Ich liebe meine iPads! Tatsächlich habe ich eine ganze Sammlung: groß, klein, alt und neu. Ich benutze sie häufig und gerne.
Aber wenn ich mich hinsetze und arbeite, dann ist der Mac ohne Konkurrenz. Allein ein großes Display macht eine Menge aus.
Was den Mac vor allem auszeichnet, ist seine Flexibilität. Das iPad ist nett, solange alles wie vorgesehen funktioniert und alle Wege vorgezeichnet sind. Aber wie oft ist das nicht der Fall? Ich gebe mal ein paar Beispiele, über die ich in den letzten Tagen gestolpert bin.
Beispiel 1
Ich nahm neulich teil an einer Podcast-Aufzeichnung per Skype, und QuickTime hatte die Ehre, meine Tonspur in bester Qualität aufzuzeichnen. Dummerweise passiert es mir in Skype öfter, dass die ganze Kiste abstürzt. Dann musste ich die Aufnahme neu starten, und die erste Stunde war verloren.
Allerdings: Mit etwas googeln fand ich heraus, wo ich die temporäre Datei finden kann, die bis zum Absturz verwendet wurde. Es ist eine schier endlose Kette an Ordnern in den tiefsten Tiefen der Library — aber ich bekam meine Datei.
Mach das auf dem iPad! Haha!
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Beispiel 2
Nun war die abgestürzte Audio-Datei leider defekt, weil sie nicht ordentlich geschlossen wurde. Die Audio-Daten waren zwar da. Aber der "Header" der Datei war kaputt, sodass sich die Datei nicht öffnen ließ. Wie repariere ich nun den Header?
Dazu gibt es obskure UNIX-Programme, die nur im Terminal funktionieren. Ich fand ein solches Programm, installierte es und ließ das Terminal seine Arbeit machen. Voila! Die Datei ließ sich wieder öffnen!
Mach das auf einem iPad!
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Beispiel 3
Das dumme UNIX-Programm ging allerdings von einer anderen Bitrate aus, nämlich von 41.1 kHz, was dem CD-Standard entspricht. Ich hatte aber mit 48 kHz aufgenommen. Nun klang alles etwas zu tief.
Was war passiert? Das dumme Programm hatte irgendwo im neuen Header der Datei notiert, es handele sich um eine Aufnahme mit 41.1 kHz. Diese Information musste ich also in der Datei verändern. Aber wie?
Dafür kann man sich einen Hex-Editor laden. Der zeigt die Datei als schier unendliche Kette an Hexadezimal-Daten an:
4B05C00 00000000 AB020000 4B05C00 00000000 AB020000
Die ganze Kette hatte eine Länge von 150 MByte. Und irgendwo dort stecke in hexadezimaler Schreibweise die Zahl "41100", also meine 41.1 kHz, die ich ändern wollte.
Mit dem Editor suchte ich nach der Zeichenfolge "44AC0000" und änderte sie in "80BB0000" (also 48 kHz). Dann habe ich die Datei wieder abgespeichert, und meine Stimme klang wieder normal. Problem gelöst!
Ja, es war umständlich. Aber ich habe meine Aufnahme gerettet. Mach das auf einem iPad!
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Beispiel 3
Ich schreibe seit einiger Zeit an einem Fachbuch, als Hobby, wenn ich mal eine Stunde dafür aufbringe. Ich mache das nur zu meinem eigenen Vergnügen, und vermutlich bleibe ich der einzige Leser. Ich bin also kein professioneller Autor, der alle Tricks und Kniffe kennt. Aber, hey, wozu habe ich schließlich einen Mac?
Das Problem bei Fachbüchern ist die Bibliographie, also die ganzen Quellenangaben und Fußnoten. Das macht die meiste Arbeit. Autor, Titel, Jahreszahl... und zudem wollte ich jede Quelle möglichst mit einem klickbaren Link versehen. Wenn man das alles formatiert hat, hat man nur die Fußnote mit der Quellenangabe. Das eigentliche Zitat muss man noch in den Text einfügen, in einer schöneren und schlichteren Formatierung. Dort setzt man dann den Link zur Fußnote. Eine enorme Arbeit, hunderte Male!
