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Fünfter Akt: Apple macht die Schotten dicht


Nun entspann sich ein relativ unergiebiger Schriftwechsel zwischen Apple und Mac-TV. Wir haben in jeder Mail versucht, auf Apple zuzugehen, Angebote zu machen und nach Vorschlägen zu fragen. Von Apple kamen stets einsilbige Mails zurück, die entweder nicht auf unsere Bemühungen eingingen oder sie ablehnten. Angesichts der Tatsache, dass Apple uns in eine äußerst prekäre Lage gebracht hatte, war dieses Verhalten unkollegial, unprofessionell und schäbig.

„ Hallo Herr Albrecht,

wir kommen der Sache ja langsam näher. (...)

Sie schreiben, wir böten den Film an Stellen oder Regionen an, die vorher so nicht ausgemacht waren. Das ist nicht richtig. Es war klar abgemacht, dass wir einen mickrigen Handy-Stream anbieten würden, und es war ausserdem abgemacht, dass dieser Stream KEINER Beschränkung unterliegt. Zitat aus Ihrer Mail vom 6. Juni:

‚Sie können wie gesagt, die Keynote per Telefon ohne Einschränkungen live übertragen.’

Wir halten uns ganz exakt an das, was Sie für uns ausgetüftelt hatten.

Ich habe durchaus Verständnis dafür, dass sich eine Sache im Nachhinein anders darstellt, als man es sich anfangs ausgedacht hat, oder dass man seine Meinung ändern kann. Wenn das bei Ihnen der Fall ist, biete ich Ihnen ein Feintuning dessen an, was wir momentan tun oder veröffentlichen. Das ist ein gutes Angebot.

Ich hatte Ihnen Anfang Juni angeboten, den Stream lokal zu beschränken, also beispielsweise auf die DACH-Region. Davon haben Sie damals keinen Gebrauch gemacht, aber ich biete es Ihnen erneut an. Auch das ist ein gutes Angebot. Ich komme Ihnen damit entgegen.

Es mag sein, dass Sie Anfragen von anderen Websites erhalten. Nur verstehe ich den Zusammenhang mit uns nicht. Wie auch immer Sie mit anderen Websites verfahren werden: Uns haben Sie bereits Ihr Wort gegeben. Schriftlich und mehrmals. Das gilt. Sie haben uns sogar über den Handyempfang in Berlin informiert. Wir haben volle zehn Tage gewartet, bevor wir ein Angebot an unsere User machten, damit alles absolut bombenfest ist. Wir wurden erst aktiv, als alles genau geklärt war, weil wir vor erheblichen Ausgaben standen, die wir nun getätigt haben. Wenn Sie nicht wollen, dass andere Websites ein ähnliches Angebot machen: na schön. Das tangiert nicht unsere Vereinbarung, die bereits geschlossen wurde. Ich glaube nicht, dass man das ernsthaft anders sehen kann.

Herr Albrecht, Sie haben uns Ihr Wort gegeben. Es ist das Wort von Apple Deutschland. Ich biete Ihnen an, den Hype zu begrenzen, wenn das Ihr Anliegen ist. Ich biete Ihnen weitere Kompromisse an, wenn Sie mir sagen, welche das sein könnten. Auf dieser Basis kann man sich leicht einigen. (...)

Also, was ist mit meinem Vorschlag, unseren lächerlichen Handy-Stream auf DACH zu begrenzen? Wir könnten jeden englischsprachigen Text entfernen und den Film nur registrierten (!) Usern aus Deutschland, Österreich oder Schweiz zugänglich machen, im Rahmen dessen, was wir kontrollieren können. Keine freie Veröffentlichung für "jedermann", die frei im Netz verfügbar ist. Alles bleibt recht gut kontrollierbar und begrenzt. Wäre das nicht ein guter Vorschlag in Ihrem Sinne?

Viele Grüße,

J. Dyck
Mac-TV“

Was soll man dazu sagen? Dieses Schreiben war eine offene Hand. Es ließ Apple jede nur denkbare Möglichkeit, uns einen Kompromiss vorzuschlagen.

Apples Antwort war:

„(...) Wie gesagt:
-sie können während der Keynote live (per Airport-ist im Saal) mitschreiben und posten

-sie können während des events filmen und redaktionelle Zusammenfassungen zeigen

ABER: ein Audiostream können wir nicht gestatten (...)

Georg Albrecht

Das war nicht gerade eine kooperative Antwort. Ich blieb weiterhin am Ball und schrieb zurück, dass ich ein Gespräch mit dem Geschäftsführer, Herrn Steinhoff, vorschlüge:

„Hallo Herr Albrecht,

Sie haben uns Ihr Wort gegeben und müssen nun dazu stehen. Da sich das offenbar sehr schwierig gestaltet, schlage ich vor, dass wir beide zusammen mit Herrn Steinhoff eine Lösung suchen, denn ich bin nach wie vor fest überzeugt davon, dass es eine Lösung gibt, die unser beider Interessen zur Deckung bringt. Ich glaube sogar, dass eine solche Lösung sehr einfach herbeigeführt werden kann. Ich schlage vor, dass wir uns in Feldkirchen für eine Stunde zusammensetzen und die Kuh vom Eis holen.

