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Der Impuls


Um ganz ehrlich zu sein, blamierte ich mich ganz zu Beginn des chirurgischen Eingriffs mit der Frage, wo denn der Maus-Anschluss sei. Haha! -- Na? Haben Sie’s begriffen? „Maus-Anschluss!“ So was Blödes! Und das mir! Ein PC hat zwar eine Maus, aber eben keinen Mausanschluss. Sondern eben COM1, COM2, SER und PAR. Steht doch drauf. Man muss nur hinsehen.

Mit diversen Einstellungsparametern und Parameterdeterminanten programmierten wir also COM1 als den Mausanschluss, und stöpselten den kleinen Nager nach der Beseitigung unbewohnter Spinnweben dort hinein. Nun begann die Softwareebene. Man muss nur logisch denken. Also. Die Maus erzeugt einen elektrischen Impuls. Warum? Egal. Also nochmal. Impuls. Das ist sozusagen Strom. Der fließt in den Computer rein und muss dann irgendwo hin. Allerdings: Der Strom kann ja eigentlich nur aus dem Computer kommen, nicht aus der Maus. Also von vorne. Impuls. Vom Computer. In die Maus. Der Strom fließt also in die Maus hinein. Dort staut sich der Strom, bis äh... ach, was weiß denn ich.

Jedenfalls, so viel ist klar, man muss irgendetwas einstellen. Irgendwann kamen wir irgendwohin, wo man einstellen konnte, welche Maus angeschlossen ist. David war von Anfang an skeptisch. Wieso, warf er ein, muss man einstellen, welche Maus angeschlossen ist? Entweder, eine Maus IST angeschlossen, oder eben nicht. Was gibt es da noch einzustellen? – Egal. Wir stellten es ein. Genaues Fabrikat der Maus, Fabrikationsnummer, Größe, Anzahl der Schneidezähne, Beruf der Eltern, Abiturszeugnis (hier haben wir leicht geschummelt) – eben alles, was sich einstellen ließ. Neustart.

Die Maus tat keinen Mucks. Was sollten wir tun? Hier saßen wir: Vor uns ein handelsüblicher PC mit Windows 95, und auf dem Tisch eine tadellose Maus. Nichts tat sich. „Na!“, rief David der Maus aufmunternd zu und schubste sie an. „Nu’ los doch!“

Aber die Maus stellte sich tot, und wir humpelten weiterhin mit STRG-CMD-SHIFT-Linkspfeil durch ein Betriebssystem, bei dem man jedermann sofort verklagen sollte, der behauptet, Microsoft habe auch nur ein einziges Bit von Apple kopiert. Das ist einfach üble Nachrede. Vermutlich ist das der Grund, dass so wenig Menschen einen Mac kaufen: Wenn die Kinder derart hässlich sind, will man die Mutter besser nicht kennen lernen, stimmt’s?

Langsam wich mein froher Forschergeist und böser, schwarzer Hass machte sich breit. Verdammt noch eins! Kann ich jetzt bitte diese beschissene, blöde Maus anschließen und ungestört weiterarbeiten? Wäre das bitte möglich? Oder muss ich erst grob werden? Ich kann auch anders!

Mittlerweile hatten wir mehrere Mäuse ausprobiert. Dazu haben wir brav in den entsprechenden Optionseinstellungskontrollparameterfeldern die richtigen Fabrikate eingetragen und die zugehörigen Treiber gewählt. Nichts. Schließlich probierte ich eine einfache Microsoft-Maus ohne jeden Schnickschnack und wählte einen Standardtreiber, der seine Daseinsberechtigung dadurch erfährt, dass er die Grundfunktionen einer normalen Maus auch dann bereitstellen kann, wenn ein spezialisierter Treiber fehlt.

Während des Neustarts herrschte Totenstille im Raum. Es war so still, dass die Stille direkt schmerzhaft war. Wir wagten kaum zu atmen. Wir wussten, dies war unsere letzte Chance. Ich dachte darüber nach, was für eine Zumutung diese Situation für einen Kunden darstellt, der einen mausbedienten PC mit einem exakt dafür vorgesehenen Betriebssystem gekauft hatte. Mag sein, dass es für all unser Ungemach eine Erklärung gab – natürlich gab es sie. Aber wer will sie hören? Wie kann es angehen, dass ein Computer nicht in der Lage ist, bei Problemen wenigstens seine Grundfunktionen ohne Zutun des Anwenders bereit zu stellen? Ich will nicht behaupten, dass ein Mac fehlerfrei ist, ach was! Aber wenn ich mir vorstelle, dass die Probleme schon bei Maus und Tastatur beginnen... das ist wirklich eine ganz andere Kategorie als das, womit ich beim Mac gelegentlich zu tun habe. Es ist kaum zu fassen, dass Microsoft mit diesem Schund den Markt erobern und den Verbrauchern beinahe unwidersprochen einreden konnte, er würde einen „Mac auf dem PC“ anbieten. Ich wünschte mir, Bill Gates wäre dazu verurteilt worden, Davids Maus zu fressen. Das hätte mir gut gepasst.

Die Maus blieb tot. Ich zückte meinen Kalender und strich den 9. Oktober. Ich strich ebenfalls meine morgigen Termine. Das Opfer war reif. Morgen wird geswitcht.

Fortsetzung folgt.


Die Kapitel des Beitrags:

• Switcher-Erfahrungen (Teil 2)

• Der Rückzug

• Der Fehler

• Die Verbindung

• Die Maus

• Der Impuls