein Schlag gegen die Meinungsfreiheit sei ("blow against free speech"). Auch die Sprechweise, nämlich eher ein schrilles Brüllen, hat mich verblüfft.

    Kein Wunder, dass die Bürger aufgebracht sind, nach dem sie jahrelang mit solchen "News" gefüttert wurden:

    Hier die Szene:
    Google, Apple and Amazon ban Parler from their app stores; Parler CEO John Matze joins ‘Sunday Morning Futures.’ 

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    • cordcam
      Erfahrener Benutzer
      • 13.04.2010
      • 3061

      #3
      Wir handeln gerade einen einen neuen Gesellschaftsvertrag aus. Lange Zeit wusste man nicht so recht, wie man auf die neuen Medien reagieren soll. Viel weiter ist man da immer noch nicht.

      Aber so deutlich wie jetzt ist das Problem wohl noch nie erkannt bzw. akzeptiert worden.

      Jetzt ist es wichtig, wie sich die Mehrheit der Gesellschaft dazu stellt.

      Die Frau redet wohl das Wort dessen, der ihre Lippen bezahlt....

      Kommentar

      • cordcam
        Erfahrener Benutzer
        • 13.04.2010
        • 3061

        #4
        Es gibt bei uns übrigens eine Rechtsnorm dafür. Artikel 20 Absatz 4, GG:

        „Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist.“

        Ein Deutscher CEO könnte sich also darauf berufen, wenn auf seiner Plattform jemand dazu anstachelt, unsere Ordnung zu beseitigen.

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        • cordcam
          Erfahrener Benutzer
          • 13.04.2010
          • 3061

          #5
          Ein gutes Mittel gegen das Aufkommen solcher Strömungen ist übrigens eine Gesellschaft, die nicht am laufenden Band Verlierer produziert.

          Warum akzeptieren wir es eigentlich, dass ein paar Multimillionäre 90 % des Kapitals besitzen und sich andere Menschen mit Hartz 4 begnügen müssen?

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          • Jörn
            Administrator
            • 05.01.2008
            • 10240

            #6
            Wir schweifen hoffentlich nicht in ein anderes Thema ab?

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            • woreich
              Erfahrener Benutzer
              • 05.01.2008
              • 1054

              #7
              Zunächst mag man befriedigt über die "Stummschaltung" digitaler Kanäle zur kurzfristigen Vermeidung bestimmter irrer Auswüchse um Trump und seine Anhänger sein.
              Ich fühle mich aber absolut unwohl bei dem Gedanken, beliebige Konzerne über derlei Dinge befinden zu lassen. Das sind gewinnorientierte Betriebe mit zunehmend monopolartigem Umfang, deren oberstes Ziel die Gewinnerzielung ist - nicht etwa die Durchsetzung demokratischer Prinzipien. Hat man unisono Angst um das eigene Geschäftsmodell? Wenn sich das alles etwas beruhigt hat, darf Trump oder sonstwer wieder hetzen bzw. Meinung kundtun? Oder der, der mehr Gewinn verspricht?

              Hoffentlich diskutieren und bewerten die Parlamente diese Vorgänge ernsthaft und gründlich.

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              • hopsing27
                Erfahrener Benutzer
                • 11.04.2011
                • 145

                #8
                Angela Merkel sieht die Twittersperre von Trump kritisch. Gegen das Netz DG des Heiko Maas hatte sie dagegen nichts einzuwenden.
                Überblick zu Hintergründen, Analysen und Interviews bei tagesschau.de - die erste Adresse für Nachrichten und umfassende Berichte zu aktuellen Themen.

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                • Jörn
                  Administrator
                  • 05.01.2008
                  • 10240

                  #9
                  Merkels Aussage verstehe ich noch nicht ganz. Sie müsste plausibel machen, dass ein Rauswurf bei Twitter gleichbedeutend ist mit einer Wegnahme der Meinungsfreiheit.

                  Mir persönlich ist Twitter völlig schnuppe, weil es dort zu viel Streit und seltsame Typen gibt. Ich habe aber nicht das Gefühl, ich hätte keine Meinungsfreiheit.

                  Ein weiterer Punkt, den ich nicht verstehe: Wenn der Mob nicht das Capitol gestürmt hätte, dann wären die Äußerungen von Trump nicht so stark geahndet worden. Es geht also nicht nur um das Äußern einer Meinung (dies kann man subjektiv bewerten), sondern um das, was daraufhin konkret geschah (dies kann man objektiv feststellen).

                  Immerhin hat Trump über 55.000 (!!) blödsinnige Tweets geschrieben, und er wurde vorzüglich behandelt. Zum Vergleich, ich bin in diesem Forum in 12 Jahren nicht auf 10.000 Postings gekommen. Das ist einfach nur enorm. Dann schlugen seine Anhänger die Büros einiger Demokraten in Stücke, und dann änderte sich die Lage. Was erwarten die Leute?