Ich finde, dass Sie nicht einfach so tun können, als gäbe es keine Vereinbarung zwischen uns. Es gibt diese Vereinbarung, und deswegen sollten auch Sie Interesse an einer Lösung haben. Eine "Absage" des Streams ist keine Lösung, sondern sie schafft weitere Probleme. Es hat ja keinen Sinn, das zu ignorieren.

Ich finde es sehr schade, dass Sie auf meine Vorschläge gar nicht eingegangen sind und sich weiter auf Konfrontationskurs befinden, obwohl ich von mir aus wiederholt auf Sie zugegangen bin und es weiterhin tue. Bis jetzt weiß ich aber nicht einmal, was diese Verwirrungen überhaupt ausgelöst hat, obwohl ich wiederholt danach gefragt habe. Auch nach Durchsicht unserer bisherigen Korrespondenz habe ich nichts gefunden, was dazu Anlass geben könnte. Ich frage mich, was ich tun könnte, um Sie dazu zu bringen, an einer Lösung des mysteriösen "Problems" mitzuwirken.

Ich bin gerne bereit, mich in Ihre Lage zu versetzen, wenn Sie mir die Gelegenheit dazu geben, und irgendwelche Dinge zu verändern, die für Sie wichtig sind. Ich bin gerne kooperativ. Aber versetzen Sie sich bitte auch in meine Lage: Wenn Sie trotz mehrmaliger schriftlicher Zusage unseren Stream kippen und jedes Gesprächsangebot von uns kategorisch ausschlagen -- was sollen wir wohl tun? Wir haben ja gar keine Wahl, als der Web-Community zerknirscht zu erzählen, wie es sich zugetragen hat. Ich würde das gerne unter allen Umständen verhindern und bin bereit alles dafür zu tun -- aber haben wir eine Wahl? Ich muss (!) den Usern in diesem Fall beweisen, dass wir eine mehrfache schriftliche Zusage hatten, und wie sie exakt lautete. Dann wird jeder sehen, dass wir keine sichtbare Schuld an dem Debakel hatten. Das ist keine Drohnung, sondern eine Konsequenz, die ich nicht verhindern kann -- die ich aber, wie man unschwer festellen wird, gerne verhindern möchte. Im eigenen Interesse.

Am Schluß haben alle verloren. Wir, die User, und Sie auch. Es wird niemanden geben, der für Sie oder Apple Beifall klatscht. Ist es das wert? Ich bin motiviert, es zu verhindern, aber ich kann das nicht alleine machen. Es wäre geradezu lächerlich, wenn sich solcherlei "Problemchen" nicht lösen ließen. Oder wollen Sie mir weismachen, wir könnten so ein Problem nicht lösen? Ich will es, und wenn Sie es auch wollen, kommen wir einen Schritt weiter.

Da es außer Frage steht, dass Sie uns den Stream zugesagt hatten, muss es zwangsläufig eine Art "Szenario" geben, welches Sie für unsere Übertragung im Sinn hatten. Nennen Sie mir doch mal dieses Szenario, und ich schaue, was sich tun lässt, falls wir momentan davon abweichen, ohne es zu ahnen.

Ich habe vorab von mir aus die Registrierung für den verrauschten Handystream auf User aus der DACH-Region begrenzt. Das bringe ich in die Diskussion ein, damit sich in der Sache etwas bewegt. Ich bin kooperativ. Jetzt müssen Sie sich auch mal etwas bewegen, das gehört dazu.

Ich würde gerne wissen, unter welchen Umständen ein Stream möglich ist. Es gibt diese Umstände, und die Fairness gebietet es, sie mir zu nennen.

Viele Grüße,

J. Dyck


Apple schrieb zurück:

„Hallo Herr Dyck,

wie gesagt:
- ich sehe keine vertrauliche Zusammenarbeit zur Zeit als möglich an
- die Vermarktung des Streams enstpricht nicht dem, was wir uns gemailt hatten

Georg Albrecht“

Der fleißige Leser wird sich vermutlich trotz seines Fleißes nicht daran erinnern, etwas über die Vermarktung des Streams gelesen zu haben. Das mag daran liegen, dass es keine Vereinbarung dazu gegeben hatte. Aber wenigstens wurde überhaupt ein konkreter Grund genannt, und obwohl der Grund nicht stichhaltig sein konnte, war es zumindest ein Angriffspunkt für eine weitere Verhandlung, den ich sofort aufgriff. Ich schrieb zurück:

„Hallo Herr Albrecht,

wir hatten keine Vereinbarung getroffen bezüglich der Vermarktung.

