Fenster schliessen
 | RSSImpressum | Login logo
logo



Fazit


Für den ersten Anlauf hat Apple das Ziel eines deutschen Musikladens deutlich verfehlt. Die paar deutschen Titel sind die Rede nicht wert. Auf der anderen Seite fehlen aber auch viele internationale Künstler oder zumindest wichtige Alben, und das Angebot wirkt in seiner Gesamtheit eher mickrig. Es ist einfach noch nicht gut genug, gerade wenn man bedenkt, was theoretisch möglich wäre.

Man spürt beim Stöbern überdeutlich, dass die Musikindustrie einfach nicht mitspielt. Kaum zu glauben, aber wahr! Kurios ist zum Beispiel, dass bei bestimmten Doppelalben nur jeweils eine Hälfte angeboten wird. Was soll das? Selbst Verlage, die in den USA stark mit Apple zusammenarbeiten (z.B. BMG), sind in Deutschland extrem zurückhaltend und haben nur den einen oder anderen Ladenhüter beigesteuert.

Wenn Apple auf der Startseite einen deutschen Star anpreist und sich mit einer Extra-Seite und einem Exklusivtitel um eine gute Vermarktung bemüht, dann ist es einfach peinlich, wenn es von genau diesem Künstler nur zwei jämmerliche Titel gibt, die vermutlich zu schlecht waren, um sie auf CD zu pressen. Davon hat niemand etwas: nicht Apple, nicht der Verlag, nicht der Künstler, und auch nicht der Kunde. Die ach-so-tollen Stars sollen sich entscheiden, ob sie dabei sein wollen oder nicht, anstatt solche Zicken zu veranstalten.

Hier geht es darum, Musik zu fairen Konditionen legal zu verkaufen, und zwar an eine Kundschaft, die erstens gerne kauft und gerne bezahlt, die aber zweitens den Titel genauso gut bei Limewire klauen könnte. Offenbar ist das der Musikindustrie immer noch nicht fein genug. Dann sollen sie eben bleiben wo der Pfeffer wächst.

Man schätzt, dass 80 Prozent des Titelkatalogs der Musikindustrie nicht auf CD lieferbar ist, weil damit keine hohen Auflagen erzielt werden können. Dabei handelt es sich um große Schätze. Wie gerne hätte man die eine oder andere verrauschte Live-Platte aus der staubigen Sammlung der Eltern, die es heute einfach nicht mehr zu kaufen gibt. Dieses Kapital liegt für die Industrie brach, aber der Online-Vertrieb könnte daraus ein Geschäft machen. Was ist schon dabei, diese momentan wertlosen Titel zur Verfügung zu stellen? Was spricht dagegen? Die Zurückhaltung der Industrie ist schwer zu begreifen.

Apples deutscher iTunes-Store ist noch nicht am Ziel. Aber diese Kritik richtet sich nicht an Apple, wie etwa bei einem Hersteller, der einem ein schlechtes Produkt verkauft hat. Apples Laden ist als Plattform nämlich hervorragend und konkurrenzlos. Die Kritik richtet sich an die Musikindustrie, die Verlage und die Künstler. Jene, die Apples Store kritisieren und nach der ersten Euphorie vielleicht auch etwas enttäuscht sind, stehen daher trotzdem hinter Apple – vielleicht umso mehr, weil sie ahnen, dass Apple auf ihrer Seite kämpft. Die Kritik ist daher eher zu verstehen als ein „Weiter so!“ und „Mehr davon!“.

Es war richtig von Apple, jetzt zu starten. Manchmal muss man die Dinge in die Hand nehmen und Fakten schaffen. Das Online-Zeitalter im deutschen Musikmarkt hat nun begonnen, ob’s der Musikindustrie passt oder nicht. iTunes wird dabei den Standard setzen, und wer seine Millionengagen noch nicht komplett verkokst hat, wird auf diesen Zug aufspringen, früher oder später.

Was Apple für die Käufer derzeit leistet, ist unglaublich. Sie tun es aus Eigennutz, schon klar. Aber wer außer Apple verfolgt das Konzept des fairen Ausgleichs von Rechten und Interessen? Die Musikindustrie jedenfalls nicht. Die übrigen Online-Dienste auch nicht. Und über Microsofts kommende Abo-Dienste müssen wir hier ja wohl kein Wort verlieren. Ohne Apple sähe das neue Online-Zeitalter ziemlich trostlos aus, das ist die Wahrheit. Jetzt müssen sich alle anderen Anbieter an Apple orientieren und vielleicht noch mehr bieten.

Wir können dabei nur gewinnen.


Die Kapitel des Beitrags:

• iTunes: Freude und Ernüchterung

• Der deutsche iTunes-Store

• Was geht da vor?

• Der iTunes-Effekt

• Fazit