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Was tat Apple?


Apple konnte bei dem bitteren Schauspiel nur zusehen. Die Welt feierte eine große Party, aber Apple war nicht eingeladen.

Wie sehr Microsoft gewonnen hat, zeigte sich einige Jahre später, als Microsoft 150 Millionen Dollar in Apple investierte und dafür stimmrechtslose Aktien erhielt. Apple versprach, alle Patentstreitigkeiten zu beenden und man schloss einen Vertrag für einen Patentaustauch, was bedeutet, dass jede Firma die Patente der anderen Firma nutzen durfte. Ueber diesen Vertrag sind wenige Details bekannt, aber nach zahlreichen übereinstimmenden Quellen trifft diese Schilderung zu. Microsoft demonstrierte sein Vertrauen in das Ueberleben von Apple und plünderte dafür den Rest der Vorratskammer. Es ist übrigens nicht wahr, dass Apple die ca. 150 Millionen Dollar von Microsoft irgendwie gerettet hätte. Apple hatte stets einige Milliarden Dollar auf der Kante. Mit 150 Milliönchen rettet man keine Firma vom Kaliber Apples. Solche Investments sind üblich, wenn Firmen eine Kooperation vereinbaren.

Microsoft hatte unglaubliche zehn Jahre an der Mac-Kopie herumgepokelt, um Apple schließlich halbwegs einzuholen. Wie konnte Apple diese Zeit nutzen? Steve Jobs zu dieser Zeit: „An dem Tag, an dem ich Apple verließ, waren wir Microsoft um 10 Jahre voraus. Im technischen Bereich ist es wirklich schwer, sich einen 10-Jahres-Vorsprung zu verschaffen... Aber Apple hatte ihn mit seiner grafischen Oberfläche. Apples Problem war nur, dass es seine innovative Haltung aufgegeben hat. Der heutige Mac unterscheidet sich nur in 25 Prozent von dem, der aktuell war, als ich von Apple weg ging. Und das reicht eben nicht für zehn Jahre und Milliarden Dollar in Forschung und Entwicklung. Es lag nämlich nicht daran, dass Microsoft so clever war, den Mac zu kopieren, sondern Apple saß zehn Jahre still wie eine Ente. Apples Problem ist, dass sich sein Anderssein in Luft aufgelöst hat.“

Und in einem weiteren Zitat: „Der Mac hat sich in Hinblick auf seine Oberfläche seit 1985 nicht weiterentwickelt. Und Windows ist immer noch eine Art Karikatur des Macs. Windows 95 hat nicht wirklich begriffen, worum es geht. Die Benutzeroberfläche ist nicht besonders gut.“

Es ist wahr. Apple hat den Mac in den Achtzigern und Neunzigern nicht sehr aggressiv weiterentwickelt. Nach der Rückkehr von Steve Jobs erzählen Manager davon, dass die Stimmung bei Apple damals nicht gut war. Die ganze Firma war wie gelähmt von der Erkenntnis, dass sie eine historische Chance verpatzt hatten, dass Microsoft den Markt zunehmend für sich vereinnahmte und dass Apple mehr und mehr in eine Nischenposition zurückgedrängt wurde, ohne dass Apple irgendetwas dagegen unternehmen konnte.

Apple hatte seine Identität verloren. Was richtig war oder nicht, entsprang nicht mehr Apples genialer Erfindungsgabe, sondern ergab sich aus dem, was sich im Windows-Markt abspielte. „Macht es so wie Windows!“ war überall zu hören. Windows und die Intel-basierten PCs waren der Maßstab. Anders sein war nicht angesagt. Mitmachen und kompatibel sein war die Devise.

Eines der großen Verdienste von Steve Jobs war es, nach seiner Rückkehr wieder eine positive Stimmung bei Apple verbreitet zu haben. Er gab Apple die eigene Identität und das Vertrauen in die eigene Schaffenskraft zurück. Scheiß’ drauf, was die Windows-Welt macht! Wir gehen unseren eigenen Weg! Und wir machen es besser!

Steve Jobs beendete den „Dekstop War“. Der war ohnehin verloren. Was soll’s? Es hat keinen Sinn, ständig daran zu denken, dass Microsoft eine Menge Software verkauft.

Die Firma begann, eine neue, eigene und selbstbewusste Identität zu entwickeln. „Hey! Wir sind Apple! Und wir machen die verdammt coolsten Computer!“

Der iMac entstand. Apple führte USB und Firewire ein und lancierte Computer mit DVD-Laufwerken. Apple erfand das Digital Hub und brachte digitalen Videoschnitt in die Wohnzimmer. Sie boten die ersten Computer mit drahtlosem Netzwerk. Apple kreierte wundervoll eigenwillige Designs und war wieder verliebt in die eigenen Produkte.

Auf die Fans schlug dieser Funke schnell über. „Think different!“ machte den Anhängern Mut, und zeigte frech, dass Windows eben nicht der Maßstab sein musste, wenn man nur cool genug war, seinen eigenen Weg zu gehen.

Und das Ergebnis dieser neu entfachten Kreativität bei Apple war, dass sie mehr Computer verkauften als jemals zuvor. Die restliche Industrie begann wieder, Apple hinterher zu laufen.

Und Microsoft? Die bauen ihr Monopol weiter aus. Aber Apple ist wieder das Vorbild geworden – sogar, man glaubt es kaum, für die GUI. Wann schafft es Microsoft endlich, sich von diesen Wurzeln zu lösen und einen eigenen Weg zu gehen? Zwanzig Jahre nur Abkupfern, das ist einfach peinlich, Lizenz hin oder her.

OS X zeigt den Weg in die Zukunft. Wir sind noch nicht am Ziel, das wissen alle. Auch den großen Sprung bei der Hardware müssen wir noch abwarten. Tatsache ist, dass Apple nach langer Zeit des Stillstands wieder mit Siebenmeilenstiefeln in die Zukunft schreitet. Das ist großartig.

Think different!


Die Kapitel des Beitrags:

• Wie sich Apple von Microsoft über den Tisch ziehen ließ und dabei ein Imperium verlor (3)

• Apple verbaut Microsoft den Weg

• Apples wahres Kronjuwel

• Steve Jobs übertölpelt Bill Gates

• Bill Gates übertölpelt Sculley

• Windows 2, 3 und 95: Frontalangriff auf den Macintosh

• Was tat Apple?