                  Kommentar

                  • mkummer
                    Erfahrener Benutzer
                    • 05.01.2008
                    • 2299

                    #10
                    Und: auf der einen Seite verlangen alle, dass FB und Co. gegen kriminelle Einträge vorgehen, andererseits wird, wenn sie es machen, vom Einschränken der Meinungsfreiheit gesprochen. Wer soll es denn sonst machen als die Betreiber? Nach Gesetzeslage müssen sie es sogar. Und ob nachgewiesene Falschaussagen (vulgo: Lügen) erlaubt sein sollten, weil sie Meinungsäusserungen sind, halte ich für nicht unbedingt haltbar.
                    Mac Studio Max - iPhone 13 Pro MAX - iPad Pro 12,9 3. Gen. WIFI - Apple Watch Series 6 LTE

                    Kommentar

                    • cordcam
                      Erfahrener Benutzer
                      • 13.04.2010
                      • 3061

                      #11
                      Hier dürfte auch interessant sein, was unser Bundesverfassungsgericht dazu sagt:

                      „Die bewusste Behauptung unwahrer Tatsachen fällt demgegenüber nicht in den sachlichen Schutzbereich der Meinungsfreiheit, weil sie zur Meinungsbildung auf zutreffender Tatsachengrundlage nicht beitragen kann.“

                      Kommentar

                      • ueberl
                        Erfahrener Benutzer
                        • 05.01.2008
                        • 182

                        #12
                        Eine interessante Diskussion bisher.

                        Zunächst finde ich es zumindest bedenklich, dass sich die US-IT-Tech-Konzerne erst jetzt zu einer Beschränkung und Regulierung der Trumpschen-Auswüchse in ihren Kanälen entschlossen haben. Reichlich spät. Wäre Trump Präsident geblieben, hätte man sich wohl nicht vorzeitig positionieren wollen. Courage sieht anders aus. Bei Tim Cook sehe ich diese allerdings.

                        Grundsätzlich: Wenn man unsere Freiheit will (und wer möchte schon in dieser Frage in China oder Russland leben), muss man die Möglichkeiten solcher "Channel" hinnehmen. Dies setzt dann eine umfassende Medien-Bildung der Bevölkerung voraus, um Irrwege zu vermeiden. Anders werden die Möglichkeiten der neuen Medien nicht verantwortungsvoll nutzbar sein. Ob dies erreichbar ist, weiss ich nicht.

                        Und dann gibt es immer noch Gesetze, die unterschiedlich gehandhabt werden:
                        In einer Bahnhofsbuchhandlung darf ich keine Pornographie nach deutscher Definition verkaufen (die Definition hierfür ist ja anatomisch pikant). Die selben und noch viel schlimmeren Inhalte werden bereits von der Google-Bildersuche ohne Begrenzung ausgewiesen. Bei der Bahnhofsbuchhandlung käme die Polizei und würde dies beschlagnahmen. Wie soll man damit umgehen?

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                        • Jörn
                          Administrator
                          • 05.01.2008
                          • 10240

                          #13
                          Nehmen wir an, eine politische Partei käme auf die Idee, Wikipedia-Artikel so zu ändern, dass damit eine bestimmte Weltsicht propagiert wird. Es beginnt mit kleineren Änderungen, die Ansichtssache sind. Dann verschwinden bestimmte Standpunkte, wo zuvor mehrere Standpunkte standen. Später werden kritische Zitate ausgetauscht zugunsten befürwortender Zitate.

                          Teils wird es gerechtfertigt mit Meinungsfreiheit, teils damit, dass es das gute Recht von allen wäre, sich bei Wikipedia zu beteiligen, und man könne ja schließlich einer bestimmten Partei nicht verbieten, sich zu beteiligen, während es anderen erlaubt bliebe.

                          Hier wird nicht Offenheit und Zusammenarbeit gefeiert, sondern missbraucht.

                          Die Attraktivität dieses (hypothetischen) Manövers ergibt sich daraus, dass Wikipedia ein gutes Ansehen hat, und dass die Leser nichts von der Manipulation wissen. Mehr noch: Die Leser werden selbst in diese Weltsicht getrickst, Stück für Stück. Wenn das klappt, werden sie die Manipulation nicht kritisieren, sondern verteidigen und sich eventuell sogar daran beteiligen. Ein Teufelskreis beginnt sich zu drehen.

                          Dieses Szenario ist auf Wikipedia tatsächlich zu beobachten, allerdings auf dem Schlachtfeld religiöser Fragen. Ich erwähne es nur, um zu illustrieren, dass es nicht so weit hergeholt ist, wie es zunächst scheint.

