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Die Maus


Nur wenige Tage später kam es zur Katastrophe. Schon beim heiser krächzenden Klang meines Telefons ahnte ich Gefahr. Was, um Himmels Willen, war geschehen? Panisch nahm ich den Hörer ab: „David“, schrie ich in die Muschel, „was ist geschehen?! Bist Du verletzt?“

Am anderen Ende der Leitung vernahm ich nur noch ein leises Schluchzen. Ich muss gestehen, dass ich immer großes Mitleid empfinde, wenn andere Menschen weinen, und ich bin sofort versucht, sie zu trösten und vor der bösen Welt in Schutz zu nehmen. „David, mein Guter, was ist los? Was ist denn?“

Die anschließende Schilderung des Unglücks war wirklich zum Erbarmen. Man mag gar nicht glauben, wie viel Unglück einem Menschen widerfahren kann. Wie sich zwischen tränenerstickter Stimme und wiederholten Weinkrämpfen heraushören ließ, ging die Maus nicht mehr. Sie war zwar physisch vorhanden, zweifellos, aber der zugehörige Pfeil saß unbeweglich in der Mitte des Bildschirms und tat keinen Mucks. Selbst der Zukauf von weiteren Mäusen, eine davon als Geschenk eines bekannten Mäusetrainers, ergab keine Besserung.

„Ach komm. Eine Maus. Sei nicht traurig. Das kriegen wir doch hin.“ Sprach’s, und schon saß ich im Auto. Eine Maus an einen Computer mit Windows 95 anschließen? Das wäre ja gelacht.

Erstmal muss ich voller Lob feststellen, dass sich Windows 95 tatsächlich auch ohne Maus bedienen lässt. Es ist zwar nicht einfach und keineswegs komfortabel, aber es geht in den meisten Fällen. So begab ich mich in die „Systemsteuerung“. Da wollen wir doch mal sehen, was mit der Maus los ist!

Laien sollten wissen, dass ein PC unter Windows 95 nicht über ein Kontrollfeld namens „Maus“ verfügt. Stattdessen gibt es allerlei andere lustige Namen, die etwas allgemeiner gehalten sind, zum Beispiel „System“ oder „Hardware“ oder auch (wenn ich mich recht erinnere) so konkrete Bezeichnungen wie „Einstellungen“. Man ist also motiviert, überall mal nachzusehen, was ein Doppelklick zum Vorschein bringt.

Weiterhin sollte man darüber informiert sein, dass sich die nötigen Einstell-Parameter und deren Funktions-Optionen auf zahlreiche Felder verteilt, die wiederum in mehrere Unterebenen aufgeschlüsselt sind. Eine Einstellung hat darüber hinaus auch einen Optionsschalter sowie „erweiterte Einstellungen“. Die Optionen selbst haben wiederum erweiterte Einstellungen, wohingegen die Einstellungen meistens Optionen haben. Manche Optionen führen einen sogar zu ganz anderen Kontrollfeldern, die sich automatisch öffnen. Wenn man Glück hat, bringt einem dann eine Option in den erweiterten Einstellungen des neuen Kontrollfelds wieder zurück zum alten Kontrollfeld, das sich daraufhin mehrfach auf dem Bildschirm befindet.

Auf keinen Fall darf man jedoch die Hardware-Ebene mit der Software-Ebene verwechseln. Man mag denken: „Was ficht mich die Hardware-Ebene an? Ich will keine Maus bauen, sondern will sie nur benutzen“. Aber mit diesen laienhaften Trugschlüssen und Ungenauigkeiten kommt man mit einem Computersystem nicht weit, welches immerhin ein komplexer Apparat und das Ergebnis akribischer Präzision und peinlichster Akkuratesse ist.

Die Hardware-Ebene (ich bitte das zu notieren) legt fest, welcher der zahlreichen feilgebotenen Anschlüsse sich für das Zusammenspiel mit der Maus zuständig ansieht. Hier wählt man geschickt aus COM1, COM2, SER und PAR. Aufgemerkt, Herrschaften! Nur die Wahl des richtigen Kürzels führt zum Erfolg. Eine unbedachte Zuweisung kann feinste elektrische und elektronische Schaltungen zerstören und im schlimmsten Falle sogar zur Explosion der Maschine führen!

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Die Kapitel des Beitrags:

• Switcher-Erfahrungen (Teil 2)

• Der Rückzug

• Der Fehler

• Die Verbindung

• Die Maus

• Der Impuls  (hier geht's weiter)