Fenster schliessen
 | RSSImpressum | Login logo
logo



Anschluss gesucht


Wenn die Songs aus dem iTMS mehr als ein Scherz sein sollen, dann muss Apple verkünden, dass man alle nötigen Formate an die Industrie lizenzieren wird, oder Apple sollte (noch besser) die Technologie an das MPEG-4-Konsortium übergeben oder gleich als Open Source deklarieren, wie es mit Rendezvous geschah.

Genauso gut hätte Apple die Firewire-Technologie für sich behalten können, um alle Firewire-Geräte selbst bauen und verkaufen zu können. Dann gäbe es von Apple vielleicht eine Firewire-Kamera und eine Firewire-Festplatte, und nach drei Jahren hätte man die Technologie mangels Kundeninteresse eingestellt. Jeder kann sofort sehen, was für eine abstruse Idee das gewesen wäre. Stattdessen haben sie die Technologie an ein Konsortium übergeben, und es hat sich ein erklecklicher Markt dafür entwickelt.

Es ist schwer, vorauszusagen, wie sich Apple entscheiden wird. Möglicherweise sieht man den iPod als Zentrum einer modernen HiFi-Anlage. Man schließt den iPod oder sein Dock einfach mit einem Adapter dort an, wo früher der CD-Player angestöpselt war. Mit einem weiteren Adapter fügt man eine Empfangseinheit für eine Fernbedienung hinzu und kauft sich ein passendes Handgerät. Obwohl das technisch funktionieren würde, bootet das die gesamte HiFi-Industrie aus, und das wird sich diese nicht gefallen lassen. Es wäre auch nicht klug, die Kreativität und die Innovationskraft einer ganzen Branche auszuhebeln. Das nützt uns, den Kunden, am Schluss auch nichts.

Möglicherweise versucht Apple aber genau das. Mit einem WLAN-Modul, das alle Player der nächsten Generation haben werden (das weiß man von den meisten Herstellern heutiger MP3-Player) hätte man per iPod einen direkten Zugriff auf den iTMS. Und auf die gleiche Weise transportiert man auch die Audio-Daten zu jeder beliebigen HiFi-Anlage – wohlgemerkt, die bereits decodierten Audiodaten. Es wäre für die HiFi-Anlage also nicht nötig, sich einen Reim auf das DRM-System zu machen. Alte HiFi-Anlagen bekommen das Audiosignal ebenfalls decodiert per Kabel, so wie immer. Auf diese Weise arbeitet der iPod mit allen Geräten zusammen, ohne dass Apple etwas lizenziert.

Ob Apple damit die Musikindustrie erobern kann, ist recht ungewiss. Möglicherweise hat die HiFi-Industrie nicht die Absicht, zu einem Hersteller für Apple-Peripherie degradiert zu werden.

Der wichtigste Punkt scheint jedoch zu sein, dass man sich als Kunde die Grenzen von Apples aktuellem Angebot klar machen muss. Apple hat keineswegs die Lösung für den digitalen Musikgenuss der Zukunft parat. Sondern es handelt sich vor allem um einen Dienst für den iPod. Man muss für sich selbst die Frage beantworten, inwieweit man damit zufrieden sein kann und ob sich der Kauf dort dann wirklich lohnt, vor allem, wenn man sich die Musik nicht mehrmals kaufen möchte. Mancher Leser wird eventuell zu dem Schluss kommen, dass es besser ist, noch eine Weile zu warten, bevor man sich ein neues Fundament für die meist sündhaft teure Musiksammlung sucht.


Die Kapitel des Beitrags:

• Bremst Apple den HiFi-Markt?

• Musik ohne Medium

• Zukunft ohne Küche

• Zu kurz gesprungen

• Anschluss gesucht