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Achter Akt: Das Finale


Nachdem nun entschieden war, dass wir den Stream per einstweiliger Verfügung erzwingen würden, ging es an die Einzelheiten dazu. Wie bereitet man das vor, und was passiert dann genau auf der Veranstaltung?

Mein Anwalt hat mir die Lage wie folgt erklärt: Apple will den Stream wohl unter allen Umständen verhindern. Sie sind nicht zuvorderst daran interessiert, keinen Prozess zu verlieren, sondern das ist zweitrangig. Wenn sie am Schluss eine Rechnung bekommen, nehmen sie das in Kauf. Das bedeutet, dass laut meines Anwalts der Fall eintreten konnte, dass wir zwar die Verfügung vom Gericht hätten, aber man würde uns in Berlin einfach nicht in den Saal lassen.

Das wiederum bedeutet, dass wir die gerichtliche Verfügung zur Not mit Gewalt durchsetzen müssten. Der zuständige Polizeibezirk stellt dann zwei Beamte ab, die mich begleiten. Dann tauchen wir bei Apple auf, und wer sich in den Weg stellt, kann gleich im Streifenwagen Platz nehmen. Dann mache ich die Übertragung, links und rechts eingerahmt von je einem Polizisten.

Tut mir leid, das ist mir zu blöd.

Mein Anwalt hat mir klar gemacht, dass man eine einstweilige Verfügung nicht nur erwirken muss, sondern man muss sie auch durchsetzen. Und man muss sich vorher im Klaren darüber sein, dass der Prozessgegner dies häufig verhindern will. Entweder sollte man also bereit sein, den Weg radikal zu Ende zu gehen, komme was wolle. Oder man lässt es bleiben.

Da ließ ich es bleiben.

Wenn wirklich der G5 rauskommt, dann ist das ein Feiertag, und bitte auch für mich. Mit Apple Deutschland bin ich fertig, aber mal ganz ehrlich, welchen Mac-Fan juckt schon die deutsche Vertretung?

Ich möchte unseren Lesern noch versichern, dass durch unseren Abschied von dieser müden Truppe aus Feldkirchen keine Nachteile für unser Magazin entstehen. Aufregend wären höchstens frühzeitige Testgeräte oder brandneue Software. Tatsache ist, dass die Geräte früher bei Gravis im Regal stehen, als bei Apple im Leihpool für die Presse, und zwar um Wochen früher. Ausnahmen gibt es höchstens für die c?t, die möglicherweise auch mal einen Prototypen bekommen, damit der Artikel beim offiziellen Produktstart erscheint. Mit deren Marktstellung können wir uns natürlich nicht messen.

Jüngst bekam ich das Programm ?Keynote? von Apple. Das hatten wir aus anderer Quelle schon zwei Monate zuvor getestet und gezeigt. Wenn wir die Produkte zu jenem Zeitpunkt zeigen würden, zu dem Apple sie uns schickt, dann würden wir uns komplett lächerlich machen. Insofern ist ein Verzicht auf diese Kontakte kaum ein Verlust für unsere Leser.

Tja, schade dass alles so kommen musste. Nach dem Studium der Schriftwechsel ist es wohl fair zu sagen, dass wir an dem Unglück wirklich unschuldig sind. Unsere Aussage, wir hätten den Keynote-Stream weltexklusiv, war wahrheitsgemäß wiedergegeben und von Apple schriftlich bestätigt. Bei der Lösung des Problems haben wir uns kooperativ gezeigt, während Apple sich jeder Lösung verweigert hat. Wir haben uns außerdem nachweislich an alle getroffenen Vereinbarungen gehalten, während Apple die Vereinbarungen mit uns nachweislich gebrochen hat. Die vorgelegten Dokumente sind in diesem Fall unmissverständlich.

Das unfaire und unprofessionelle Verhalten von Herrn Albrecht und Herrn Steinhoff sind nicht nur ein Affront gegen Mac-TV, sondern auch gegen alle anderen Magazine, die sich ebenfalls auf getroffene Abmachungen verlassen müssen. Ich glaube nicht, dass Herr Albrecht und Herr Steinhoff die Größe besitzen, sich bei uns zu entschuldigen.



PS: Die Mails sind als PDF-Datei abrufbar unter http://www2.mac-tv.de/Downloads/WWDC_Apple_Mails.pdf


Die Kapitel des Beitrags:

• Erster Akt: Die Erlaubnis

• Zweiter Akt: Der Blanko-Scheck

• Erstes Fazit

• Dritter Akt: Die Rücknahme

• Vierter Akt: "Andere" Websites

• Fünfter Akt: Apple macht die Schotten dicht

• Sechster Akt: Der Anwalt eilt zur Hilfe

• Siebter Akt: Kurze Besinnung

• Achter Akt: Das Finale

• Keynote-Stream: Hinter den Kulissen von Apple Deutschland