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Gefährlich: Intel steigt um


07.05.2004   Bisher waren die Pentiums rein auf eine hohe Taktung ausgelegt, wie wir alle wissen. Der Prozessor war dabei aber nicht sehr effizient, was bedeutet, dass ein guter Teil seiner Taktung verpuffte und nicht in Performance umgesetzt werden konnte. Zusätzlich verbrauchten die Chips sehr viel Strom und wurden sehr heiß, mit all den Problemen, die damit verbunden sind. Apple und die PowerPC-Prozessoren boten zwar nicht eine so hohe Taktung, jedoch konnte wegen einer höheren Effizienz mehr „Performance pro Takt“ herausgeholt werden. Durch den niedrigeren Takt war der Stromverbrauch vergleichsweise gering, was Vorteile bei den Laptops ermöglichte und theoretisch die Chance auf leise Desktop-Computer eröffnen (vorausgesetzt, man bescheißt seine Kunden nicht mit minderwertigen Netzteilen und Lüftern).

Seit einiger Zeit hat Intel jedoch an einer alternativen Architektur gearbeitet, die eher der Philosophie des PowerPC-Prozessors folgt: Geringere Taktung, gleichzeitig höhere Effizienz und dadurch gute Performance, und natürlich ein niedriger Stromverbrauch. Das Ergebnis war der Pentium-M, den man speziell für Laptops entwickelte. Er zog wegen der geringen Taktung zuerst einige Häme auf sich, aber schell überzeugte er durch eine gute Leistung. Natürlich bewies das auch, dass Apple und AMD durchaus Recht hatten, wenn sie sagten, die Taktung alleine sei kein Kriterium für einen schnellen Prozessor.

Nun scheint Intel erkannt zu haben, welch großes Potenzial in dem neuen Pentium-M steckt. Dabei muss man sich vor Augen halten, dass der Markt für mobile Geräte immer weiter steigt und von allen Marktnischen das höchste Wachstum hat. Es lohnt sich also, den Pentium-M zum neuen Flaggschiff zu erklären. Außerdem löst er einige Probleme, die beim Pentium-4 immer prekärer wurden, nämlich die große Hitzeentwicklung und die mangelnde Effizienz, die man nicht auf alle Zeiten mit plumper Taktung erschlagen können wird.

Für Apple ist diese Kehrtwende bei Intel natürlich äußerst dumm. Das Alleinstellungsmerkmal der Strom sparenden, effizienten Prozessoren ist nun dahin. Die gemeine Grobschlächtigkeit der Pentiums wird weichen. Die Taktungen sind aber immer noch höher als es bei IBM bzw. Motorola möglich ist, und das Ergebnis ist eine hohe Performance, und zwar nicht nur auf dem Papier. Das ist ein Angriff aus einer Richtung, aus der Apple bislang nichts zu befürchten hatte.

Intel wird nun den Pentium-M stark verbessern. Bei der Hyper-Threading-Technologie ist Intel im Moment führend. Dabei wird dem Betriebssystem vorgegaukelt, es könne über mehrere Prozessoren verfügen. Das lastet den Prozessor besser aus. Im Schnitt bringt das bis zu 30 Prozent mehr Leistung, also nach heutigen Maßstäben etwa ein zusätzliches, kostenloses Gigahertz. Weiterhin wird AMDs Technologie zur Implementierung von 64 Bit eingebaut. Neu ist ein Feature namens „Vanderpool“, womit man mehrere Pcs auf einem Prozessor simulieren kann. Das ist bei Servern hilfreich, um z.B. mehrere Betriebssysteme gleichzeitig laufen lassen zu können.

Das klingt alles gar nicht so schlecht. Währenddessen arbeitet Intel an Pentiums mit mehreren Prozessorkernen, aber es gibt noch keine Anhaltspunkte dafür, wann diese Technologie in den Pentium-M einfließen wird.

Intel hat sich offenbar auf dem großen Markterfolg des hoch getakteten Pentium-4 nicht ausgeruht, sondern sie haben still und leise an den bekannten Schwachpunkten gearbeitet, und das Ergebnis ist offenbar der Pentium-M.

Nun ist die Fraktion rund um den PowerPC an der Reihe. Die Ausgangsposition ist ja gar nicht schlecht, denn Strom sparende und effiziente Chips baut man dort nicht erst seit gestern. Als Alleinstellungsmerkmal könnte das allerdings bald nicht mehr zur Verfügung stehen. Wenn der PowerPC bei der Taktung noch etwas drauflegt, ohne seine genannten Vorteile einzubüßen, dann könnte es ein spannendes Rennen werden. Denn wenn Intel den Taschenspielertrick oder die Augenwischerei einer nutzlos hohen Taktung nicht mehr verfolgt (das unterstelle ich mal), dann sind die Chancen wieder etwas fairer verteilt als in den letzen Jahren.