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Der Umstieg


Nun war es also soweit: Der PC samt Betriebssystem hatte versagt und jedes weitere Vertrauen für immer verspielt. David, der Besitzer dieser erstaunlichen, aber museumsreifen Datenverarbeitungsanlage aus dem Hause Quelle, entschied, dass allein eine Schrottpresse in der Lage wäre, weitere Unbill zu verhindern. Vorher löschten wir natürlich alle unsere Spuren von der Festplatte und stopften jede Menge Knoblauch in das Gehäuse. Sicher ist sicher! Schließlich hatte das Gerät in letzter Zeit ein direkt unheimliches Eigenleben entwickelt, und David ist von seiner Natur eher schreckhaft.

Bevor wir das Gerät solchermaßen mumifizierten, sandten wir noch einige wichtige Dokumente per Email an die eigene Adresse. Diese würden wir später mit dem Macintosh wieder empfangen, um auf diese Weise einen Datentransfer vom PC zum Mac zu organisieren.

Dann betrachteten wir das Schlachtfeld. Der PC war nicht mehr zu retten, das war klar. Der Drucker war noch wie neu, aber da er nur über eine monströse serielle Schnittstelle verfügte, die bald größer war als der Drucker selbst, war auch dieses Gerät nicht mehr zu gebrauchen. Auch der Monitor war ein Fall für die Axt. Prinzipiell hätte man ihn verwenden können, aber sein Bild war so schwammig und matschig, dass nur ein schwungvoller Tritt in die Bildröhre in Frage kam.

Man kennt das ja vom der Autowerkstatt: Man wollte eigentlich nur ein neues Wischblatt für den linken Scheibenwischer, und ehe man sich versah, teilte einem der Meister mit, dass die Kupplung nicht mehr kuppelt, die Bremse nicht mehr bremst und das Getriebe nicht mehr treibt. Das feine Automobil, welches nie einen Anlass zur Sorge gab, hatte sich allein durch den scharfen Blick des Fachmanns zu einem Schrotthaufen verwandelt: Eben lief der Wagen noch wie ein schnurrendes Kätzchen, und plötzlich braucht man einen neuen. Ich mache daher seit langem einen großen Bogen um jede Kfz-Werkstatt. Wenn ich ein Wischblatt brauche, fahre ich vorsichtshalber mit der Straßenbahn hin und rufe an der Kasse laut: „Ist nur für meine Mutter! Nur für die Frau Mutter!“ Seitdem sind alle Reparaturen überflüssig geworden. (Das klappt sogar so gut, dass ich fast nur noch mit der Straßenbahn fahre.)

Jedenfalls wurde es David schon etwas mulmig. Plötzlich sollte er seine ganze Anlage neu kaufen! Vielleicht könne man den PC ja doch wieder reparieren? Oder man kauft anstelle des Macs doch wieder einen neuen PC und kann dadurch wenigstens den Drucker behalten?

Dies ist ein Moment, auf den man als Switchmaster (das sind jene, die PC-Usern beim Switchen helfen) gefasst sein sollte. Es ist das kurze Aufbäumen bevor die Falle endgültig zuschnappt. Wenn jetzt noch der dicke Schwager auftaucht, der sich ja so wahnsinnig gut mit PCs auskennt und der die Macs schon lange als Betrug und Bauernfängerei entlarvt hat, dann kann es ernsthaft gefährlich werden. Deswegen: Wann immer solche letzten Zweifel aufkommen, muss das Opfer sofort vom Tatort entfernt werden. Nichts wie raus! Und weg vom Telefon!

Ich schnappte also David am Kragen, stieß ihn in mein Auto, verriegelte die Türen und stob mit Vollgas davon.

Man sieht mich durchaus öfters mit Höchstgeschwindigkeit auf der A5, jeweils mit einem panisch gestikulierenden Mitfahrer auf dem Rücksitz und meinem Apple-Sticker an der Heckscheibe. Die Anwohner können nur hilflos die Hände vors Gesicht schlagen, wenn sie mich vorbeibrausen sehen und die stummen Schreie meines Opfers vernehmen. Wieder hat es einen von ihnen erwischt! Ja, man kann nicht vorsichtig genug sein heutzutage. Aber irgendwie müssen wir ja Apples Marktanteil erhöhen, nicht wahr?

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Die Kapitel des Beitrags:

• Switcher-Erfahrungen (Teil 3)

• Der Umstieg

• Der neue Mac. Naja, nicht ganz neu.  (hier geht's weiter)

• Updates, Updates, Updates...

• Vom PC zum Mac

• Aller Anfang ist schwer

• Bockige Mäuse