                          Mein Punkt ist, dass hier die offene Gesellschaft verarscht wird. Werte wie Meinungsfreiheit werden missbraucht, um sie für andere einzuschränken. Eingeschränkt wird die Meinungsfreiheit dadurch, dass manipulativ vorgegangen wird, d.h. man möchte verhindern, dass die Menschen objektive Informationen bekommen.

                          Würden wir bei Wikipedia einfach mit den Schultern zucken, wenn plötzlich offenbar wäre, dass seine Offenheit missbraucht würde?

                          Facebook wird verteidigt als das Sprachrohr des Einzelnen. Tatsächlich geben politische Gruppierungen hunderte Millionen Dollar dafür aus, ihre manipulativen Empörungs-Postings als Werbung bei Facebook zu posten — allerdings sieht es dort nicht aus wie Werbung, sondern wie normale Postings. Die Leute werden verarscht.

                          Diese Gruppierungen mussten sich früher mit Journalisten auseinandersetzen, die den Leser mit Kontext und Widersprüchen zusätzlich informierten. Die Gruppierungen umgehen diesen ersten Check und verwenden Plattformen, die dafür nicht gedacht und nicht entsprechend ausgerüstet sind. Es ist ein Missbrauch.

                          Gedacht war es als ein Austausch von Katzenfotos und Geburtstagsgrüßen. Benutzt wird es als Verbreitungsplattform von äußerst fragwürdigen "Nachrichten".

                          Aber die Kritik an diesem Missbrauch wird zurückgewiesen mit der scheinheiligen Entgegnung, man wolle dem Einzelnen die Meinungsfreiheit nehmen, wenn man Facebook und Twitter stärker kontrolliere. Darum geht es überhaupt nicht.

                          Auf mich wirkt es wie Betrug, wenn sich Trump und Parler auf Meinungsfreiheit berufen, und darauf, dass wir Menschen uns im Großen und Ganzen vertrauen. Mir scheint es eher so, als hätten sie eine Lücke gefunden, mit der man sehr schwierig umgehen kann. Das nutzen sie aus.

                          Und deswegen liegt es für mich auf der Hand, dass die Gesellschaft irgendwann sagt: "So geht das nicht weiter". Deswegen begrüße ich die vielen Firmen, die jetzt in den USA aktiv geworden sind und sich nicht weiter verarschen lassen. Gegen tatsächliche Meinungen hat ja niemand etwas einzuwenden.
                          Zuletzt geändert von Jörn; 13.01.2021, 00:47.

                          Kommentar

                          • ueberl
                            Erfahrener Benutzer
                            • 05.01.2008
                            • 182

                            #14
                            Zitat von Jörn Beitrag anzeigen
                            Facebook wird verteidigt als das Sprachrohr des Einzelnen. Tatsächlich geben politische Gruppierungen hunderte Millionen Dollar dafür aus, ihre manipulativen Empörungs-Postings als Werbung bei Facebook zu posten — allerdings sieht es dort nicht aus wie Werbung, sondern wie normale Postings. Die Leute werden verarscht.

                            Diese Gruppierungen mussten sich früher mit Journalisten auseinandersetzen, die den Leser mit Kontext und Widersprüchen zusätzlich informierten. Die Gruppierungen umgehen diesen ersten Check und verwenden Plattformen, die dafür nicht gedacht und nicht entsprechend ausgerüstet sind. Es ist ein Missbrauch.
                            Auf diese beiden Absätze von Dir kommt es an. Es ist tatsächlich ein Missbrauch dieser Systeme. Und die Missbrauchsmöglichkeit ist system-immanent. Im Falle von klassischen Medien sind die Einstiegshürden zumindest so hoch (Radio, TV, Zeitung), dass sie zum Missbrach kaum taugen - zumindest in freien Gesellschaften. In autoritären Staaten wiederum werden die klassischen Medien seit jeher missbräulich verwendet (Staatsmedien) und die neuen Medien begrenzt oder abgeschaltet.

                            Wer soll das für „Social Media“ lösen?
                            Die Betreiber selbst, zulasten ihrer schamlos hohen Gewinne, nach Vorgaben der demokratischen Gesellschaft (Gesetze)!

                            Dies funktioniert aber schon bei der Pornographie nicht, was einfach wäre (ich habe dies oben angesprochen, nicht weil ich ein Moralapostel bin, sondern weil mich die Ungleichbehandlung aufregt und es für Kinder schädlich ist).

                            Kommentar

                            • mkummer
                              Erfahrener Benutzer
                              • 05.01.2008
                              • 2299

                              #15
                              Der Bundespräsident bereits 2019: https://www.bundespraesident.de/Shar...Republica.html
                              „Wer mit einer digitalen Plattform einen politischen Diskursraum schafft, der trägt auch Verantwortung für Demokratie - ob er’s will oder nicht."
                              Mac Studio Max - iPhone 13 Pro MAX - iPad Pro 12,9 3. Gen. WIFI - Apple Watch Series 6 LTE

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