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Bockige Mäuse


Meine kritische Distanz zur PC-Welt bestätigt sich erstaunlicherweise meist dann, wenn ich PC-User beim Wechsel begleite. Die Fähigkeiten beim Umgang mit Computern sind meist ziemlich unterentwickelt, obwohl es sich dabei stets um Personen handelte, die jahrelang mit dem PC zu tun hatten. Ich bin noch nicht ganz hinter das Geheimnis gekommen. Vielleicht brauchen diese Leute einfach mal meinen Kursus und ggfs. einen Einlauf.

Das fängt schon beim Gebrauch der Maus an. Ich behaupte mal, es ist schon nach kurzer Gewöhnung möglich, mit der Maus ebenso entspannt, schnell und zielsicher auf dem Bildschirm eine Position anzusteuern, als würde man mit dem Finger zeigen. Meine Kandidaten fuhrwerken hingegen zittrig auf dem Bildschirm herum, als würde die Maus seitenverkehrt reagieren. Ich muss leider gestehen, dass ich schnell in Rage gerate, wenn jemand immer wieder ganz knapp neben ein Objekt klickt, obwohl der Mauszeiger sich nach zahlreichen kurvigen Manövern bereits direkt über dem Icon befand. Ein weitere Hürde sind Kniffe wie „Click and Hold“, was zufälligerweise die Voraussetzung für Kontextmenüs oder Drag & Drop ist. Irgendwie scheint bei vielen PC-Usern eine vasomotorische Störung vorzuliegen.

Selbst ein Doppelklick ist oft schwer. Doppelklicken bedeutet nicht, zweimal zu klicken, sondern man muss zusätzlich ein gewisses Intervall einhalten. Meine Switcher halten davon nicht viel: Da wird erst geklickt; beim zweiten Klick wird die Taste ein wenig gehalten, das Icon dabei nervös verschoben, um dann die Taste wieder loszulassen und den Switchmaster fragend anzusehen. Ob Sie’s glauben oder nicht: Hier helfen nur ein paar kräftige Backpfeiffen, um die Konzentration zu erhöhen.

Möglicherweise ist die Ursache für solcherlei Unbill, dass PC-User die Maus nie richtig zu halten lernten. PC-User steuern die Maus mit dem ganzen Arm und der Schulter. Das ist nicht schlimm, allerdings fehlt dadurch eine Art „Nullposition“, von der aus alle anderen Bewegungen relativ zu sehen sind. Beim Mac liegt der Unterarm auf dem Tisch und er bildet zusammen mit dem Handgelenk eine Nullposition, sozusagen den geografischen Ursprung der Bewegungen. Bewegt man die Maus nach links, verschiebt man sie auf die linke Seite jener Achse, die der Arm bildet. Kehrt man zurück, bilden Arm, Handgelenk und Maus wieder eine Linie, und man hat automatisch den Nullpunkt wiedergefunden. Auf diese Weise verfügt man über ein festes, intuitives Koordinatensystem, welches sich auf dem Bildschirm abbildet. Die Navigation ist einfach und logisch.

Hat man keinen festen Nullpunkt, dann verschiebt er sich die ganze Zeit. Die Mitte des Bildschirms liegt dann maustechnisch mal auf der linken Seite des Schreibtischs, ein wenig später vielleicht schon in der Mitte oder auf der rechten Seite. Man weiß nie, wo man ist. Ich habe PC-Switcher regelmäßig dabei beobachtet, wie sie den Mauspfeil vom oberen Teil des Monitors nach unten bewegen wollten, aber die Maus hatte schon die Tischkante erreicht und konnte folglich nicht mehr weiter nach „unten“ bewegt werden.

Es ist wirklich ein unwürdiges Szenario, einen erwachsenen Menschen dabei zu erwischen, wie er mit einer Maus über längere Zeit irritiert und erfolglos an der Tischkante herumfährt, und je mehr er dort herumnestelt, desto mehr verkrampfen Hand, Arm und Schulter, ohne das Ziel je zu erreichen. Aber nicht nur das: Manche Anwender strecken im Eifer des Gefechts auch noch die Zunge seitlich aus dem Mund heraus, um ihre ganze Anspannung und Konzentration auszudrücken. Wiederum andere halten vor lauter Aufregung die Luft an und pressen, als säßen sie auf dem Klosett. Widerlich!

Fortsetzung folgt.


Die Kapitel des Beitrags:

• Switcher-Erfahrungen (Teil 3)

• Der Umstieg

• Der neue Mac. Naja, nicht ganz neu.

• Updates, Updates, Updates...

• Vom PC zum Mac

• Aller Anfang ist schwer

• Bockige Mäuse