Unweit unseres famosen Studios wurde vor ein paar Tagen eine riesige Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Um die Bombe zu entschärfen, muss der gesamte Bezirk evakuiert werden.
Betroffen sind ca. 65.000 Menschen, 20 Altenheime und 2 Krankenhäuser.
Wenn die Entschärfung misslänge und die Bombe explodierte, würden alle Häuser im Umkreis von 100 Metern zerstört. Sie würden von der riesigen Druckwelle fortgerissen. Innerhalb von 1 Kilometer flögen die Dächer von den Häusern. Im weiteren Umkreis bis 2 km würden Türen aus den Angeln gefetzt und Fensterscheiben zerborsten.
Unser Studio liegt ca. 1 km von der Bombe entfernt, also könnte es passieren, dass das Dach wegfliegt. Erschütterungen im Boden könnten weitere Schäden am Mauerwerk verursachen, die das Haus erstmal unbewohnbar machen könnten.
———
Ist es nicht unfassbar, welchen Schaden eine einzige Bombe anrichten kann? Ist es nicht erstaunlich, dass in einem Umkreis von nur 1,5 km immerhin 65.000 Menschen leben können? Dabei handelt es sich um einen ganz gewöhnlichen Wohnbezirk, ohne Wolkenkratzer.
Bomben dieser Art wurden im Zweiten Weltkrieg flächendeckend über Deutschlands Städten abgeworfen, zu hunderttausenden. Die Aufgabe dieser speziellen Bombe bestand tatsächlich darin, mit einer enormen Druckwelle die Dächer fortzureißen, sodass im zweiten Schritt Brandbomben die nun schutzlosen Häuser zerstören konnten. Ganze Stadtteile, und mit ihnen die Menschen, wurden so vernichtet.
In diesen Tagen ist mein kleiner Stadtteil in Aufruhr, weil wir uns alle überlegen müssen, was wir von 6 Uhr bis 20 Uhr irgendwo in der Innenstadt anfangen sollen. Vielleicht erstmal irgendwo frühstücken, aber was macht man danach?
Unsere Großeltern hatten hingegen Todesangst, und die Angriffe kamen nicht mit einer freundlichen Ankündigung des Ordnungsamts, sondern nachts, wenn alle schliefen. Wer überlebte, fand sich in einer Trümmerwüste wieder. Millionen fanden den Tod.
Meine eigene Großmutter hat mir mal von einer Nacht im Keller erzählt, als die Bomben fielen und die Bewohner in völliger Dunkelheit horchten, wie die fürchterlichen Einschläge immer näher kamen und immer lauter wurden. Der Boden bebte.
Mich packt noch heute das blanke Entsetzen, wenn ich an diese Erzählung denke. Es gibt nichts Gemeineres als Krieg.
———
Was mir in diesen Tagen des Wahlkampfs aufgefallen ist: Die bereits abgetretene Garde der alten Politiker (ich meine die Generation von Helmut Kohl oder Willy Brandt) waren alle engagierte Europäer. Kein Wunder, mag man sich denken, denen saß der Schock des Krieges tief in den Knochen.
Aber in all den Jahrhunderten zuvor führten Kriege keineswegs zu einer Einsicht, sondern im Gegenteil, sie führten zu weiteren Feindschaften und Kriegen. Gerade auf den Zweiten Weltkrieg traf das zu, der ja seine Wurzeln auch im Ersten Weltkrieg hatte.
Dass wir in Europa in Frieden und Freiheit leben können, ist alles andere als selbstverständlich.
Wem verdanken wir das?
Man könnte denken, dass wir es der Generation von Adenauer, Brandt und Kohl verdanken, und das stimmt auch, denn sie schuf das Fundament. Aber heutzutage verdanken wir es vor allem uns selbst. Wir Europäer leben in Frieden, weil wir friedlich sind. Wir sind, alles in allem, eine ziemlich tolle Generation.
Bei allem, was wir falsch machen, machen wir dieses immerhin richtig.
Und das werde ich morgen feiern, wenn ich um 6 Uhr aus dem Haus geworfen werde. Ich werde Andenken halten an jene, die durch solch entsetzliche Bomben ums Leben kamen. Aber ich werde mich auch freuen über mich selbst und meine Nachbarn, weil wir, alles in allem, eigentlich ganz vernünftige Leute sind. Natürlich gönnt niemand dem anderen das Schwarze unter den Fingernägeln, aber wir leben friedlich und freundlich miteinander. Immerhin.