Die Lösung: Mit AppleScript und auch mit dem Automator kann ich auf einer Webseite ein Zitat markieren, dann im Services-Menü ein Skript aufrufen, und dieses gibt mir einen fertig formatierten Text in die Zwischenablage, denn ich dann nur noch einfügen muss. Das spart mir viel Zeit und ich bleibe "im Fluss".
Im Prinzip könnte man das auch mit "Shortcuts" auf dem iPad machen, aber die dortigen Befehle sind so krude und beschränkt, dass es nur mit sehr viel Mühe und mit Kompromissen möglich ist. Es scheitert schon daran, Zeilenumbrüche als ”/n" in einer Funktion für Suchen & Ersetzen zu verwenden. Irgendwann nerven mich solche kleinen Zickigkeiten. Ich habe keine Lust, stundenlang zu googlen, mit welchem Trick ich nun zu meinem Zeilenumbruch komme.
Wenn der Mac was nicht kann, dann kann ich mir einfach die Fähigkeiten großer Programme ausleihen und diese in meinem Skript verwenden. Die komplexe Formatierung wäre zum Beispiel ohne "BBEdit" nicht möglich, aber ich kann BBedit per Skript einbinden, und das Problem ist gelöst.
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Fazit
Der Mac hat eben immer noch ein paar Asse im Ärmel, wenn man in die Scheiße gerät und improvisieren muss.
Ich will das iPad gar nicht schlecht reden oder eine Grundsatzdebatte anzetteln oder Apple vorführen. Stattdessen wollte ich darüber jubeln, dass sich der Mac vor nichts zu verstecken braucht und keineswegs zum "alten Eisen" gehört.
Apple könnte mehr dafür tun, die vielen tollen Funktionen des Macs noch bekannter zu machen. Es ist eine enorm gute Balance aus "Komfort" und "Bastelkiste". Komfort im Alltag, und die Bastelkiste, wenn's mal heikel wird.
Aber wenn ich mich hinsetze und arbeite, dann ist der Mac ohne Konkurrenz. Allein ein großes Display macht eine Menge aus.
Was den Mac vor allem auszeichnet, ist seine Flexibilität. Das iPad ist nett, solange alles wie vorgesehen funktioniert und alle Wege vorgezeichnet sind. Aber wie oft ist das nicht der Fall? Ich gebe mal ein paar Beispiele, über die ich in den letzten Tagen gestolpert bin.
Beispiel 1
Ich nahm neulich teil an einer Podcast-Aufzeichnung per Skype, und QuickTime hatte die Ehre, meine Tonspur in bester Qualität aufzuzeichnen. Dummerweise passiert es mir in Skype öfter, dass die ganze Kiste abstürzt. Dann musste ich die Aufnahme neu starten, und die erste Stunde war verloren.
Allerdings: Mit etwas googeln fand ich heraus, wo ich die temporäre Datei finden kann, die bis zum Absturz verwendet wurde. Es ist eine schier endlose Kette an Ordnern in den tiefsten Tiefen der Library — aber ich bekam meine Datei.
Mach das auf dem iPad! Haha!
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Beispiel 2
Nun war die abgestürzte Audio-Datei leider defekt, weil sie nicht ordentlich geschlossen wurde. Die Audio-Daten waren zwar da. Aber der "Header" der Datei war kaputt, sodass sich die Datei nicht öffnen ließ. Wie repariere ich nun den Header?
Dazu gibt es obskure UNIX-Programme, die nur im Terminal funktionieren. Ich fand ein solches Programm, installierte es und ließ das Terminal seine Arbeit machen. Voila! Die Datei ließ sich wieder öffnen!
Mach das auf einem iPad!
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Beispiel 3
Das dumme UNIX-Programm ging allerdings von einer anderen Bitrate aus, nämlich von 41.1 kHz, was dem CD-Standard entspricht. Ich hatte aber mit 48 kHz aufgenommen. Nun klang alles etwas zu tief.
