Fenster schliessen
 | RSSImpressum | Login logo
logo



Was kostet Dich eine Dusche?


13.07.2022   Zwischen fünfzig Cents und 5 Euro kann Dich Deine Dusche kosten, je nach dem, ob das Wasser mit Gas erwärmt wird, wie die Gaspreise liegen und vor allem, wie die genauen Einstellungen des Gas-Gerätes sind. In diesem Artikel möchte ich Dir zeigen, wie Du den Preis einer Dusche berechnest und wie Du ihn reduzieren kannst.



Der Artikel richtet sich an jene Leser, in deren Badezimmer eine Gastherme oder ein Durchlauferhitzer seinen Dienst verrichtet. Wer andere Anlagen bei sich zu Hause hat, kann seine Tipps gerne als Kommentar anhängen.

Wer eine Gastherme verwendet, beherbergt in der Wohnung auch einen Gasanschluss mit einem Zähler. Es lohnt sich, den Verbrauch einer einzelnen Dusche anhand des Zählers festzustellen. Der Gasverbrauch wird dort in Kubikmeter angezeigt.



Je nach Duschverhalten können dabei 0,25 Kubikmeter oder auch 2,5 Kubikmeter anfallen — letzteres wäre ein extrem hoher Wert, aber manche Leute duschen gerne lang.

Wie berechnet sich nun der Preis in Euro? Das ist recht einfach, wenn man sich mit einem ungefähren Ergebnis zufrieden gibt. Gas wird zwar in Kubikmeter gemessen, aber der Preis wird in Kilowatt-Stunden (kWh) angegeben. Das ist sozusagen die Energie, die in dem Gas steckt. Denn Gas kann eine unterschiedliche Qualität haben und unterschiedlich viel Energie liefern. Der Kunde muss aber nur die tatsächliche Energie bezahlen, weil er auf die teilweise schwankende Gasqualität keinen Einfluss hat. Diese schwankende Qualität nehmen wir einfach mit einem festen Faktor an, das vereinfach die Rechnung erheblich.

So funktioniert es:

  • Man nimmt zunächst die Gasmenge in Kubikmeter.

  • Dann multipliziert man den Wert mit 10 und erhält die Kilowatt-Stunden.

  • Dann multipliziert man mit dem Gaspreis.

Beispiel: Sagen wir, jemand verbraucht bei einer Dusche 1 Kubikmeter Gas. Multipliziert mit 10 ergibt das 10 kWh. Wenn der Gaspreis bei (derzeit) 23 Cents pro kWh liegt, ergibt das 2,30 Euro für eine Dusche.

  • Befinden sich vier Personen im Haushalt, die jeden Tag einmal duschen, macht das 2,30 Euro x 4 x 365 = 3.338 Euro pro Jahr.

  • Hingegen: Rechnet man mit dem früheren Gaspreis von nur 5 Cent pro kWh, dann wären es nur 730 Euro. Also ein Unterschied von ca. 2.600 Euro. Die Einschätzung der Politiker, dass die Gaspreise für viele Bürger einen Monatslohn oder einen Familienurlaub kosten könnten, scheint plausibel zu sein.



Die Grafik oben habe ich bei der ZEIT geklaut, die eine empfehlenswerte tägliche Statistik veröffentlicht. In hellblauer Farbe sieht man die Preisentwicklung des vorigen Jahres. Der Preis lag bei 4 bis 6 Cent pro kWh.

Derzeit liegt er bei fast 24 Cent, und die Kurve zeigt steil nach oben. Der Tagespreis beträgt also bereits das Sechsfache. Prognosen gehen mindestens vom Achtfachen aus, das wären 32 Cent.

Bei derart hohen Gaspreisen, aber auch bei generell knappem Gas, könnten viele Bürger ihren Gasverbrauch teilweise durch Strom ersetzen. Das funktioniert zwar nicht beim Duschen, sehr wohl aber beim Heizen.



Aber auch Strom kann nicht in beliebiger Menge erzeugt werden, also könnten die Preise auch dort steigen. Der Strompreis stieg im letzten Jahr um etwa 30 Prozent, von 28 Cent auf knapp 40 Cent pro kWh. Das liegt teilweise daran, dass Strom unter anderem aus Gas erzeugt wird, aber es gibt natürlich noch andere Ursachen. Aber alleine die wegfallende Gasverstromung wird dafür sorgen, dass der Strompreis steigen wird.

