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(Fast) kein Mailserver in Panther Server


04.11.2003   Laut einem PDF-Handbuch und einer Broschüre, die man bei Apple laden kann, beherrscht Panther Server nun endlich "virtuelle Domains". Leider ist das schlicht gelogen. Panther Server beherrscht keine virtuellen Domains.

Virtuelle Domains sind nötig, um gleiche Emailadressen für unterschiedliche Domains zu vergeben. Nehmen wir an, auf dem Server werden zwei Websites gehostet: Die Website der Firma Müller und die Website der Firma Schulze. Beide Firmen wollen Emailadressen wie "info@..." oder "support@...". Die Adresse "info@..." gäbe es also mehrmals, nämlich je einmal für jede der beiden Firmen. Panther Server beherrscht dieses unverzichtbare und alltägliche Feature nicht. Man kann nur ein einziges Mal eine Adresse wie "info@..." vergeben. Damit ist der Server völlig untauglich für jeden kommerziellen Einsatz abseits von File-Sharing.

Wir werden Panther Server sehr ausführlich testen und uns damit viel Zeit lassen. Wer sich überlegt, ob er sich das Update kaufen soll und vermutet, Apple werde wohl das Jahr genutzt haben, um den lächerlichen Mailserver zu verbessern, sieht sich getäuscht. Bevor wir also unseren ausführlichen Bericht veröffentlichen, möchten wir unbedarften Naturen vom vorschnellen Kauf des Updates abraten, weil es ein ziemlicher Murks zu sein scheint.

Was Apple als "virtuelle Domains" anpreist, ist exakt das, was es auch schon bei 10.2 Server gab, nämlich eine Funktionsweise, die exakt das Gegenteil von dem darstellt, was normalerweise als "virtuelle Domain" bezeichnet wird. Apple prahlt damit, dass der Mailserver eine Email immer in das gleiche Postfach wirft, wenn man mehrere "info@..." Domains benutzt. Nehmen wir an, man hätte "info@mueller.de" und "info@schulze.de", dann landen die Mails unabhängig von der Domain (!) immer im gleichen Postfach. Kurz gesagt, alles was nach dem @-Zeichen steht, wird ignoriert. Das ist so ziemlich das Dümmste, was man sich vorstellen kann, und doch ist wahr! Was für ein Unsinn! Herrlich!

Dieses tolle Feature muss man natürlich per Terminal und mit dem Ändern von Config-Dateien einstellen.

Wer sich nicht scheut, solche Eingriffe zu machen, der kann sich auch echte virtuelle Domains schaffen. Apple nutzt nämlich unter der Haube den Mailserver Postfix von IBM, eine Open-Source-Software. Diese ist sehr leistungsfähig. Wenn man ein paar Dateien ändert, kommt man ans Ziel. Man muss dann nur jede Email, wann immer eine hinzukommt oder wegfällt, in diesen Config-Dateien ändern. Die GUI ist dann wirkungslos. Unser Redakteur Klaus Rutemöller hat einen Weg recherchiert, der das Problem per Terminal elegant löst. (Denn Apple selbst ist sich ja zu fein, um sowas ins Handbuch zu schreiben.) In unserem Testbericht werden wir näher darauf eingehen. Wenn's bei jemandem schon früher brennt, antworten wir auch gerne auf Mails. (Da wir nicht Apples peinlichen Mail-Server benutzen, sind wir sogar per Email erreichbar, und zwar unter info@mac-tv.de, und das auf einem Server, bei dem's vor "info@..." nur so wimmelt.)

Postfix, die Software, die Apple nutzt, kann man sich gratis laden. Und da Apple keine brauchbare GUI dafür anbietet, kann man sich das Geld für Panther Server eigentlich sparen.

Wer nach so langer Entwicklungszeit und nach so vielen teuren Updates nicht in der Lage ist, ein so unverzichtbares Element wie einen Mailserver benutzbar zu integrieren, der hat im Server-Markt nichts verloren. In Apples Fall ist das umso peinlicher, weil sie im Grunde nichts anderes machen, als eine GUI für Open-Source-Programme zu basteln, sodass der Anwender nicht mit dem Texteditor arbeiten muss. (Das geht mit Linux nämlich billiger, und unter der Haube sind die Programme bis aufs Bit identisch.) Da man aber auch bei Apple ohne das Herumfuhrwerken in Konfigurationsdateien nicht weit kommt, muss man sich wirklich fragen, wem Apple so eine Niete wie Panther Server andrehen will.

Dies ist nur eine kleine Vorab-Bemerkung zu einem sehr komplexen Produkt, welches man nur nach einiger Zeit in der Praxis abschließend beurteilen kann. Den vollständigen Textbericht werden wir daher etwas später veröffentlichen.