Was war passiert? Das dumme Programm hatte irgendwo im neuen Header der Datei notiert, es handele sich um eine Aufnahme mit 41.1 kHz. Diese Information musste ich also in der Datei verändern. Aber wie?
Dafür kann man sich einen Hex-Editor laden. Der zeigt die Datei als schier unendliche Kette an Hexadezimal-Daten an:
4B05C00 00000000 AB020000 4B05C00 00000000 AB020000
Die ganze Kette hatte eine Länge von 150 MByte. Und irgendwo dort stecke in hexadezimaler Schreibweise die Zahl "41100", also meine 41.1 kHz, die ich ändern wollte.
Mit dem Editor suchte ich nach der Zeichenfolge "44AC0000" und änderte sie in "80BB0000" (also 48 kHz). Dann habe ich die Datei wieder abgespeichert, und meine Stimme klang wieder normal. Problem gelöst!
Ja, es war umständlich. Aber ich habe meine Aufnahme gerettet. Mach das auf einem iPad!
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Beispiel 3
Ich schreibe seit einiger Zeit an einem Fachbuch, als Hobby, wenn ich mal eine Stunde dafür aufbringe. Ich mache das nur zu meinem eigenen Vergnügen, und vermutlich bleibe ich der einzige Leser. Ich bin also kein professioneller Autor, der alle Tricks und Kniffe kennt. Aber, hey, wozu habe ich schließlich einen Mac?
Das Problem bei Fachbüchern ist die Bibliographie, also die ganzen Quellenangaben und Fußnoten. Das macht die meiste Arbeit. Autor, Titel, Jahreszahl... und zudem wollte ich jede Quelle möglichst mit einem klickbaren Link versehen. Wenn man das alles formatiert hat, hat man nur die Fußnote mit der Quellenangabe. Das eigentliche Zitat muss man noch in den Text einfügen, in einer schöneren und schlichteren Formatierung. Dort setzt man dann den Link zur Fußnote. Eine enorme Arbeit, hunderte Male!
Die Lösung: Mit AppleScript und auch mit dem Automator kann ich auf einer Webseite ein Zitat markieren, dann im Services-Menü ein Skript aufrufen, und dieses gibt mir einen fertig formatierten Text in die Zwischenablage, denn ich dann nur noch einfügen muss. Das spart mir viel Zeit und ich bleibe "im Fluss".
Im Prinzip könnte man das auch mit "Shortcuts" auf dem iPad machen, aber die dortigen Befehle sind so krude und beschränkt, dass es nur mit sehr viel Mühe und mit Kompromissen möglich ist. Es scheitert schon daran, Zeilenumbrüche als ”/n" in einer Funktion für Suchen & Ersetzen zu verwenden. Irgendwann nerven mich solche kleinen Zickigkeiten. Ich habe keine Lust, stundenlang zu googlen, mit welchem Trick ich nun zu meinem Zeilenumbruch komme.
Wenn der Mac was nicht kann, dann kann ich mir einfach die Fähigkeiten großer Programme ausleihen und diese in meinem Skript verwenden. Die komplexe Formatierung wäre zum Beispiel ohne "BBEdit" nicht möglich, aber ich kann BBedit per Skript einbinden, und das Problem ist gelöst.
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Fazit
Der Mac hat eben immer noch ein paar Asse im Ärmel, wenn man in die Scheiße gerät und improvisieren muss.
Ich will das iPad gar nicht schlecht reden oder eine Grundsatzdebatte anzetteln oder Apple vorführen. Stattdessen wollte ich darüber jubeln, dass sich der Mac vor nichts zu verstecken braucht und keineswegs zum "alten Eisen" gehört.
Apple könnte mehr dafür tun, die vielen tollen Funktionen des Macs noch bekannter zu machen. Es ist eine enorm gute Balance aus "Komfort" und "Bastelkiste". Komfort im Alltag, und die Bastelkiste, wenn's mal heikel wird.
Kommentar