Zusätzlich zu den hohen Preisen sind wir mit dem Problem konfrontiert, dass, ungeachtet des Preises, einfach nicht genug Gas vorhanden sein wird. Robert Habeck hat bereits angedeutet, dass das gesetzliche verankerte Vorrecht für private Haushalte womöglich nicht über längere Zeit aufrecht erhalten werden könne, wenn es den Fortbestand wichtiger Industriezweige gefährden würde. Es geht also nicht nur darum, ob man sich die hohen Preise leisten kann. Sondern es sind alle Bürger aufgerufen, möglichst wenig zu verbrauchen, und zwar sowohl Gas als auch Strom.

Wie wichtig das gemeinsame Sparen ist, zeigt ein Blick auf das beste Szenario: Im besten Fall gelingt es uns irgendwie, die Gasspeicher bis zum Beginn der Heizperiode komplett zu füllen. Zusätzlich bekämen wir eine begrenzte Menge Gas aus anderen Quellen. Dieses beste Szenario bringt uns bis etwa Januar oder Februar. Dann sind die Speicher leer. Aber der richtig kalte Winter kommt dann erst noch. Die Heizperiode endet üblicherweise im Mai. Das wären drei prekäre Monate — zwar nicht das Ende der Welt, aber sicherlich kein Vergnügen. Wie gesagt, es ist das beste Szenario.



Das weniger gute Szenario besteht darin, dass wir die Speicher nicht voll bekommen und dann bereits ab November frieren. Das gilt auch für Bürger mit vollem Geldbeutel, weil einfach nicht genügend Gas vorhanden sein wird.

Wenn Putin also den Gashahn zudreht, dann beginnt jetzt ein Rennen darum, die Speicher möglichst voll zu bekommen und sich Tricks zu überlegen, wie man den eigenen Verbrauch reduzieren kann, einerseits aus Eigennutz, andererseits aber auch aus Verantwortung für unser aller Wohlergehen.

Meinen eigenen Gasverbrauch konnte ich auf ein Fünftel reduzieren. Ich fange also einerseits einen fünffachen Gaspreis auf, andererseits stelle ich vier Fünftel meines früheren Verbrauchs der Allgemeinheit zur Verfügung. Davon werde ich im Winter profitieren (vielleicht).

Meine hohe Ersparnis hat ihre Ursache in reichlich dämlichen Einstellungen meiner Gastherme, die ich bisher nicht bemerkt hatte. Das Wasser wurde so stark erhitzt, dass ich stets kaltes Wasser hinzu mischen musste. Ich dachte, das würde allgemein so gemacht: Man mischt sich die gewünschte Temperatur, indem man kaltes und warmes Wasser mischt. Aber wenn Energie knapp ist, ist das ziemlich dämlich.

Nun habe ich meine Gastherme so eingestellt, dass das Wasser nur noch lauwarm wird. Ich mische kein kaltes Wasser hinzu. Die Wassermenge ist dadurch geringer, aber das ist mir beim Duschen einerlei. Zum Vergleich: Wenn es auf eine bestimmte Wassermenge ankommt, etwa beim Füllen einer Badewanne, funktioniert der Trick nicht.

Sicherlich empfindet es jeder Mensch unterschiedlich. Aber persönlich ist es mir lieber, ich habe beim Duschen ein warmes Rinnsal als einen kalten Wasserfall. Eine deutlich geringere Wassermenge mit einer moderaten Temperatur ist immer noch angenehm, spart aber sehr viel Energie.

Ich habe anhand meines Gaszählers kontrolliert, wie viel Gas ich pro Minute nach meiner früheren Methode verbraucht hätte. Dann habe ich solange an meiner Gastherme herumgefummelt, bis ich bei einem Fünftel angekommen bin. Die Kontrolle des Gaszählers war für mich der entscheidende Schritt, um dahinter zu kommen, was wirklich los ist.

Eine Gastherme bietet meist zwei Einstellungsmöglichkeiten: Erstens die Flamme, zweitens die Wassermenge. Je mehr Wasser durchrauscht, desto größer muss logischerweise die Flamme sein. Ein simpler erster Versuch könnte darin bestehen, die Flamme einfach auf den kleinsten Wert zu stellen, und dann die Wassermenge so anzupassen, dass es angenehm warm ist. Wenn die Wassermenge dann zu gering wird, kann man nachjustieren.

Putin hin oder her: Ich werde diese neue Einstellung auch beibehalten, wenn das ganze Schlamassel überstanden ist.

Falls Du weitere Tipps hast, freue ich mich über Kommentare und Ergänzungen. Diskussion im Forum