Hoffentlich geht alles gut.
Betroffen sind ca. 65.000 Menschen, 20 Altenheime und 2 Krankenhäuser.
Wenn die Entschärfung misslänge und die Bombe explodierte, würden alle Häuser im Umkreis von 100 Metern zerstört. Sie würden von der riesigen Druckwelle fortgerissen. Innerhalb von 1 Kilometer flögen die Dächer von den Häusern. Im weiteren Umkreis bis 2 km würden Türen aus den Angeln gefetzt und Fensterscheiben zerborsten.
Unser Studio liegt ca. 1 km von der Bombe entfernt, also könnte es passieren, dass das Dach wegfliegt. Erschütterungen im Boden könnten weitere Schäden am Mauerwerk verursachen, die das Haus erstmal unbewohnbar machen könnten.
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Ist es nicht unfassbar, welchen Schaden eine einzige Bombe anrichten kann? Ist es nicht erstaunlich, dass in einem Umkreis von nur 1,5 km immerhin 65.000 Menschen leben können? Dabei handelt es sich um einen ganz gewöhnlichen Wohnbezirk, ohne Wolkenkratzer.
Bomben dieser Art wurden im Zweiten Weltkrieg flächendeckend über Deutschlands Städten abgeworfen, zu hunderttausenden. Die Aufgabe dieser speziellen Bombe bestand tatsächlich darin, mit einer enormen Druckwelle die Dächer fortzureißen, sodass im zweiten Schritt Brandbomben die nun schutzlosen Häuser zerstören konnten. Ganze Stadtteile, und mit ihnen die Menschen, wurden so vernichtet.
In diesen Tagen ist mein kleiner Stadtteil in Aufruhr, weil wir uns alle überlegen müssen, was wir von 6 Uhr bis 20 Uhr irgendwo in der Innenstadt anfangen sollen. Vielleicht erstmal irgendwo frühstücken, aber was macht man danach?
Unsere Großeltern hatten hingegen Todesangst, und die Angriffe kamen nicht mit einer freundlichen Ankündigung des Ordnungsamts, sondern nachts, wenn alle schliefen. Wer überlebte, fand sich in einer Trümmerwüste wieder. Millionen fanden den Tod.
Meine eigene Großmutter hat mir mal von einer Nacht im Keller erzählt, als die Bomben fielen und die Bewohner in völliger Dunkelheit horchten, wie die fürchterlichen Einschläge immer näher kamen und immer lauter wurden. Der Boden bebte.
Mich packt noch heute das blanke Entsetzen, wenn ich an diese Erzählung denke. Es gibt nichts Gemeineres als Krieg.
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Was mir in diesen Tagen des Wahlkampfs aufgefallen ist: Die bereits abgetretene Garde der alten Politiker (ich meine die Generation von Helmut Kohl oder Willy Brandt) waren alle engagierte Europäer. Kein Wunder, mag man sich denken, denen saß der Schock des Krieges tief in den Knochen.
Aber in all den Jahrhunderten zuvor führten Kriege keineswegs zu einer Einsicht, sondern im Gegenteil, sie führten zu weiteren Feindschaften und Kriegen. Gerade auf den Zweiten Weltkrieg traf das zu, der ja seine Wurzeln auch im Ersten Weltkrieg hatte.
Dass wir in Europa in Frieden und Freiheit leben können, ist alles andere als selbstverständlich.
Wem verdanken wir das?
Man könnte denken, dass wir es der Generation von Adenauer, Brandt und Kohl verdanken, und das stimmt auch, denn sie schuf das Fundament. Aber heutzutage verdanken wir es vor allem uns selbst. Wir Europäer leben in Frieden, weil wir friedlich sind. Wir sind, alles in allem, eine ziemlich tolle Generation.
Bei allem, was wir falsch machen, machen wir dieses immerhin richtig.
Und das werde ich morgen feiern, wenn ich um 6 Uhr aus dem Haus geworfen werde. Ich werde Andenken halten an jene, die durch solch entsetzliche Bomben ums Leben kamen. Aber ich werde mich auch freuen über mich selbst und meine Nachbarn, weil wir, alles in allem, eigentlich ganz vernünftige Leute sind. Natürlich gönnt niemand dem anderen das Schwarze unter den Fingernägeln, aber wir leben friedlich und freundlich miteinander. Immerhin.
Hoffentlich geht alles gut.
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