Ich bin bereit, die Vermarktung zu ändern. Können wir das bitte mit Herrn Steinhoff besprechen?

Ich bin relativ fassungslos, dass es Ihnen überhaupt nichts auszumachen scheint, Ihre Zusage zu brechen. Sie wissen genau, dass das im Ergebnis unsere Glaubwürdigkeit bei den Usern ramponiert und dass mich das zum Handeln zwingt, was die Sache dann vermutlich noch weiter eskalieren lässt.

Ich konnte auch in Ihrer letzten Mail keinen Einigungsvorschlag erkennen, obwohl ich selbst einige Vorschläge gemacht habe und erwarten kann, dass diese nicht kommentarlos übergangen werden.

Sie kritisieren die Vermarktung -- also gut, wir ändern die Vermarktung. Wir ziehen alle bisherigen Vermarktungsschritte zurück, wenn das erwünscht wird. Bitte machen Sie einen Vorschlag, wie wir bei der Vermarktung vorgehen sollen.

Bitte teilen Sie mir mit, ob Sie mit einem gemeinsamen Treffen zusammen mit Herrn Steinhoff in dieser Woche zur Verfügung stehen, um den Fall kurzfristig zu klären, falls wir das heute nicht mehr schaffen.

Viele Grüße,

J. Dyck“

Mit dieser Mail geriet Apple nun etwas in Zugzwang. Wenn es wirklich an der Vermarktung lag, und ich anbot, meine Vermarktung zurückzuziehen, und sogar in Aussicht stellte, dass Apples eigener Vorschlag dazu berücksichtigt würde – dann gab es für Apple keinen Grund mehr, an dieser Begründung festzuhalten. Entweder lenkte Apple jetzt ein und gab sich kooperativ. Oder sie blieben weiterhin stur und offenbarten damit, dass es keinen wahren Grund gab, jedenfalls keinen, der genannt wurde.

Meine Taktik bestand ganz simpel darin, jedes nur mögliche Angebot zu machen und auf alles einzugehen. Wenn das nichts half, war es klar, dass Apple sich grundlos weigerte.

Apple schrieb zurück:

„ Hallo Herr Dyck,

um die Diskussion zu beenden:

-es wird kein Treffen Steinhoff/Dyck/Albrecht geben
-Sie können keinen Audio-Live-Stream anbieten, die Gründe habe ich Ihnen genannt
-Sie können den Event besuchen, filmen und daraus redaktionelle Zusammenfassungen senden

Georg Albrecht“

Dies war die offizielle Erklärung, dass man nicht vorhabe, die Sache zu klären oder ein Gespräch zu führen. Man kann von Mac-TV halten was man will, aber wir haben uns durchaus einige Verdienste um die Mac-Szene erworben. Ich finde, wir hätten in jedem Fall einen Anspruch darauf gehabt, dass man mit uns spricht. Wie auch immer man zu dem ganzen Vorfall stehen mag: Apple hat an dem ganzen Unglück in jedem Fall eine Mitschuld. Insofern wäre es nicht zu viel verlangt gewesen, dass der Geschäftsführer sich eine Stunde Zeit dafür nimmt. Das unkooperative Verhalten von Apple musste zwangsläufig die Sache weiter eskalieren lassen. Dieses Pamphlet hier wäre vielleicht nie geschrieben worden, wenn man uns diese Stunde eingeräumt hätte. Insofern ist Apples Strategie, solcherlei Probleme zu bewältigen, reichlich unprofessionell. Uns gegenüber ist es unfair und unverschämt.

Nicht nur das: Es ist auch lächerlich. Wenn es Probleme gibt, werden diese eben besprochen. Entweder man einigt sich dann, oder eben nicht. Apples Verhalten war reichlich kindisch, und wenn man bedenkt, dass gerade der Pressechef in kommunikativen Dingen geübt sein sollte, kann man sich eigentlich nur noch an den Kopf greifen. Im Geschäftsleben gibt’s das immer wieder, dass plötzlich zwei Parteien aneinander geraten. Man setzt sich dann zusammen und holt die Kuh vom Eis. Es ist das Normalste der Welt, und außerdem ist es das grundlegende Handwerkszeug für jeden Mitarbeiter in leitender Funktion. Über Apples Vorgehen kann man da wirklich nur den Kopf schütteln.

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Die Kapitel des Beitrags:

• Erster Akt: Die Erlaubnis

• Zweiter Akt: Der Blanko-Scheck

• Erstes Fazit

• Dritter Akt: Die Rücknahme

• Vierter Akt: "Andere" Websites

• Fünfter Akt: Apple macht die Schotten dicht

• Sechster Akt: Der Anwalt eilt zur Hilfe  (hier geht's weiter)

• Siebter Akt: Kurze Besinnung

• Achter Akt: Das Finale

• Keynote-Stream: Hinter den Kulissen von Apple Deutschland